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Der nächste Tag war angebrochen. Es passierte nichts besonderes über das ich mich freuen oder worüber ich weinen könnte.
Eher im Gegenteil, ich fühlte mich leer. Emotionslos.
Ich hatte es satt jedem vorzuspielen das es mir egal wäre was mit Diego und Oscar passiert war.
Nach dem Essen gesellte ich mich zu Abuela die auf ihrem beigen Sofa saß das mit schönen bunten Blumen bestickt war. Die Farbe war an einigen Stellen ausgeblichen da dieses Sofa schon einige Jahre hinter sich haben muss. Sie hatte ihre Beine auf einem kleinen, gepolsterten Hocker hochgelegt und las gemütlich in ihrem Buch. Ihre Brillenkette die aus einer Perlenreihe bestand schwang langsam hin und her. Nach einigen Momenten klappte sie das Buch zu und schaute mich mit hochgezogener Augenbraue an, als würde sie mich gerade lesen.

,,Komm her Kleines."
Sie hatte ihr Buch zur Seite gelegt und klopfte leicht mit ihrer Handfläche auf ihre Oberschenkel. Ein Zeichen dafür das ich mich darauf legen sollte, und ich tat es auch ohne länger zu warten.
Sie spielte mit meinen geflochtenen Strähnen.

,,Mein kleiner Oscar hatte wunderschöne , braune Locken. Nichtmal das Wasser hatte die Kraft diese Haarstärke zu durchtrennen. Jedes mal wenn ich ihm die Haare kämte, sprangen sie sofort zurück wie eine Autofeder."
Sie lachte leise und herzlich als sie mein Haar zwischen ihren Fingern herum zwirbelte.
,,Er hatte sie von seiner wunderschönen Mutter geerbt. Sie war überall bekannt für ihre wunderschönen langen Locken und ihren glänzenden, großen Augen. Als ich hörte das es ihr nicht gut ging damit das mein Sohn, Oscar und Diegos Vater, im Gefängnis saß, half ich ihr dabei die beiden Frechdachse groß zu ziehen."
Sie machte eine Pause und fing an meine Stirn zu streicheln.
,,Sie hatte es nicht einfach... so lang in Angst zu leben das jemand plötzlich durch die Tür brechen könnte um Rache auszuüben."
Ich schaute sie an und drehte mich auf den Rücken.
,,Was ist mit Oscars und Diegos Eltern passiert?"
Abuela atmete tief ein und ich sah den Schmerz in ihren Augen.

,,Selena nahm sich das Leben mit Schlaftabletten. Sie war abhängig. Und mein Sohn Ricky? Ich glaube er sitzt immer noch im Knast."
Ich war geschockt. Oscar hat seine Mutter verloren....
,,Aber Abuela... wann hast du Ricky das letzte mal besucht?"

Sie schüttelte den Kopf ,,nie mein Herzchen.. Ich hatte ihm geschworen das er mir niemals unter die Augen treten soll sobald er das Gefängnis verlassen hat. Er hat seine Familie  im Stich gelassen, vorallem seine Kinder. "
Was für eine schreckliche Geschichte...

,,Ich nahm mir zur Aufgabe mich um die beiden Jungs zu kümmern und hoffte immer das sie zu zwei erfolgreichen und reinen Männern aufwachsen. Doch bei Oscar war schon ziemlich früh zu erkennen das er so werden würde wie sein Vater.
Er hatte nie Angst vor Dingen die uns sonst zu Tode erschrocken hatte und bereits im jungen Alter von 14 hatte er begonnen Verantwortung für das komplette Haus zu übernehmen das ihm und seinem Bruder hinterlassen wurde. Mein Enkel wollte Diego das beste Leben bieten und  dafür sorgen das aus ihm was wird. Und ich muss zugeben das er es auch geschafft hat, denn Diego geht zur Schule, ist an seinem Abschluss dran und wurde bis her noch nie von der Polizei verfolgt. Aber wie das Schicksal es will, wurde Diego mit rein gezogen."

Sie atmete schwer und man konnte ihr den Schmerz anmerken den sie empfand. Die Beiden waren für sie quasi wie ihre eigenen Kinder.
,,Wieso hat Oscar das zugelassen das Diego mitkommt?"
Fragte ich sie um sie davon abzuhalten tiefer in Gedanken zu versinken.

,,Ich weiss es nicht Mija. Aber eins weiss ich sicher... Oscar hat es aus einem bestimmten Grund getan. Das war wohl der einzige Weg ihn zu beschützen."

Ich setzte mich auf und lehnte mich gegen ihren Arm.
,,Abuela... denkst du Diego und Oscar kommen zurück?"
Sie schloss die Augen und verzog das Gesicht vor Schmerz.

,,Ich weiss es nicht meine Kleine... ich bete einfach jede Nacht das die Jungs wieder vor meiner Tür stehen und darauf warten das sie von mir etwas gutes zu essen bekommen.
Keiner kann in Worte fassen wie sehr sie mir fehlen, ich fühle mich nicht mehr wie ich selbst."

Die Sünden des Santo //Oscar Diaz- aka. SpookyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt