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P.O.V. Christian - vor dem Spiel

Ich lief in meinem Zimmer auf und ab und hielt mein Telefon an mein Ohr gedrückt. Für mich war es immer eine Freude, wenn sie anrief. Nur heute war es etwas unpassend. Ihr zu gestehen, dass ich wieder auf dem Feld stehen würde, war eine große Sache. Denn sie war nicht begeistert. Hielt es für zu früh und zu gefährlich.

»Mach dir keine Sorgen Ma. Die Ärzte sagen ich kann wieder aufs Feld und ich werde auf mich aufpassen.« Ich lächelte und hoffte, sie würde sich nicht allzu viel Sorgen machen.

»Der Unfall ist noch nicht lange her, natürlich mache ich mir Sorgen.« Sie seufzte, denn die Sorge war deutlich zu hören.

»Du klingst wie Jen.« Ich rollte die Augen, sie hatte so etwas ähnliches gesagt. Ich verstand ja, dass man sich Sorgen machte, aber die beiden waren wirklich etwas übervorsichtig. Jeder Sportler kehrte irgendwann auf den Platz zurück, nach einer Verletzung und ich hatte die meinen recht gut überstanden.

»Und ich bin voll und ganz auf ihrer Seite und das weißt du.« Sie klang zwar ein klein wenig erleichtert, aber immer noch nicht richtig glücklich. Es war auch gar nicht so einfach. Ich war das Wichtigste in ihrem Leben. Der einzige Mensch, der sie aufrichtig liebte. Das sie mich beinahe verloren hätte, hatte sie viele Nerven gekostet und anstatt diese zu schonen hatte ich nichts Besseres zu tun, als ihr zu sagen, dass ich wieder auf dem Feld stand und sie sich wieder Gedanken machen musste.

»Hast du entschieden, wie es nach dem Studium weitergeht?«, wechselte Sie das Thema, um sich nicht länger damit zu beschäftigen, dass ich mich verletzen konnte.

»Ich habe keine Ahnung. Es gibt da noch diesen Literaturkurs und dann mal schauen, was ich hier in Boston so finden kann.« Nach Seattle zurückzugehen kam nicht in Frage.

»Ist es wegen Jenna?« Sie lachte dabei frech. Ich liebte dieses Lachen, bereits als Kind. Es ließ ihre Augen strahlen.

»Es hat mit Jenna nichts zu tun.«

»Du versuchst verzweifelt nicht wie dein Vater zu sein, wenn es um das Thema Gefühle geht. Dabei bist du nicht anders als er.« Ihre Worte schnitten tief in mein Herz. Mich mit ihm zu vergleichen, machte mich wütend. Aber wie konnte ich ihr widersprechen? Ich hatte in all der Zeit keine Beziehungen mehr, ich ließ keinen Menschen mehr an mich nah heran, nicht wie Jenna jetzt und dennoch hielt ich sie irgendwie auf Abstand. Ich schob sie in die Friendzone und betonte es auch noch, nur um es mir selbst einzureden.

»Wir alle werden in unserem Leben verletzt Christian, aber du kannst nicht zulassen, dass dies dein Leben bestimmt. Du bist nicht wie dein Vater und Jenna ist nicht Harper.«
Nein, Jenna war nie wie Harper, sie würde auch nie so sein. Jenna schätzte Ehrlichkeit und Treue, Respekt und absolute Loyalität. Sie war weltoffen und fast schon frei von Vorurteilen, außer mir gegenüber und dieser Gedanke brachte mich zum Grinsen.

»Du magst sie und bei allem was ich weiß, mag sie dich auch. Aber du wirst es nur wissen, wenn du mit ihr redest. Frag sie nach einem Date, geh mit ihr aus. Versteck dich nicht mehr hinter dieser Ausrede, mit der du all die anderen Mädchen um den Finger wickelst.«

»Du magst sie sehr, oder Ma?«

»Sie hat an deinem Bett gewacht, obwohl du sie nur geärgert hast. Natürlich mag ich sie. Wie viele der anderen Mädchen hätten das für dich getan? Jenna hat ein gutes Herz.«

Wir hatten nie darüber gesprochen, wie viel Zeit Jenna im Krankenhaus verbracht hatte. Meine Mutter hatte mir nur berichtet, dass Jenna oft auf dem Stuhl neben mir eingeschlafen war. Ich wusste nicht mal, wie ich sie fragen sollte, ohne dass es merkwürdig klang.

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