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Die Tage nach der Party vergingen ruhig, Fiona hatte sich etwas zurückgezogen, was angesichts des Erlebten auch vollkommen nachvollziehbar war. Wer würde sich nach einem solchen Erlebnis nicht ein wenig zurückziehen. Laura warf wann immer sie konnte Lindsey einen finsteren Blick zu oder rempelte Blaine unsanft an, wenn er an ihr vorbeilief. Rick hielt sich gekonnt aus allem zurück, wie ich es auch tat. Lauren tat hier genug für uns alle zusammen, obwohl wir ja Fiona versprochen hatten, nichts zu unternehmen. Ich schlenderte durch die Gänge, meinen geliebten Kaffee in meinen Händen und war gespannt, ob Fiona heute mit uns in der Mensa essen würde, oder ob sie sich weiterhin nicht blicken ließ. Ich hatte noch einen leckeren Salat mit Melone dabei, auf den ich mich wirklich freute. Als ich die Mensa betrat sah ich allerdings nur Rick und Lauren, die lustlos in ihrem Essen herumstocherten. Das Fiona verletzt worden war, schien auch die beiden jeden Tag mehr mitzunehmen. Denn es gab aber nichts, mit dem wir Fionas Schmerz lindern konnten. Das Einzige was half, war Zeit, unsere volle Unterstützung und unser Verständnis.

Ich zog einen Stuhl zurück und setze mich, ohne große Worte.

Laura blickte kurz auf, als hoffte sie, ich sei Fiona. Sah dann aber wieder auf ihr Essen.

»Sie kann sich nicht ewig verstecken«, murmelte sie schließlich und schüttelte dabei leicht den Kopf, als ein weiterer Stuhl zurückgezogen wurde. Ungläubig sahen wir drei einen Moment auf. Fiona packte einen Salat aus und stellte ihr Wasser auf den Tisch, als sei nichts gewesen. Ich schenkte ihr ein respektvolles Lächeln.

»Wer versteckt sich?«, fragte sie und blickte uns tapfer an. Rick griff kurz ihre Hand und drückte sie.

»Niemand versteckt sich und das ist auch gut so.« Man hörte, wie stolz Laura auf sie war. Keiner starrte sie an, oder tuschelte, wie es wohl noch in der High-School gewesen wäre. Nein, jeder ging hier seinem normalen Leben nach. Vielleicht hatten andere noch dafür gesorgt, dass man wusste, dass diese Sache nicht in Ordnung gewesen war. Aber wir hatten uns rausgehalten. Wie wir es versprochen hatten. Ich öffnete meine Salatschale und pickte mir erfreut ein Stück Melone raus. Es war ein guter Tag und damit ein guter Anfang. Es ging wieder bergauf.

»Gehen wir am Samstag auf Tonys Party?« Es klang, als hätte es den letzten Vorfall nie gegeben, während Laura und Rick bereits nickten.

Ich war mir hingegen nicht so sicher, ob Party und Alkohol wirklich eine gute Sache wären. Wenn es allerdings Fionas Wunsch war, dann würde auch ich mitziehen. Wir würden gerade alles für sie tun. Alles, bis auf Fallschirmspringen. Jede Freundschaft hatte nun mal ihre Grenzen.

»Du willst ohne ein Date auf eine Party?«, hörte ich eine Stimme hinter mir und schon stach eine andere Gabel in meinem Essen nach einer Melone.

»Kannst du die Finger von meinem Essen lassen? Wir sind keine Freunde.« Ich drehte mich kurz zu Christian um und blickte in ihn bitter an. »Davon abgesehen, sollte ich etwa mit dir auf eine Party gehen?«

»Der Gedanke gefällt mir. Ich habe da auch schon eine Idee, wie der Abend enden könnte, Babe. Aber um ehrlich zu sein, ich habe schon eine Verabredung.« Er blickte zu den Cheers rüber und eine der blondierten Schönheiten lächelte ihn verliebt an.

»Urgs, da ist er ja schneller zurück, als man gucken kann, der alte Aufreißer Natherson.« Ich legte den Deckel auf meinen Salat, ehe er sich ein weiteres Stück Melone herauspicken konnte.

»Gib es zu, du hast es vermisst.« Seine Lippen steiften mein Ohr. Wie ich bereits sagte, er hielt nichts von Abstand und persönlichem Raum. »Ich bin gespannt, wie du die arme kleine Maus dieses Mal vor mir schützen willst.«

»Gar nicht, ich lasse euch beide in euer Happy End laufen, mit Sonnenschein, Schmetterlingen und wahnsinnig vielen Regenbögen.«

Er zog sich zurück, was ich daran erkannte, dass sein Duft verflog.

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