ıllıllı ᕼEIᒪIGᗩᗷEᑎᗪ 2014 ıllıllı

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Chanie war bei seiner Familie und ich war wieder allein. Ich sah an die Decke, dann rollte ich mich auf den Bauch. Zögerlich zog ich die Schublade auf und zog eine kleine Schatulle und einen Zettel hervor. Ich entfaltete den Zettel.

Die Kette bekommst du nächstes Jahr, wenn wir beide draußen sind. Versprochen.

Tränen stiegen mir in die Augen, als ich über die Buchstaben strich.
Ich hatte keine Kette. Ich war nicht draußen. 

Das Versprechen bekam einen bitteren Beigeschmack. Zärtlich ließ ich die Fingerspitzen über die Tinte wandern, dann ließ ich den Brief mitsamt den Kästchen in den Papierkorb fallen. Ich drehte mich zur Wand und schlang meine Arme um mich. Bis letztes Jahr war ich es gewohnt gewesen, dass niemand mir was schenkte. Doch wenn man einmal was bekommen hatte, dann war es schwerer die Einsamkeit hinzunehmen.

Sollte das jetzt so weitergehen? Dass ich mich jedes Jahr schlimmer fühlte? Ich schluchzte, denn auch wenn ich mich gut hielt, heute war der Schmerz nicht auszuhalten. Er fehlte mir so sehr und dass sein Versprechen nicht wahr wurde zeriss mich für einen Augenblick und ich konnte das fast körperlich spüren. Anspannung sammelte sich wieder in mir, doch ich versuchte tief durchzuatmen. Ich schlug trotzdem gegen die Wand. Nicht doll, nur um den Druck zu spüren.

War es meine Schuld? Weil ich nicht schnell genug Fortschritte gemacht hatte? Wie sollte er mir draußen eine Kette schenken, wenn ich nicht draußen war? Auf der anderen Seite hätte er mir auch draußen nichts geschenkt, denn er hatte mich vergessen. Ich krabbelte unter meine Bettdecke. Einsamkeit hinnehmen war so unfassbar schwer, wenn man einmal was anderes gehabt hatte.

Doch auch das musste ich lernen. Ich schloss die Augen. Tränen flossen, doch ich beruhigte mich langsam wieder. 

Mit einem Seufzten und einem Ruck setzte ich mich wieder auf, dann holte ich die Schatulle wieder aus dem Papierkorb und öffnete sie. Ich strich über das kühle Metall. Er war wunderschön und er gefiel mir. 

Ich sollte ihn nicht wegwerfen, weil ich gerade salty war. 

Mir kam ein Gedanke. Ich sollte einfach selbst eine Kette dafür kaufen. Genauso, wie ich Hoseok in Erinnerung behalten sollte, statt ihn vergessen zu wollen. Es tat alles so weh, doch ein Teil von mir hatte gewusst, dass es so kommen konnte, denn die Umstände waren eben nicht die besten.

Einen letzten Blick auf den Anhänger werfend, ließ ich meine Hand langsam sinken. Ich schloss die Schatulle wieder und legte sie sorgsam zurück.

Ja. Ich würde mir selbst eine Kette kaufen. 

Ich würde allein stehen. 

Seven YearsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt