Eduard lief einige Meter vor mir über den Schulhof. Kurz zögerte ich, ehe ich lässig zu ihm joggte und einfach seine Hand ergriff. Das hatte ich mich in der Schule zuvor nie getraut.
Kurz sah mein Freund mich erschrocken an, bis er erkannte, dass ich es war. „Oh hey." Er strahlte mich an und drückte meine Hand sanft mit der seinen. Diese Wärme, die von ihm ausging, ließ mein Herz wie immer ein wenig höher schlagen.
„Eisbär, du hast du gespielt am Wochenende", meinte Simon, der rückwärts vor und her hoppelte. Ich wartete nur darauf, dass er sich lang legte.
„Du hast es gesehen?"
„Wir waren zusammen da", meinte Goldie, die nun ebenfalls neben uns lief.
„Alle drei?"
Eduard nickte grinsend. Dass Lucia sich die Eishockeyspiele ansah, wusste ich. Aber zu hören, dass auch Simon und vor allem Eduard dort gewesen waren, war wirklich schön. „Ich hab zwar nichts davon verstanden, aber egal", kommentierte mein Freund, was mich zum Lachen brachte. „Du sahst dabei nämlich ganz großartig aus."
Zu viert betraten wir das Schulgebäude. Als ich jedoch die Gruppe der Leute sah, zu denen ich mich sonst immer gesellt hätte, verlangsamten sich meine Schritte. Leicht lockerte ich den Griff meiner Finger um Eddies. Mein ganzes Schulleben hatte ich mit diesen Typen, am anderen Ende der Halle, verbracht. Sie waren immer meine Freunde gewesen. Ich hatte nicht bemerkt, dass sie eine Ansicht auf Dinge vertraten, die mich persönlich sehr verletzte. Natürlich sollte jeder Mensch eigene Meinungen bilden und vertreten. Aber ich konnte und wollte einfach nicht mehr ihre Einstellungen aufgezwungen bekommen. Und ich fand mit meinem Gewissen und meinem Herzen keinen Kompromiss. Also waren diese Leute nur noch ein Teil meiner Vergangenheit. Es war die richtige Entscheidung gewesen und dennoch tat es ziemlich weh.
Ed ließ ebenfalls locker. „Du musst das nicht tun, das weißt du?", rief er mir leise in Erinnerung. Ihm war es wirklich egal, ob jeder von unserer Beziehung wusste oder nicht. Er fand es nicht schlimm, nicht automatisch als mein Freund identifiziert zu werden. Es war okay für ihn, wenn ich nicht seine Hand hielt. Doch mir war es nicht mehr egal. Denn ich wollte so unbedingt seine warme Hand in der meinen spüren.
Ich drückte seine Flosse wieder fester, schüttelte leicht den Kopf. „Ich möchte aber."
Lächelnd zog mein Freund mich mit in die Ecke, wo er und seine Freunde vor dem Unterricht immer saßen. Es war ein komisches Gefühl mich zu ihnen zu gesellen. So ungewohnt. Normalerweise hatte ich dieses Plätzchen nur aus der Ferne betrachtetet und mir vorgestellt dort neben ihm zu sitzen. Und nun tat ich es einfach.
„Ich bin übrigens echt froh, dass du zur Vernunft gekommen bist, Henry", meinte Goldie grinsend an mich gewandt.
„Ich auch." Ich erwiderte ihr Lächeln und ließ mir von ihr durch die Haare wuscheln.
„Hey, können wir uns zu euch pflanzen?"
Ich hob meinen Blick, als ich die Stimme meines besten Freundes hörte. Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Er und seine Cousine standen vor uns. Ich wusste zwar, dass die zwei voll hinter mir standen und es toll fanden, dass ich endlich ich selbst war, dennoch kam es unerwartet, dass sie sich ebenfalls komplett von den anderen abgewandt hatten. Gegen die beiden hegte schließlich niemand einen Groll. Sie würden wie früher bei den coolen Kids sitzen können und niemand hätte sich daran gestört. Deshalb freute es sich umso mehr, dass sie sich zu uns setzen wollten.
„Nur zu", meinte Eddie, der mir kurz einen fragenden Blick zugeworfen hatte.
„Ey und sorry, für alles, was ich irgendwie mieses zu euch gesagt hab oder der gleichen", entschuldigte sich mein bester Freund bei den Anderen. Er meinte es aufrichtig. Zumindest hoffte ich es so sehr.
Aber natürlich konnte Simon es nicht einfach so stehen lassen. „Und woher der Sinneswandel?" Auch als Eduard mir verziehen hatte, war sein bester Freund skeptisch gewesen. Der kleine Kerl mit den bunten Haaren und ich hatten uns zwar immer gut verstanden, doch wollte er um jeden Preis seine Liebsten beschützen. Das fand ich bewundernswert.
Dex klopfte mir auf die Schulter. „Ich... bin ein riesiger Idiot. Aber meinen besten Freund lass ich nicht hängen."
Das bedeutete mir wirklich viel. Die Unterstützung meiner besten Freunde. Die offenen Arme, die uns so herzlich in die Runde aufnahmen. Ich bereute rein gar nichts an meiner Entscheidung.
Als es klingelte, liefen die Jungs an uns vorbei. Einer von ihnen hielt sich ein L aus seinen Fingern auf die Stirn. „Viel Spaß bei den Freaks, Loser!"
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Losers [boyxboy]
Novela JuvenilEs gibt die coolen Kids. Es gibt die, die mit jedem gut klar kommen und zu keiner Gruppe richtig gehören. Und dann gibt es die Freaks. Die Loser. Die Leute, die niemand mag. Ich bin einer dieser vermeintlich coolen Typen. Und ich hab mich verliebt...