13. Die Suche Teil 2

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"Du weißt schon, dass es nur noch einen Ort gibt an dem wir noch nicht gesucht haben?!", meinte Achim leise, denn er hatte es die letzten Stunden tunlichst vermieden diese Worte auszusprechen. Erinnerungen waren mein ärgster Fein in dieser alten Welt die mich einmal so schrecklich im Innersten zerrütet hatte.


"Ja." Wir saßen wieder auf seiner Maschine und fuhren durch die Straßen während die Sonne sank. Unschlüssig kurvte er herum, ich überlegte derweil ob ich stark genug war mich meiner Vergangenheit zu stellen. Erneut. Ich habe abgeschlossen. Ich habe es hinter mir gelassen. Es ist vorbei. Rief ich mir immer wieder ins Gedächtnis um mir selbst Mut zuzusprechen.

"Ich bin so weit", hauchte ich gegen das steife Leder Achims Windjacke. Trotz der Kälte spürte ich die Bewegung seiner Muskeln unter der Jacke und einen Halt. Er nickte kaum merklich und auch mit geschlossenen Augen wusste ich noch wo wir waren als wir den Weg fuhren zu meiner alten Schule. Das Gute an Menishsschule war, dass sie jederzeit offen stand. Bewohnt wurde sie von einem alten Hausmeisterehepaar, dass anscheinend keinerlei Probleme mit Kriminalität hatte oder es gar für nötig befand einmal abzuschließen.

"Du willst da wirklich rein?!", erstaunt und gleichermaßen besorgt sah Achim mich an, wir standen vor dem schmiedeeisernen Tor mit den kunstvollen Verstrebungen wie es auch in meiner neuen Schule der Fall war. Doch diese dort waren schlichter gehalten. Moderner und dennoch angemessen. Ich stockte erneut wenige Meter vor dem Schultor. Blieb stehen, die Hände in den Taschen. Ich seufzte lautlos und schloss für einen Moment die Augen. Mein Mantra. Mein Mantra. Ich habe abgeschlossen, ich habe es hinter mir... Ein Arm legt sich um meine Schultern. Verkrampft zucke ich zusammen. Keine Angst, keine Scheu. Er scheint es bemerkt zu haben und will seine Hand wieder wegnehmen- doch ich halte sie in der Bewegung fest.

"Lass. Ist gut", bemerke ich und öffne meine Augen wieder. Sie liegt immernoch vor mir. Schule- Ort der Angst und Qualen. Des Hoffens und Sehnens. Ich muss sagen- nicht nur schlechte Erinnerungen- wobei die schlechten überwiegen. Ein letztes mal tief durchatmen- und ich stehe erneut in der Vergangenheit, bis zum Hals. Aber diesmal weiss ich, dass ich nur einen Schirtt zurück machen muss und wieder im hier und jetzt bin.

Der Kiesweg der hoch zum Schulgebäude führt ist der Selbe wie der den ich vor Jahren täglich beschritt. Und auch die angrenzende Grünanlage scheint in Originalform erhalten geblieben zu sein. Ich muss schmunzeln, denn früher hatten sich einige Kinder mit Schnur einen Teil dieser Anlage abgetrennt und getan als wollen sie einen eigenen Garten bewirtschaften, der jeweils nur ihnen gehörte und dessen Zutritt den anderen aufs strengste untersagt war.

Langsam schritten wir den Weg zum Gebäude hoch und ich sah überall Geister der Vergangenheit vor meinem inneren Auge aufleuchten. In der Ecke dort hatten die Großen geraucht. Mein Gesicht verzog sich auch heute noch unnatürlich bei dem Gedanken daran. Widerwärtig- fand ich schon damals. Und dann die Laterne. Hach ja...DIE Laterne. Wir nannten sie auch Eddis Laterne und sie galt als Treffpunkt für alle die gern körperliche Erfahrungen machen wollten für die sie eigentlich noch nicht reif genug waren. Ich schüttelte den Kopf vor Verlegenheit- hätten die Mütter und Väter meiner Mitschüler gewusst was dort manchmal vor sich ging hätten sie ihren Schützling garantiert von der Schule genommen. Ihren Namen hatte sie von wohl dem ersten der sich an dieser Laterne mit seiner Liebsten verabredet hatte. Damals wohl ehr ein romantisches Date als das wofür wir sie missbraucht hatten. Was würde dieser Eddi wohl sagen wüsste er was heute hier vor sich ginge?

Und dann waren wir auch schon bei der Bank auf der all jene saßen die unsere Erzieher im Auge behalten wollten. Grinsend sah ich zu Boden als mir auffiel wie oft Luca dort gesessen hatte. Wenn er denn mal da war. Ein trotzig schmollender kleiner Luca sah zu mir auf, doch seine grüne Augen blitzten verschmitzt. Wirre Haare fielen ihm ins Gesicht und die Grasflecken auf seinen Hosen boten den Beweis unserer Freizeitbeschäftigung im grünen. Wir nannten es Auf Streife gehen.

EisblumenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt