Kapitel 10 - Feuer

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„Hast du in dem Dorf bessere Freunde?", fragte Kakuzu.

Shouta drehte sich auf den Ballen um und lachte. „Bessere Freunde?" Er beobachtete Kakuzu durch den dichten Schneefall. Wie immer sah er genervt aus und der Schnee hatte seine Maske und die dazugehörende Kapuze durchnässt. Einzelne Flocken klebten gefroren daran.

„Keine, die dich mit einer Mistgabel begrüßen."

„Es war eine Hacke", sagte Shouta.

Kakuzu gab ein tiefes Geräusch von sich, das Shouta schwer einordnen konnte. Es war kein Knurren, mehr eine Art amüsiertes Grummeln.

Weil Kakuzu nicht antwortete, schloss Shouta, dass er weiterreden sollte. Er tat ihm den Gefallen: „Keine Hacke, keine Mistgabel und auch keine Axt. Du musst dir wirklich keine Sorgen machen."

„Das muss ich mir sowieso nicht."

Shouta blieb stehen. „Also machst du dir Sorgen um mich? Wie süß von dir."

Kakuzu war viel größer als Shouta und wog locker doppelt so viel wie er, aber als er an ihm vorbeilief und sie sich berührten, landete Shouta nicht im Schnee. Es war eine beinahe sanfte Berührung, verglichen mit der Kraft, die Kakuzu haben musste. Er stolperte nicht ein mal.

Shouta stand für einen Augenblick überrumpelt da. Irgendwie fühlte sich seine Schulter warm an. Er bemerkte erst, wie lange er da gestanden haben musste, als er Áras Grinsen sah. Sein Gesicht wurde heiß, aber er rettete sich mit einem Grinsen seinerseits. Er drehte sich um, um Kakuzu zu folgen.

Hidan gab einen theatralischen Seufzer von sich und sagte etwas zu hen, das Shouta nicht mehr verstanden.

Auf Kakuzus Höhe angekommen, gähnte Shouta.

„Schlecht geschlafen?", fragte Kakuzu.

Shouta nickte. „Du auch, oder?" Für gewöhnlich bewegte sich Kakuzu nicht, wenn er schlief. Manchmal sah er sogar fast tot aus, in dieser Nacht hatte er sich lautlos umhergewälzt. Shouta konnte im Dunklen sehen und so entging ihm das nicht.

Kakuzu nickte, was Shouta überraschte.

„War der Boden zu unbequem?", fragte er, weil es ihm höflicher erschien nicht von einem Albtraum auszugehen. Und bequem waren die Hütten nun wirklich nicht.

„Ja", sagte Kakuzu, „ich werde nicht jünger."

„War das ein Scherz?" Shouta musste lachen.

Darauf kam keine Antwort.

„Oder soll ich Mitleid mit dir und deinem Alter haben?"

„Bilde dir nicht ein, du kannst dir jetzt zu viel erlauben", sagte Kakuzu, ohne dabei ernst zu wirken. Seine Stimme war immer noch tief und grollend, nicht direkt nett. Es war der mörderische Tonfall, der es anders machte.

„Darauf würde ich nie im Leben kommen."

Keine Antwort.

Er wollte einen Scherz machen, aber etwas Anderes erweckte seine Aufmerksamkeit.

„Scheiße."

Dicker, schwarzer Rauch stieg in den Himmel. Es war viel zu viel für Rauch aus den Kaminen. Es war sogar zu viel für eine einzelne brennende Hütte und die brannten selten. Sie blieben alle stehen.

„Das ist das Dorf", durchbrach Ára die Stille. „Gehen wir hin?"

„Warum sollten wir es nicht tun?" Hidan runzelte die Stirn.

„Soldaten", antwortete Shouta.

„Was?", fragte Hidan.

„Wahrscheinlich sind das Soldaten. Wenn welche beim anderen Bergdorf waren, können sie auch hier hin." Ára sah zu Shouta. Fragend, und abwartend. Er konnte nur die Schultern zucken. Er wusste auch nicht, was los war.

Nur wer frei ist, ist ein KönigWo Geschichten leben. Entdecke jetzt