Ich saß im Fenster unseres Hauses und schaute hinaus. Es war eines dieser coolen Fenster, die so ausgebaut waren, dass man in ihnen sitzen und lesen konnte. Eine gemütliche Ecke, die quasi der einzige Grund war, warum unsere Wahl auf dieses kleine, beengte Haus mit dem kleinen Garten gefallen war. Es war genug für zwei und ich bereute nicht, dass wir es dem größeren Haus vorgezogen hatten.
Schnee fiel in dichten Flocken und ich musste an den Tag denken, an dem ich und Hoseok und das erste Mal begegnet waren. Es war genauso ein Sturm gewesen.
Erinnerungen kamen hoch und mit ihnen Emotionen. Wir hatten es geschafft. Wir hatten es also wirklich geschafft. Ich beobachtete das Treiben der Flocken und wie sie aus grauem nichts zu fallen schienen und der Griff um die Tasse, an deren glatter Oberfläche ich mir die Finger wärmte, wurde fester. Dann kamen die ersten Tränen.
Den Schneeflocken gleich flossen die Tränen zahlreich und aus dem Nichts. Ich zog die Kapuze, die ich mir aufgesetzt hatte, bis zu meiner Nase ins Gesicht und lehnte mich an den Fensterrahmen. Ich versuchte das Schluchzen zu unterdrücken, damit Hoseok nicht alarmiert würde, doch was sollte ich sagen, er hatte wohl einfach einen Sensor, denn im nächsten Moment fühlte ich, wie er mir die Tasse abnahm und sich zu mir ins Fenster setzte.
"Jiminie?", fragte er vorsichtig und ich zog die Nase hoch und versteckte mich in meiner Kapuze. Doch das ließ er mir nicht durchgehen. Er schob mein Versteck so, dass er mir in die Augen sehen konnte und suchte in ihnen nach einem Grund, warum ich begonnen hatte, so zu weinen. Langsam hob er seine Hand und legte sie mir an die Wange, ehe er sanft mit dem Daumen unter meinen Augen lang strich, um ein paar der Tränen einzufangen.
"Shhh, Jiminie", lockte er beruhigend, "was ist los?"
Ich konnte mir vorstellen, dass er sich Sorgen machte, denn er kannte mich gut und er kannte meine emotionalen Ausbrüche. Doch die ruhige Stimmlage seiner wundervoll tiefen Stimme, verriet mir, dass er bereits sehen konnte, dass es dieses Mal nichts Schlimmes war, dass mich in diese Lage brachte. Das war es auch nicht. Wieder schniefte ich und er zog mich mit einem leisen: 'Na, komm her' in seine Arme. Ich kuschelte mich an das weiche Material seines Pullovers. Es war der gleiche, den ich anhatte, nur eine Größe größer.
"Es ist n-nichts", murmelte ich und schmiegte mich in seine Arme, während er so zurückrutschte, dass er sich im Rahmen anlehnen konnte. Nachdem ich mich gemütlich an ihm angekugelt hatte, war er sogar so freundlich und reichte mir meinen Tee zurück. Ich zog mir noch mal geräuschvoll meine Nase hoch.
"Nichts?", hakte er nach und ich nahm ihm die Tasse ab, ehe ich mir der Freien seine Hand nahm und begann mit dem Ring an seinem Ringfinger herumzuspielen, "Wir haben noch nicht mal Geschenke ausgepackt und du weinst schon." Verlegen schniefte ich. Ich nickte. Er hielt mich fest und küsste mich auf den Haaransatz. Mein Verlobter fragte nicht weiter, wartet nur, dass ich weitersprach und ihm eine Erklärung lieferte, denn das war der Deal. Heftige Ausbrüche war Hoseok gewohnt, aber er wollte immer noch wissen, warum, wenn ich denn soweit war.
"Ich", wieder schluchzte ich ein bisschen, "Ich bin nur so glücklich."
Er lachte leise. Dann küsste er mich, trotz meiner leichten Rotznase, die ich inzwischen hatte. Ich stellte den Tee nun selbst beiseite, schlang die Arme um seinen Torso und kuschelte mich noch enger an ihn. Langsam beruhigte ich mich wieder und wischte mir die Augen mit dem Ärmel.
"Mein kleines, emotionales Küken", murmelte er und bedeckte mein Gesicht mit kleinen Küsschen, ehe er mich fester an sich zog und mir direkt ins Ohr kicherte, was mich blubbly und aufgekratzt werden ließ. Sein Lachen war besonders, wenn es echt war. Denn auch er hatte so viel zu arbeiten gehabt, damit wir heute hier sein konnten.
Es gab eine Zeit, da hatte ich selbst nicht mit den ganzen Emotionen klarkommen können, die in meinem Körper stecken. Ich hatte mich geschämt dafür, immer zu viel zu fühlen und es nicht mal verstecken zu können. Es war mir peinlich gewesen. Doch das schlimmste war wohl die Wut gewesen, die sich einfach nicht hatte kontrollieren lassen wollen, zumindest bis dieser Engel mit seinen gebrochenen Flügeln in mein Leben gekommen war, um mich zu besänftigen.
Hi :')
Ich hab auch noch mal einen mehr oder weniger weihnachtlichen Beitrag. OS Versuch von diesem Jahr Nummero eins :DIch weiß, der Prolog ist ein bisschen fade und maybe ist auch diese Story nicht für jeden was, weil ich versucht habe, ein bisschen was tiefsinnigeres auf die Beine zu stellen. Alles in Allem geht es um Heilung.
Ob es mir gelungen ist, könnt ihr am Ende beurteilen.
Wer sensitiv auf Themen wie Depressionen, oder psychische Probleme reagiert, sollte dies mit Vorsicht lesen <3 Stay safe. Nicht, dass es schlimme Beschreibungen gäbe, aber ich hatte schon eine Probeleserin in Tränen XD (Danke dafür Lukey_chan).
Danke an alle, die der Story eine Chance geben, auch, wenn auch diese wieder anders sein wird als der Rest von Channel. Wir haben zum Teil ziemlich kurze Chaps, also kommen wir hier schnell durch :D
Freu mich auf euch,
Erin
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Seven Years
FanfictionDas Leben ist nicht immer leicht und wenn jemand das weiß, dann ist es Jimin. Schon in jungen Jahren vernachlässigt holen ihn die Schatten seiner Vergangenheit ein. Ergebnis: geschlossene Therapie in einer entsprechenden Einrichtung. Dort lernt er H...