1. Verfolgt

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Und da war es wider, das heiße Gefühl, ein Kribbeln auf meiner Haut. Jemand beobachtete mich. Das wusste ich schon jetzt. Die Frage war nur wer. Auf dem überfüllten Weinachtsmarkt konnte ich nicht genau beurteilen wer mich gerade mit seinem Blick scannte. Vielleicht der Typ mit der roten Mütze und der Kippe im Mundwinkel? Ich erschauerte. Unwillkürlich zog ich mir den Jackenkragen höher. Der Novemberwind spielte unbarmherzig mit meinen Harren und schlug mir ins Gesicht wie ein Peitschenhieb. Scharfkantig. Kalt. Ich fröstelte und rieb mir die Arme, während ich quer über den Markt lief um zu der Bahn zu gelangen die mich nachhause in mein warmes, kuschliges, trautes Heim brachte. Ich schlängelte mich durch eine Reihe von Menschen die laut lachten und mit Glühwein anstießen. Ich hastete an ihnen vorbei. Ich warf einen Blick über die Schultern: Und da, da war eine Gestalt die mir auffälig nah war und mich fest im Blick hatte. Vielleicht etwas größer als ich, aber in der Dunkelheit des Novemberabends nur schwer erkennbar. Lediglich die Umrisse konnte ich im gelblichen Licht des Einkaufhauses erkennen. Die Läden waren bereits geschlossen, aber einige Stände des Weinachtsmarktes hatten noch offen. Ich vergrub meine feucht-kalten Hände tief in den Jackentaschen und lief schneller. Bildete ich mir das ein, oder waren nun auch deutlich Schritte hinter mir zu hören? Nein, da musste ich mich täuschen, das war gar nicht möglich, so belebt wie der Platz war. Die Musik des Karussells dröhnte ohnehin schon in meinen Ohren und das tiefe Gelächter der angetrunkenen Männer hatte ich längst satt, da waren solche Halluzinationen vermutlich eine einfach Reaktion des Hirns. Trotzdem lief ich schneller, schon allein um das nervöse Gefühl in meiner Magengegend zu befriedigen, dass schrie und schrie und gehört werden wollte. Irgendetwas stimmte nicht. Mein Atem ging etwas schneller vor Aufregung. Wurde ich etwa paranoid? Da war jemand, ich wusste es ganz genau. In einem plötzlichen Impuls sprintete ich die letzten Meter. Vermutlich die erste Reaktion: Kampf oder Flucht. Und da ich nicht wusste gegen wen ich mich da  zur wehr setzen musste also Flucht. Ich würde einfach in die nächste Bahn einsteigen und den belebteren Weg nachhause nehmen. Ganz einfach. Das unangenehme Gefühl das sich nun in meiner Brust eingenistet hatte würde verschwinden und alles wäre gut. Ich nickte, vielleicht um mir selbst zuzustimmen, da ich nicht wirklich daran glaubte.

Erneut drehte ich mich herum, nur um festzustellen dass da keiner war. Die auffällige Gestalt war weg.  Ungläubig schüttelte ich den Kopf, konnte es nicht fassen. Also doch nur eine Einbildung meines Übermüdeten Geistes. Meine Eltern hatten also recht behalten, ich sollte doch zeitiger ins Bett gehen. Dann würde mri mein Hirn auch nicht mehr solceh Streichen spielen. Ich entspannte mich, was, wie ich bemerkte, daher kam, dass ich nun tief durchgeatmet hatte. Warum hatte diese Gestalt mich nur so in Auffuhr versetzt? Ich konnte es mir nicht erklären, aber in meinen Träumen lag die Antwort.

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