~41~ ✔

3.8K 208 58
                                    

POV Christian

Erst nachdem ich spürte, dass Jenna sich hinter mich auf das Bike gleiten ließ und ihre Hände vorsichtig auf meinen Oberschenkeln ruhten, konnte ich erleichtert ausatmen. Das erste Mal seit Tagen. Dabei hätte ich zugetraut, dass sie an mir vorbei ins Housing stürmen würde. Womit sie auch vollkommen im Recht gewesen wäre. Eine Woche lang war ich ihr aus dem Weg gegangen und heute beinahe durchgedreht, als sie mir sagte, sie sei mit diesem Polizisten weg. Es gab einiges, was ich in meinem Kopf sortieren wollte, mit dem ich einfach nicht umgehen konnte. Aber sie würde sich abwenden, wenn ich mich nicht wieder auf die Reihe bekommen würde, denn warum sonst würde sie sich mit diesem Typen treffen wollen?

Doch erst als sie ihre Hände um meinen Bauch schlang und sie sich wie gewohnt an meinen Rücken schmiegte, schien unsere Welt für diesen Moment wieder in Ordnung zu sein. Es war genau das, was ich gerade brauchte. Das Gefühl, dass nichts zwischen uns stand. Es war schlagartig verschwunden, als Charlotte aus meinem Zimmer kam. Ihr verletzter Blick und die Worte, die sie darauf hinsagten, gaben mir den Rest. Jenna sah immer noch diesen Kerl aus ihrem ersten Semester in mir, der sich nicht geändert hatte. Eine dumm wirkende Situation reichte aus, um all das zunichtezumachen. Es fühlte sich an, als hätte sie eine männliche Hure genannt, denn so fühlten sich ihre Worte für mich an. Ein Faustschlag in den Magen. Ich war ein Narr, wenn ich auch nur einen winzigen Moment lang glaubte, sie würde einen anderen Menschen in mir sehen. Es gab einen Grund, warum ich mich eine Weile zurückzog, aber ich würde versuchen es von ihr fernzuhalten. Es würde alles nur unnötig komplizierter machen.

Wir erreichten Moonstreet Beach und plötzlich war ich mir nicht mal sicher, ob wirklich jede Ampel grün gewesen war. Viel zu sehr war ich mit meinen Gedanken beschäftigt und dem Gefühl, welches Jenna auslöste, wenn sie hinter mir saß.

Sie stieg ab, blickte nervös zu mir, während ich Emmi sicher abstellte.

Wir zankten und stichelten uns so oft in den letzten Jahren, dass man gar nicht glauben konnte, dass das ein Problem werden könnte. Aber das hier war kein zanken. Es war auch kein wirklicher Streit. Hier ging es um mehr als nur eine Kleinigkeit. Wir waren plötzlich in der Lage uns gegenseitig zu verletzten.

»Hattest du einen schönen Abend mit Justin?« Ich musste diese Frage schon beinahe krampfhaft aus mir herauswürgen. Um ehrlich zu sein, ich wollte die Antwort gar nicht wissen. Sie konnte sie gerne für sich behalten, außer wenn es mies gewesen wäre, was es sich nicht war. Vielleicht würde sie noch einen dummen Witz zu seinen Handschellen machen, wie damals. Ich musste wirklich aufpassen nicht mit den Augen zu rollen, bei meinen eigenen Gedanken.

»Es war nett.«

Das reichte schon aus, um mir die Galle hochzutreiben. Es war nett sagte man, wenn man dem gegenüber nicht mehr sagen wollte. Gott, sie hätte sagen könne, was sie wollte. Es würde mich nerven. So weit war es also schon.

»Schön.« Ich hoffte es klang nicht so, wie es sich in meinem Kopf anhörte.

»Schön«, kam es direkt von ihr zurück. Mist, es hatte sich also genau so angepisst angehört, wie in meinem Kopf.

»Winterbloom also?«

»Winterbloom was?« Ich zog fragend eine Augenbraue nach oben. Was genau wollte sie wissen? Ob ich jemals mit ihr im Bett war? Dann wäre ein Nein als Antwort gelogen. Seit Jenna auf diesem Stuhl im Krankenhaus saß und mich mit ihren traurigen Augen anblickte, war mir klar, dass mich der ganze Mist nicht interessierte. Dass es mir nicht wichtig war und ich es gar nicht brauchte.

»Hör zu Chris. Ich freu mich, wenn du es ernst meinst, und ich wollte dir nicht unterstellen, dass du...«

Sie brach ab und spielte nervös mit ihren Fingern.

by your sideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt