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Es war merkwürdig, ihn vor der Tür zu verabschieden. Es lag nicht daran, dass es komisch war ihn jetzt zu küssen, oder ihn gehen zu lassen, sondern die Frage, wie würde es morgen sein? Wenn wir uns auf den Fluren sahen. Wenn wir in der Mensa zu Mittag aßen. Es gab nun etwas zwischen Christian und mir, das weit über das Geplänkel im Flur hinausgelaufen war.

Als ich am nächsten Morgen die Tür öffnete, um zu meiner ersten Vorlesung zu gehen, stand er vor dieser. Ein breites Lächeln auf den Lippen, einen Kaffee in der Hand, den er mir entgegenhielt.

»Guten Morgen Babe.«

»Guten Morgen.« Ich klang verlegen und wusste nicht, sollte ich ihm einen Kuss geben, oder einfach den Kaffee nehmen?

Doch diese Entscheidung nahm er mir ab, als er einen kleinen Kuss auf meinem Mundwinkel platzierte.

»Kaffee, schwarz, kein Zucker, wie du ihn magst.«

Ich nahm die Tasse entgegen und gemeinsam liefen wir vom Housing zu unserem Lehrgebäude.

»Hast du wenigstens etwas geschlafen?« Besorgt sah ich ihn an, denn mir war bewusst, viel Schlaf konnte er auf dem Boden nicht bekommen haben.

»Passt schon, mach dir mal keine Gedanken.« Er legte seinen Arm um meine Schultern und zog mich an sich. »Hast du auch gut geschlafen?«

Ich nickte. Für jeden sah das hier aus, wie ein üblicher Morgen zwischen uns.

»Sehen wir uns zum Mittagessen?«

Er schüttelte kurz den Kopf.

»Ich habe nachher einen Termin, vielleicht Abendessen?«

Dann schüttelte ich den Kopf.

»Ich arbeite.«

»Na dann hole ich dich ab und wir gehen in die Side Bar«, meint er, drehte sich kurz zu mir, da sich gleich unsere Wege im Flur trennen würden.

»Aber mit Emmi.«

»Na klar.« Dann gab er mir einen Kuss auf die Stirn und winkte.

Das war doch nichts Besonderes gewesen, ein ganz normaler Morgen, wie jeder andere. Warum machte ich mir so viele Sorgen, dass es etwas zwischen uns ändern würde?

»Wo ist Chris?« Laura sah sich kurz suchend um.

»Der hat einen Termin.« Ich zuckte die Schultern und öffnete die Salatbox vor mir.

»Ungewohnt, sonst klebt ihr ja förmlich aneinander, vor allem in New York.« Sie sah kurz zu mir auf.

»Verdächtiges Schweigen, Jen.« Rick sah mich nun ebenfalls mit diesem durchdringenden Blick an.

Sie ahnten es doch eh schon. Musste ich es denn jetzt wirklich noch sagen? Durfte ich es nicht einfach für mich behalten.

»Wir haben uns geküsst«, gab ich schließlich nach und blickte auf meinen Salat. Ich war bereit für die Ansprachen, die gleich folgen würden. Von »Hab ichs doch gewusst« zu »Bist du dir da echt sicher, dass das eine gute Idee ist.«

»Details?« Rick sah mich weiter fragend an.

Laura legte ihr Besteck zu Seite und schien gespannt darauf zu warten, was ich zu erzählen hatte.

»Es war im Hotel, nach Club. Er hat mich zu sich gezogen und geküsst.«

Laura hielt ihre Hand auf und Rick legte zähneknirschend fünfzig Dollar in ihre Hand.

Diese kleinen Mistviecher hatten also doch gewettet. Von wegen, Fiona meinte das nicht ernst.

»Seid ihr jetzt offiziell ein Paar?«

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