3. Widersehen

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Mein Gaumen war trocken als ich erwachte und so tapste ich zum Waschbecken um mir kaltes Wasser übers Gesicht laufen zu lassen und etwas zu trinken. Mir war, als hätte ich mich in dem Traum an viele Dinge erinnert, die längst ins Vergessene gerrückt waren. Und selbst nach einer heißen Dusche ließen mich die Gedanken nicht los.

Wir waren hier in einer neuen Stadt und das seit drei Jahren. Ich hatte es einfach nicht mehr ausgehalten und die Schule war zu einer Qual geworden. Den ganzen Morgen über dachte ich an den Junge und schämte mich, dass mir sein Name nicht einfallen wollte. Wir waren sieben Jahre lang die besten Freunde gewesen und ich erinnerte mich nicht an seinen Namen. Wieso nur? Normalerweise vertraute ich meinem Gedächtnis doch wengistens so weit, sich zu merken, dass es ihn gab, bzw. gegeben hatte in meinem Leben, doch vor gestern Nacht, hatte ich nie wieder an ihn gedacht. Während ich mir überlegte wie sowas möglich war musste ich seufzen.

In der Schule lief alles wie sonst auch, der Morgenkreis, den man eingeführt hatte um das soziale Klima zu bessern, die zwei Test, über die sich natürlich alle beklagten und auch die laute anstrengende Pause, bis zum Geschichtsunterricht, in dem es plötzlich an der Tür klopfte und alles ganz still wurde um zu sehen wer denn da war und (Gott sei Dank!) den Unterricht störte. Ich notierte mir den letzten Stichpunkt von der Tafel und wollte gerade zum Blatt meiner Nachbarin linsen, die gerade irgendeinen Brief an ihre Nachbarin geschrieben hatte, als mich von der anderen Seite ein Ellenbogen hart in die Rippen traf. Ich fuhr zusammen.

"Was ist?", zischte ich halblaut und drehte mich um. Sie deutete mit geöffnetem Mund zur Tür und ich zog die Stirn kraus. Na und, da war halt ein Junge, der recht gut aussah, aber deshalb gleich jedesmal so ein Theater zu veranstalten....das nervte. Hilfe, ein hormongesteuerte Teenager auf Abwegen! Na wenn das mal keine Seltenheit ist *hust*hust. Stöhnend wendete ich mich wider meinem Blatt zu, bis der Junge plötzlich meinte: "Guten Tag, ich bin der Neue Schüler." Ich erstarrte und wagte nicht zu atmen. nein, das konnte nicht sein, das konnte einfach nicht sein. Kurz kniff ich die Augen zu um ganz sicher zu gehen, dass ich nicht träumte, dann riss ich sie ermeut auf und sah ihn lange an.

Ja, ohne Zweifel, das war der Junge, dem ich sieben Jahre meines jungen Lebens gewidmet hatte, der meinen sozialen Status erst in die höchsten Höhen getrieben und dann vernichtet hatte und den ich, bis letzte Nacht, wie rein zufällig, aus meinem Gedächtnis vollkommen gelöscht hatte.

Und da stand er nun und sah uns munter entgegen.

EisblumenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt