"AAHHHHHHAARRGHHH, HOSEOK", kreischte ich schon fast und versuchte aus dem Bett zu kommen. Müde machte mein Freund eines seiner Augen auf und sah mich vorwurfsvoll an, dann glitt sein Blick zum Wecker.
"Jiminie, es ist halb sechs am Morgen, was ist los?", fragte er. Er war vollkommen ruhig, war er doch leid mit mir gewohnt, denn selbst jahrelange Therapie konnte nicht alle Marotten ausmerzen. Ich war eben immer noch reizbar. Nicht, dass ich das an ihm auslassen würde, außer wenn ich lautstark aus dem Bett fuhr.
Wissend, dass er bei Weitem nichts Schlimmeres zu erwarten hatte, setzte er sich auf, griff nach meiner Hand und zog mich wieder zurück ins Bett. Ich zappelte und strampelte ein bisschen und beschwerte mich lautstark über seine Dreistigkeit, während er nur lachte und mich an sich drückte. Er bedeckte mein Gesicht mit kleinen Küssen, dann sah er mir in die Augen und tatsächlich beruhigte mich das auch gleich, auch wenn ich immer noch nicht sagen konnte, warum das jedes verdammte mal klappte.
Vielleicht weil es uns gut ging, vielleicht weil er einfach wusste, wann es wie ernst war.
Er hatte über die Jahre ein Gespür dafür entwickelt, wann meine Anspannung ein toxisches Maß hatte und wie er wann reagieren musste und ich merkte einfach, wenn seine Stimmung begann zu kippen und wir redeten darüber, bis wir beide wieder sicher waren.
Den Rest regelte bei mir noch immer regelmäßige, weil ihm bedarfsmäßige Therapie.
"Was ist los?", fragte er noch mal, mich immer noch im Arm haltend und mir mit den fingernd durch die Haare gehend.
"Ich habe mein Tablet zu Hause vergessen. Ich wollte heute die Analyse für die Uni fertig machen! Ich habe also meine Sachen nicht hier!! Ich muss nach Hause fahren und es holen! Das kostet mich so viel Zeit und..." Ich bemerkte selbst, wie ich mich aufregte und ich atmete durch. Was hatte ich gelernt? Besonnen mit Situationen umgehen. Meine drei Schritte.
Schritt eins: Was regt mich genau auf? - Meine Dummheit, denn ich hatte es nicht eingepackt.
Schritt zwei: Ist das wirklich wichtig? - Ich überlegte. Nein. War es nicht, denn statt mich selbst fertig zu machen sollte ich eine Lösung finden (das war oft die Antwort auf Schritt zwei, denn es gab oft eine Lösung).
Schritt drei: Finde eine Lösung. - Ich hatte alles in der Cloud. Alles, was ich brauchte, war ein Tablet und meine Programme. Das war ein Extraaufwand, ja, dieser wäre vermeidbar gewesen, ja, aber das war alles kein Beinbruch. Beruhige dich Jimin. Kein Drama.
"Hoseokie, kann ich dein Tablet ...?", ich musste es nicht mal aussprechen, denn er reichte es mir schon rüber. "Installiere, was du brauchst, es hat noch massig Speicher", sagte er sanft. Ich liebte diesen Mann, allein schon, weil er mich hatte meine Schritte gehen lassen, damit ich auch selbst drauf kam. Es war nie gut, wenn ich angespannt war und wer anderes die Lösung fand, dann fühlte ich mich nutzloser, das wusste er. Also wartete er immer, selbst wenn er eine Idee hatte, ob ich auf etwas kam, oder ihn aktiv um Hilfe bat. Ich nahm sein Tablet und sprang aus dem Bett, nicht ohne ihm vorher einen Kuss aufzudrücken.
"Danke, Schatz, du bist der Beste. Entschuldige, dass ich dich geweckt habe. Schlaf weiter." Er grinste nur und sah mir nach.
"Jimin?", fragte er und ich angelte mir eines seiner Hemden, damit ich überhaupt was anhatte. "Ja?", fragte ich, während ich das Hemd notdürftig ein bisschen zumachte.
"Kannst du dann bitte eeeeeendlich bei mir einziehen?"
Ich sah ihn verdutzt an. Blinzelnd ließ ich die Augen durch den Raum wandern. Ich war achtzig Prozent der Zeit ohnehin bei ihm. Warum war ich eigentlich noch nicht bei ihm eingezogen? Ach ja, weil ich mich mal wieder vor Veränderung scheute und weil ich irgendwie auch nicht dran gedacht hatte.
"Ihjaa", antwortete ich. Er hatte recht und ich war manchmal echt langsam. Wir waren jetzt schon gute dreieinhalb Jahre zusammen und wohnten eh so gut wie zusammen.
"Ja", sagte ich also noch mal."Willst du mich nicht auch gleich fragen, ob wir heiraten?", setzte ich scherzhaft hinzu, auch wenn ich zugeben musste, dass die Vorstellung mir gefiel. Er lachte nur leise und ich setzte ein Schmollen auf. Was war daran so witzig?? Er stand auf und fing mich so ein, dass er sich einmal an meinen Rücken gekuschelt mit mir drehen konnte. Er blieb wieder Richtung Bett gewandt mit mir stehen.
"Wenn du mich so fragst", meinte er nur locker und sah auf Regal. Ich folgte seinem Blick und meine Augen würden größer. Da stand eine Ringschatulle. Was was was?! Ich drehte mich zu ihm um und sah ihn schockiert an.
"Seit ... Seit wann steht die da schon?!", fragte ich und er lachte nur fröhlich. "Ein paar Wochen?" Dieser Idiot, was war sein Plan gewesen? Dass ich sie finde und ohnmächtig werde? Er torkelte, mich ein bisschen zurückschiebend, auf unser Bett zu und griff nach der Schatulle, als sie nah genug war.
Er öffnete sie und zeigte mir den Ring und direkt schossen mir die Tränen in die Augen. Warum war ich eigentlich 'die Frau' in unserer Beziehung?! Ich hakte auch diesen Gedanken einfach ab, denn das stimmte nicht und ich wusste es. Dennoch fühlte ich mich ein bisschen, wie ein kleines Kind, dessen größter Traum wahr wurde und zuweilen waren es doch mehr Mädchen, die sich so was ausmalten.
"Park Jimin, würdest du mir die Ehre erweisen und mein Mann werden?"
Ich nickte glücklich und zog seinen Kopf zu mir, um ihn zu küssen. Gott ich liebte ihn zu sehr. All die Strapazen, die Arbeit und das Warten hatte sich gelohnt, denn wenn ich eins in meinem Leben sicher wusste, dann dass er zu mir gehörte und ich zu ihm und das nicht auf eine abhängige Art und Weise, sondern als Win-Win Beziehung in der sowohl er als auch ich wachsen konnten.
Ergänzten uns nicht, wie erweiterten uns gegenseitig.
Glücklich streifte er mir den Ring über und küsste mich dann wieder. Der Kuss wurde schon bald leidenschaftlicher und wir ließen uns zurück ins Bett fallen. Es gab was zu feiern.
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Seven Years
FanfictionDas Leben ist nicht immer leicht und wenn jemand das weiß, dann ist es Jimin. Schon in jungen Jahren vernachlässigt holen ihn die Schatten seiner Vergangenheit ein. Ergebnis: geschlossene Therapie in einer entsprechenden Einrichtung. Dort lernt er H...