13. Die Suche Teil 1

92 5 0
                                    

Was du liebst, lass frei. Kommt es zu dir zurück gehört es dir für immer.

Altes Sprichwort.

Meine Augen öffneten sich zum ersten mal am späten morgen und sofort trafen helle Sonnenstrahlen auf meine schlafgereizte Netzhaut und über den Sehnerv.  Blinzelnd setzte ich mich schräg im Bett auf, sodass ich mich mit der einen Hand noch abstützen konnte. Mein langes Haar hatte sich seinen wilden Weg aus dem Haarband gesucht und floss mir in zarten Wellen über die Schultern. Wie flüssiges Gold, nur leichter. Das altvertraute Ticken einer Uhr lenkte meine Aufmerksamkeit auf sich. 9:34 Uhr. Relativ spät für mich. Ich seufzte. Ja, ich war gestern geschafft und völlig fertig eingeschlafen...nach einem langen Bad. Oder hatte ich sogar im Bad ?!...Ich wusste es wirklich nicht mehr. Aber ich trug meine Schlafsachen, was Beweis genug sein dürfte. Schwungvoll schwang ich meine Beine über die eine Seite des Bettes und rieb mir das Gesicht. Ich schlief noch..wie sollte ich dne Tag nur überstehen? Und dabei war schon so viel Zeit verloren gegangen. Ich musste Luca finden. Mir wurde etwas flau im Magen, weil ich mir ausmalte was alles passieren könnte, wer ihn vor mir finden könnte, was er für Unsinn anstellen könnte. Wieso konnte er sich nicht einfach an das Gesetz halten, so wie alle anderen auch ?! Ich wollte ihn nur finden und ausschimpfen, dass er so einen Unsinn verzapfte. Sehen das alles gut war.

Mühsam fanden meine müden Beine das Gästebad und ich nahm eine kalte Dusche. Danach ging es mir etwas besser, auch wenn meine Haare nun aussahen wie nach einem Sturm. Zerzaust und angeföhnt. Noch leicht feucht. Ich verdrehte die Augen. Wie würde Jackson das nennen? Sexhaare.

Dennoch machte ich mir nicht die Mühe sie fertig zu trockenen und kehrte in mein Zimmer zurück um mich einen Moment aus dem Fenster zu lehnen und die frische Morgenluft einzuatmen. Gierig füllten sich meine Lungen mit Luft. Früher war ich oft tauchen, habe viel gesungen. Sie waren größer, trainierter. Bei Sportlern soll das ja auch so sein. Ob Achim und Jackson auch so lange die Luft anhalten können? Dieser kindliche Gedanke trieb mir ein Schmunzeln aufs Gesicht. Das spielte so absolut keine Rolle.

"Kommst du runter? Guten morgen Sunshine!", begrüßte mich Achim, der plötzlich seine Arme von hinten um mich schlang. Gott, alle Kerle die ich kannte schlichen sich liebend gern von hinten an. Was hatte das nur an sich? Mh, vielleicht taten sie das aber auch nur um ein Mädchen überraschend von hinten umarmen zu können. Wahrscheinlich hatten sie in irgendsoeiner Zeitung gelesen das sie das gern hatten. Stimmt ja auch, bei mir zumindest. Und dann gab es da noch so eine Sache vonwegen erotische Dinge ins Ohr flüstern, wie war das- nur von links ?!

Ich lächelte: "Guten morgen" Er legte seinen Kopf auf meiner Schulter ab. Eine vertraute Geste. Sonst hätte ich mich losgemacht, aber ich genoss es. Nicht wie bei den anderen, nicht wie bei seinem Bruder. Er war...einfach ein guter Freund. Wie hatte ich ihn nur so aus den Augen verlieren können? Mir wurde klar wie sehr ich ihn vermisst hatte. Sein raues Lachen, das schelmische Grinsen, seine Sprüche, die unbeschwerte Nähe, die Offenheit, IHN. Und natürlich seine Kochkünste. Es war attraktiv wenn Männer kochen konnten. Noch so eine Sache, wo die Zeitungsmenschen das wohl immer her wussten ?!

Er schlang seine Arme enger um mich und ich hatte so ein plötzliches Deja-vu, dass ich für einen Moment unfähig war mich zu rühren. Vor ein paar Jahren standen wir genauso auch hier. Seine dünnen Ärmchen damals um mich geschlungen wie einen Fels in der Brandung. Er hatte sich mit Jackson gestritten und wollte vor seinen Eltern nicht als Petze dastehen, weil Jackson ihn wirklich immer ärgerte. Und ich? Ich hatte das übliche- Stress mit unseren Klassenkameraden. Die Anfänge der Schlimmen Zeit.

Aber ob vor, in oder nach dieser Schlimmen Zeit- er war immer da.

"Lass uns runtergehen", zerstörte ich den Augenblick, oder beendete ihn einfach, denn dieses Gefühl der Geborgenen Zweisamkeit wohnte immer noch in unseren Herzen inne und es würde uns nicht verlassen. Nicht heute, nicht morgen. Langsam löste er sich von mir und nahm meine Hand. Wir schlenderten runter, wo Jackson vorm Fernseher am Boden lag und Liegestütze machte. Er trug ein blaues Sporthemd und kurze Hosen. Frühsport. Noch war ihm keine Anstrengung anzusehen. Was nichts heißen musste.

EisblumenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt