Losers [boyxboy]

Das ist kein Date

Ich stand mit meinen Freunden in der Pausenhalle, als mir plötzlich jemand auf den Rücken sprang. Es brauchte aber nicht viel, um zu wissen, wer es war. Mir hingen nämlich blonde Locken im Gesicht.

„Gefunden!", rief Lucia lachend. „Ich dachte schon, du gehst doch nicht auf diese Schule."

Die Kinnladen meiner Kumpels vielen nur so nach unten. Als ich ihnen das Höschen als Beweis für die gemeinsame Nacht vor die Gesichter gehalten hatte, wurde ich gefeiert wie ein Held. Das war irgendwie mehr als dämlich. Aber es hatte funktioniert.

„In diesem Kaff gibt es nicht sonderlich viele Schulen..." Ich schob ihre Mähne aus meinem Gesicht.

Grinsend winkte sie meinen Jungs zu. „Hi, ich bin Lucia." Sie stellten sich ebenfalls vor, nachdem sie ihre Sprache wieder gefunden hatten. Das Mädchen auf meinem Rücken sah eben auch im Alltag wirklich gut aus.

„Würdest du von mir runter gehen? Ich hab schon einen Rucksack." Ich machte Anstalten sie runter die schütteln.

„Wieso? Ich bin ein wirklich schöner Rucksack, findest du nicht?" Lachend rutschte sie von mir runter. Im Vergleich zu mir, war sie schon ziemlich klein. Auf der Party war es wegen ihrer hohen Schuhe nicht so sehr aufgefallen. „Was hast du heute noch vor, Karl?"

Das machte sie mit Absicht, oder? „Karl? Das geht wirklich zu weit", meinte ich lachend. „Wieso fragst du?"

„Wir können ja was unternehmen? Du kannst mir die Stadt zeigen." Sie griff nach meiner Hand und fummelte an meinen Fingern herum. Es störte mich nicht. Meine Jungs hingegen konnten ihren Augen wohl nicht ganz trauen. Schließlich ließ ich sonst kein Mädchen sonderlich nahe an mich heran. Nicht so wie ich Goldie eben an mich heran ließ. Die Eroberung meines besten Freundes quiekte aufgeregt auf. „Benny, hast du etwa eine Freundin?"

Ich schenkte dem Mädel keine Beachtung. Wieso auch? Das tat ich sonst auch kaum. Sie war nicht wirklich eine Freundin, sondern hing meinem besten Freund wie eine Klette am Arsch. Dass wir uns seit dem Kindergarten kannten, interessierte mich herzlich wenig.

„Ich hab nach der Schule erstmal Training. Danach kann ich dich abholen", schlug ich meinem Goldlöckchen vor.

„Ich schreib dir meine Adresse. Dann bis später, Paul." Sie ließ meine Hand los und winkte grinsend, ehe sie davon hoppelte.

„Oh mein Gott..." Ich sah ihr schmunzelnd nach. Das machte sie definitiv mit Absicht!

Dexter, mein bester Freund, boxte mir gehen die Schulter. „Sind wir gerade Zeuge geworden, wie du dich auf ein Date verabredet hast?"

„Das ist kein Date." War es ja auch nicht. Ich traf mich einfach mit einer Freundin. Waren wir überhaupt Freunde? Wir kannten uns ja kaum. Dennoch hatte ich das Gefühl, dieses Mädchen wusste mehr über mich als all meine Freunde zusammen.

„Wer es glaubt, wird selig", mischte sich sein Anhängsel wieder ein. „Aber das ist doch voll schön! Du hattest noch nie eine Freundin."

Meine gute Laune verabschiedete sich langsam aber sicher. „Das geht euch im Grunde auch echt nichts an. Ist doch meine Sache?" Natürlich hatte ich keine Freundin. Schließlich gehörte mein Herz bereits einem anderen. Nur wusste er nichts davon... Und meinen Freunden würde ich es erstrecht nicht erzählen. Das war mein Geheimnis.

„Ist doch alles gut. Ich freu mich einfach für dich, Bennyboy!" Mein Kumpel klopfte mir auf den Rücken. „Sie scheint dir ja gut zu tun."

„Ging es mir vorher nicht gut?" Ich zog die Augenbrauen zusammen.

„Du warst manchmal echt angespannt. Du hast so eine Fresse gezogen!" Er versuchte wohl mein Gesicht nachzumachen.

„Ich kann auch nichts dafür, dass ich mit meinem Gesicht geboren wurde, Dex", stieß ich hervor, musste allerdings lachen. „Jetzt hör auf damit."

Vielleicht bewirkte Goldlöckchen wirklich, dass ich mich ein bisschen besser fühlte. Es hatte echt gut getan, mit jemandem über meine Gefühle zu reden. Ihr mein Geheimnis anzuvertrauen. Auch, wenn meine Gefühle dadurch ein Stück weit mehr zur Realität wurden. Es war schwerer mich vor ihnen zu verstecken. Vielleicht war das jedoch gar nicht so schlimm...