„Soll ich dir was abnehmen?", fragte mein Freund mich, als ich aus der Eishalle kam. Wenn er Zeit hatte, holte er mich immer vom Training ab.
„Geht schon, danke." Ich blieb vor ihn stehen und küsste ihn kurz. „Hey..."
„Hi, Mr. X", hauchte er und nahm mir einfach meinen Hockeyschläger ab, ehe er mit der freien Hand die meine ergriff.
Ich mochte es, wenn wir Hand in Hand durch die Kleinstadt liefen. Wir redeten über alles mögliche und lachten und alberten herum, bis wir bei mir Zuhause ankamen. Manchmal lieferte er mich dort nur ab, doch meistens kam er noch mit rein und blieb zum Abendessen. Danach kuschelten wir uns gemeinsam in mein Bett. Ich liebte es so sehr, mit ihm zu kuscheln. Seine Nähe zu spüren. Seine Wärme. Seinem Herzschlag und seinem Atem lauschen. Es beruhigte mich irgendwie, zu wissen, dass er in meiner Nähe war.
Während ich duschen war, hatte Eddie es sich bereits auf meinem Bett gemütlich gemacht. Grinsend klopfte er neben sich auf die Matratze, als ich nur mit einem Handtuch bekleidet ins Zimmer trat.
„Darf ich mir vorher noch was anziehen?", fragte ich lachend.
„Hm... nö..." Er breitete seine Arme aus.
Schmunzelten watschelte ich zu ihm, hielt das Handtuch fest, ehe ich mich in seine Arme warf. Meine Hände verschwanden unter seinem Pulli.
„Du bist voll kalt!", rief er. „Duschst du mit Eiswasser?"
Ich musste lachen, ärgerte ihn mit meinen kalten Flossen. „Dann musst du mich wohl wärmen", meinte ich grinsend und schmiegte mich an seinen Körper. Ich verstand nicht, wieso er weniger attraktiv sein sollte als jemand, der eine Figur hatte wie ich. Nur, weil ein Mensch fülliger war als ein anderer, machte es ihn nicht weniger schön. Natürlich hatte jeder einen anderen Geschmack. Aber es war dennoch kein Grund jemanden wie meinen Freund als eklig zu bezeichnen. In meinen Augen war er wunderschön so wie er war. Und würde er sich entscheiden, etwas an seinem Körper verändern zu wollen, würde ich ihn dennoch perfekt finden.
Ich betrachtete meinen Freund, küsste sein Kinn. „Eddie...?"
„Hm...?" Er strich meine helle Strähne aus der Stirn.
„Ich liebe dich", flüsterte ich und grinste verlegen.
Eduard schlang seine Arme um mich und drückte mich liebevoll an sich. „Ich liebe dich auch, Mr. X." Seine wundervollen Lippen küssten meine Stirn. Ich liebte seine Stirnküsse. Ich vergötterte jede dieser kleinen Gesten. Die Art, wie er mir seine Zuneigung zeigte. Mir seine Aufmerksamkeit schenkte. Ich fühlte mich geliebt.
Mir war egal, was die Leute in der Schule von unserer Beziehung dachten. Am Anfang war es zwar schwer gewesen, ihre komischen Blicke zu ignorieren. Die dumme Sprüche meiner ehemaligen Freunde. Hätte ich meine Klappe gehalten, wäre alles gewesen wie früher. Hätte ich Eduard nie kennengelernt, würde ich ihn noch immer aus der Ferne anhimmeln und hätte so getan, als wäre ich komplett hetero. Ich hätte wahrscheinlich irgendwann aufgeben. Aber dank Goldie bekam ich die Chance, diesen wunderbaren Jungen kennenzulernen. Ich hatte mich richtig in ihn verliebt und gelernt, zu lieben. Erfahren, wie es war, wiedergeliebt zu werden. Es war ein so großartiges Gefühl. Ein wenig wie fliegen. Schweben. Auf Wolke sieben. Oder auf einer höheren, wenn es noch eine höhere gab.
Ich wollte nichts auf der Welt gegen mein Leben eintauschen. Es war hart gewesen mein altes Ich hinter mir zu lassen, doch war es die wohl beste Entscheidung meines bisherigen Lebens gewesen. Ich war unsagbar glücklich mit Allem. Mit meiner Familie. Mit meinen Freunden, die mit mir durch alle guten und schweren Zeiten gingen. Glücklich mit Eduard. Niemand konnte sagen, wie lang wir zusammen unseren Weg beschreiten würden. Vielleicht ein paar Jahre. Jahrzehnte. Ja, vielleicht war es eine Liebe fürs Leben und darüber hinaus. Doch das spielte auch gar keine Rolle. Denn es zählte der Moment. Und der Moment war perfekt.
Vielleicht hatte ich diesen gewissen Status des coolen Sportlers verloren. Der Typ, der ja offensichtlich hetero war und auf Partys mit Mädchen tanzte, um mit ihnen zu schlafen. Aber wenn es bedeuten würde, ein Arschloch zu sein, wollte ich diesen Status auch gar nicht. Was war ein Ruf? Ein Titel? Ein Rang in der Nahrungskette an einer Schule, die ich irgendwann eh hinter mir lassen würde. Die Leute dort würden sich in alle Himmelsrichtungen verteilen und die meisten von ihnen würde ich nie wieder sehen. Also wieso nicht das letzte Jahr vor meinem Abschluss anders erleben als all die anderen Jahre. Meine Zeit mit echten Freunden verbringen. Abende mit meinem Eddie im Bett liegen, statt mich mit den Jungs zu besaufen. Und verdammt, mit meinem Freund zu schlafen, zu kuscheln oder einfach einen Film zu sehen war so viel besser!
Eduard hatte immer zu den komischen Typen gezählt. Ein Nerd. Eine Leseratte. Ein Freak. Er war immer einer von den Losern gewesen. Aber ja, diese Loser waren meine Freunde geworden. Der dicke Nerd war meine große Liebe. Mein erster fester Freund. Mein Seelenverwandter.
Machte mich das zu einem Loser? Weil ich einen von ihnen verehrte? Wenn die Alternative dazu wäre, ein Arschloch zu sein, wollte ich niemand anderes sein als einer von den Freaks. Denn ich hatte zu mir selbst gefunden. Zu den Menschen, die mir wichtig waren und denen ich wichtig war. Zu Eduard.
Dann war ich mit Stolz ein verdammter Loser.
~ ENDE ~
Hey! ✨ Das war es wohl mit dieser Story. Und wow, ich habe noch keine meiner Geschichten so schnell beendet. Ich hab sie nicht großartig geplant oder der gleichen, sondern einfach so drauf los geschrieben. Da war die Idee und ich hab es einfach so laufen lassen. Einfach ganz spanton, hab nicht groß auf den Stil geachtet. Ich hoffe, der Einblick in Bennets Leben hat euch dennoch gefallen. Ein bisschen. Ich fand einfach den Gedanken schön, von diesem Klischee abzuweichen. Wieso sollte sich der coole Dude denn nicht in einen übergewichtigen Jungen verlieben? Also hat er es einfach getan.
Soviel dazu...Jedenfalls: vielen vielen Dank an euch, die ihr meine Story lest und kommentiert. Die Geschichte hat mir sehr viel Spaß gemacht und ich freue mich über jeden Kommentar wirklich sehr.
Vielleicht mögt ihr auch in weitere Storys von mir schauen. Natürlich müsst ihr nicht.
Also... danke! ✨ Und vielleicht bis bald.
Übrigens: Ich hätte Lust, eine WhatsApp Gruppe zu starten. Bei Interesse gerne bei mir melden [Juli 2021]
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Losers [boyxboy]
Fiksi RemajaEs gibt die coolen Kids. Es gibt die, die mit jedem gut klar kommen und zu keiner Gruppe richtig gehören. Und dann gibt es die Freaks. Die Loser. Die Leute, die niemand mag. Ich bin einer dieser vermeintlich coolen Typen. Und ich hab mich verliebt...