Der Abend zog sich hin. Das Lernen fiel mir nicht weiter schwer, im Gegenteil, es beschaffte mir eine gewisse Ablenkung. Eine Freude mal loslassen zu können.
*lach...du bist so ein irrer Streber, beim Lernen entspannen...
So ein Schwachsinn! Ich fühl mich nur...sagen wir entlastet. Es gibt mir das Gefühl alles richtig zu machen, obwohl ich mich in gewisser Weise selbst betrog, weil ich nicht über das was in mir wütete nachdachte, sondern mich mit sowas ablenkte.
Das ist eben deine Strafe...
Haha...seeeeehr witzig...
*flüstert...und dabei war es mein Ernst...
Meine Nacht war ziemlich aufwühlend. Ich schmiss mich im Bett hin und her, sah alle halbe Stunde auf die Uhr und entwarf 1000 Pläne wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte. Aber ich wollte ihn ja hassen und so beschloss ich, dass er mich auch hassen sollte, so war es vermutlich am leichtesten damit umzugehen.
Mit einem...mittelguten Gefühl stand ich auf, genoss eine kalte Dusche und fühlte mich gleichzeitig auch so...eiskalt...Meine Wenigkeit hatte zuvor noch nie beschlossen jemanden zu hassen, denn meiner Ansicht nach macht Hass die Seele krank und kaputt, mehr nicht. Diese Entscheidung, wenn man es so nennen wollte, war also vollkommenes Neuland.
Meinen Rucksack über die linke Schuler geworfen lief ich auf das Hauptgebäude unserer großen Schule zu. Auf die Schule zusteuernd kam ich mir immer ziemlich klein vor, auch wenn 800 andere Schüler mein Schicksal teilten. Ein weiterer langer nervenraubender Tag lag vor mir.
Mit Luca. Schnaufend starrte ich vor mich hin, dorthin wo drei jüngere Kinder mit einer Bierdose Fußball spielten. Ich schüttelte den Kopf, Idioten.
Anscheinend war ich so tief in meinen Gedanken versunken, dass ich gar nicht bemerkt hatte, wie mir jemand einen Arm um die Schulter gelegt hatte.
"Heyyy Hayley, auch wieder da, ich freu mich ja so wahnsinnig, dich wiederzusehen, toll nicht wahr, musstest du gestern auch so enorm viel ackern?" Sie zog mich näher zu sich als wir im Schulgebäude an einer Gruppe uns wohl bekannter Jungs vorbeiliefen. Ich bemühte mich mir nicht anmerken zu lassen wie sie mich erschrocken hatte, doch meine Beste Freundin Clary plapperte munter weiter und sagte schon im nächsten Moment:
"Also, gegen DIESE Schlumpfgesichter ist der Neue ja echt heiß...Unglaublich....Huuuuuu" Sie verdrehte theatralisch die Augen und fächelte sich mit der Hand Luft zu um mir zu zeigen was sie von ihm hielt, "er ist ein Panth-eerr- rawr!" Ihre andere Hand imitierte eine Katzenpfote.Mein Herz stockte. Nein, kein Stich, sehr gut. Nicht so wie ich befürchtet hatte, gut so. Ihn nicht zu lieben machte es einfacher für mich. Zumindest bis jetzt. Und wen man nicht liebte konnte man umso leichter hassen.
Oder war Liebe wichtig um zu hassen, weil man für den Hass Leidenschaft brauchte?"Hayley?" Clary sah mich fragend an, hatte mich anscheinend etwas gefragt. Ich sah sie groß an. "Was?" Sie schüttelte mit erhobener Braue den Kopf.
"Unmöglich..hörst du mir überhaupt zu? Ich habe gefragt ob ich ihn anmachen soll oder ob er auf dem Planeten der Gutaussehenden und Heißen noch eine gutaussehende heiße Freundin hat, die auf ihn wartet?" Ich überlegte kurz und schrie in Gedanken:Ja, da wo er herkommt ist ein Mädchen das auf ihn wartet. Und das bin ich, ich höchstpersönlich! Mein drei Jahre jüngeres Ich. Aber dieses ich war ja tot. Genau, das durfte ich nicht vergessen.
Ich schwieg. Sie würde ohnehin weiter reden, wenn sie in dieser Laune war und ich fand, dass das momentan auch das Beste sei. Mindestens für mich. Eine Win-win Situation eben, sie konnte reden und ich hatte meine Ruhe.
Aber ich musste mit diesem Missgunst aufhören, diesem Gefühl in mir, dass sich gegen jeden wendete der auf näher als auch nur zehn Meter herankam, jeder der "den Neuen" für super sexy und geil befand, jeden der behauptete etwas über ihn zu wissen über mich zu wissen, seine falschen Freunde zu wissen.
Denn das war es ja: Sie wussten nichts! Nicht das Geringste, aber das konnte ich ihnen ja nicht vorwerfen, es war schließlich nicht ihre Schuld, redete ich mir ein.
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Eisblumen
Mystery / ThrillerDie junge Hayley hat eine ausgezeichnete Erziehung genossen, lebt ihr Leben und lernt schon in jungen Jahren einen Menschen kennen, fern ab von jeglicher ihr bekannten Welt. Sie ist fasziniert von dem Leben ohne Regeln und ihrem neuen Freund. Als si...