Ich schreckte auf und das dünne Nachthemd klebte mir wie Tesafilm am ganzen Körper. Ich fühlte mich gefangen. Lächerlich, in meinem eigenen Nachthemd. Kerzengerade saß ich da und versuchte mich auf die Schatten zu konzentrieren, die der Mond in mein Zimmer warf. Silhouetten sonderbarer Art. Ich wünschte, ich wüsste, dass ich jetzt endlich wach bin, ich wünschte, ich könnte atmen. Dieser Traum eben, es war so...echt. Verdammt echt, so echt, dass ich immer noch nicht wusste ob ich eigentlich wach war oder noch träumte. Aber es war kalt. Entsetzlich kalt. Kein warmer Sommertag und das geöffnete Fenster verriet mir, wie kalt es doch war. Einem plötzlichen Impuls folgend erhob ich mich und wankte zum Fenster. Eisige Kälte schritt mir entgegen und der Wind wehte wie eine Mauer aus Eis gegen mich, sodass es mir schwer viel aufrecht stehen zu bleiben. Da draußen stand jemand. Ich kniff die Augen zusammen. Wer war das? Wo kam die Gestalt denn her?! Als nächstes bemerkte ich, dass es geschneit hatte. Schon? Dabei war es doch erst Mitte November! Aber in mir wurde eine Euphorie wach, ein Kind, dass sich über den ersten Schnee freut. Wie verzaubert sah die Landschaft aus. Im nächsten Moment verblasste dies und ich dachte an die Glasscherben die mich durchbohrt hatten.
Ich sah an meinen Armen hinab. Kein Schnitt, kein Blut, keine Narben. Nichs. Nie hatten Glasscherben diese Haut berührt.
Aber warum fühlte ich dann den Schmerz in meiner Brust, als würde mir ein riesiger Splitter im herzen stecken?
Wieso fühlte ich mich dann so schwach udn ausgelaugt, als hätte ich soeben den Mount Everest erklommen?
Ich blickte hinaus auf die leere dunkle Straße, es war noch sehr dunkel und nur die Straßenlaterne brachte Licht in dieses Dunkel. Allerdings lag diese Am Ende der Straße, weit entfernt, sodass unserer Teil der Straße nur in ein mattes Licht getaucht wurde und stellenweise noch stockdunkel war. Ich musste wach werden. Ich konnte mich nicht entscheiden was echt war und was in die bunten Farben meiner Träume gehörte. Aber diese Stimme...
Nein, nicht abschweifen, wach werden! Herrschte ich mich an.
OK, wie könnte ich wach werden? Kälte! Schoss es mir sofort durch den Kopf, ja Kälte war der Beste Weg um wider zu Sinnen zu kommen. Kurzentschlossen rannte ich die Treppe runter und öffnete die Haustür. Meine Eltern hatten einen recht tiefen Schlaf und ich durfte nicth damit rechnen, dass mein rumgetapse sie weckte, zumal ich die knarrenden Stufen vorsorglich ausließ. Soweit kannte ich mich hier nun doch schon aus.
Ich stürzte raus und bemerkte in meiner Eile nicht wie gefährlich es war im Winter, bei Schnee und Eis, wenn man schwitzte hinaus in die Kalte Nacht zu gehen. Aber ich sah auch keine andere Möglichkeit. Es war ja nun nicht so, als wäre ich total durchgedreht, aber ich rannte eine runde durch die Straße, barfuß, bis ich meine Füße vor Kälte nicht mehr unter mir spürte und dann legte ich mich in das Gras.
Das Gras schon welk,
Schon starr vor Kühle
Von hellen Schleiern überhaucht,
In mir das Weben der Gefühle
Das herz in Bitternes getaucht.*
(* Gedichtausschnitt von Iwan Turgenjew)
Ich bettete meinen Kopf auf das weiche Gras, das leicht knisterte, als mein Kopf sich darauf niedersenkte. Eisblumen klebten am Fenster. Ich sah in den Himmel hinauf und atmete überdeutlich. Nahm alles andere überdeutlich wahr. Sah die Sterne dort oben, wünschte mir einer von ihnen zu sein. Das alles stürzte auf mich ein. Empfindungen, Gedanken und vor allem Klarheit kam plötzlich über mich. Vielleicht war das alles zu klar und es war nicht nötig gewesen, dass ich vor Klarheit fast erfror und meinen Körper nicht mehr spüren konnte. Ich lag da und sah in die Sterne und ich sah mich und mein Leben, ich sah wie das alles sein Ende erreichte, ich sah wie ich mich von all dem hier löste, wie der seltsame Alptraum verblasste.
Und mit ihm die Realitet.
Ein knirschen neben mir, ließ mich den Kopf langsam drehen, langsam wohl vor allem wegen der Kälte.
Ich blickte in ein Gesicht, dass ich abwechselnd am liebsten geschlagen und geküsst hätte. Früher.
Heute empfand ich nichts, obwohl, das war vielleicht nicht richtig. Jetzt, empfand ich nichts. Jetzt, in diesem Moment zumindest. Jetzt lagi ch nur da und betrachtete das Gesicht neben mir. Sah in die dunklen Augen, die Nacht machte sie dunkler, beobachtete jegliche Züge und fuhr mit den Augen jede Linie des Gesichtes nach. Langsam. Sorgsam. Ich hatte ja Zeit. Und ich war fasziniert. Fasziniert von diesem Jungen, der so schön war und trotzdem so grausam und hässlich. Ja, sein Herz war hässlich. Vielleicht war das ja bei allen Schönen Menschen so, dass ihr Herz hässlich ist.
Ich sah ihn weiter an und er sah mich an und wir sagten kein Wort. Nach Minuten, oder waren es Stunden, nein wohl ehr nicht.....(mir war das Zeitgefühl völlig abhanden gekommen....), hörte ich ein lautes Geräusch, dass die andächtige, epische Stille durchbrach. Jemand rief meinen Namen, aber ich konnte mich nciht bewegen. Und ich wollte verdammt nochmal auch nicht. Inzwischen vielen leichte sanfte Flocken vom Himmel und ein hauchdünner Teppich bedeckte mich bereits. Wunderschön. Im nächsten Moment legte der Junge vor mir die Finger an die blauen Lippen und erhob sich . Leise, schnell, lautlos.Jemand schrie erneut und diesmal panischer, Schritte wurde laut, ich spürte regelrecht wie der Boden erbebte unter den schnellen hastigen Schritten erbebte. Jemand zerrte an mir. Ich jammerte unverständliches und als mich jemand hochhob starrte ich immer noch mit weit aufgerissenen Augen in die Nacht.
Erst als man mich vorerst in mein Bett legte schloss ich die Augen und fiel sofort in einen tiefen, schweren, klaren, traumlosen Schlaf. Beruhigend.
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Hey, da bin ich wieder! Ich hoffe das Kapitel hat Gefallen gefunden! Ich würde liebend gern weiter schreiben und weiter....*seufz...aber die Klassenarbeiten schreiben sich nicht von allein.....
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Eisblumen
Mystery / ThrillerDie junge Hayley hat eine ausgezeichnete Erziehung genossen, lebt ihr Leben und lernt schon in jungen Jahren einen Menschen kennen, fern ab von jeglicher ihr bekannten Welt. Sie ist fasziniert von dem Leben ohne Regeln und ihrem neuen Freund. Als si...