11. V und Volf

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„Du bist einem Wolf begegnet?!", der Förster schaute ihn mit aufgerissen Augen an, bevor er zu strahlen begann. „Das ist ja fantastisch!", rief er aus und umarmte V schneller als er reagieren konnte. Langsam löste sich der Förster wieder und räusperte sich dann etwas verlegen. „Sorry, aber das sind fantastische Nachrichten! Wenn hier wieder Wölfe siedeln geht es dem Wald wieder besser und ich muss weniger nachhelfen alles in Balance zu halten." Einen Moment überlegte Yoongi. „Zeig mir später, wo du dem Wolf begegnet bist. Wenn er nicht registriert ist kannst du ihm auch gerne einen Namen geben. Du hast ihn schließlich entdeckt. Jetzt aber gehen wir erstmal meine Runde zu Ende." Ihr weiterer Weg war nicht mehr so seltsam still, denn Taehyung traute sich nun Fragen zu stellen und der Förster hatte sichtlich bessere Laune.

„Wie groß ist denn der Wald? Beforstest du ihn komplett allein?", fragte Tae und schaute sich neugierig um. „Nein, das könnte ich auch nicht!", lachte Yoongi und erklärte das sie zu sechs ein halb waren. Yoongi zählte zu den vier Förstern noch einen Auszubildenden, als einen ganzen, und drei Hunde, als halbe Förster noch hinzu. So viele waren nötig, um den ganzen Wald zu beforsten, weil es ohne Auto unmöglich war den Wald an einem Tag per Fuß zu umrunden. „Ich habe hier mein Stück, bin aber theoretisch gesehen für alle Waldstücke verantwortlich.", erklärte der Ältere und erzählte dann weiter Dinge über den Wald. Die Mitte des Waldes war ein Mischwald, jedoch besaß er auch fünf Stellen die kompletter Laub- oder Nadelwald waren. Zudem befand sich ein kleiner See in einem der Nadelwaldstücke und eine Streuobstwiese in einem der Laubwaldstücke.

Yoongis Lieblingsplatz war die Lichtung der Wildschweine, welche die Förster so genannt hatten, nachdem sie den Grund für den Matsch und die tiefen Kuhlen gefunden hatten. Nie hatten sich dort Wildschweine gezeigt, denn nur einmal im Jahr kamen sie an diese Stelle, zermürbten was sich übers Jahr aufgebaut hatte und hinterließen wieder das rätselhafte Schlachtfeld. Yoongi mochte den Ort, weil dort scheinbar viele Kröten und Frösche in den wassergefüllten Kuhlen zu finden waren. „Das die Frösche dort ihren Laichplatz haben, ist sehr wichtig. Deswegen dürfen wir an den Stellen auch nichts ändern.", erklärte Yoongi, die Gewohnheit mancher dieser Tiere, immer an den Ort zum Laichen zurück zu kehren, an dem sie selbst geboren wurden. „Manche Fische machen das auch."

Taehyung entdeckte nicht nur den Wald, sondern vor allem sich selbst wieder. Er verspürte Energie und war sehr froh darum, dass Yoongi nichts gegen seine Fragen hatte, die ihm immer mehr und mehr in den Kopf schossen. Mit jeder weiteren Antwort füllte sich Taehyungs Kopf mit noch mehr Informationen über den Wald und dessen Ökosystem. Niemals hätte er gedacht, dass es dort so viel mehr Interessantes gab, als das was er damals in der Schule gelernt hatte.

„Was machen wir nun noch mit dem Wolf?", ragte Taehyung, nachdem er einen Vortrag über verschiedene Ameisen und deren Kämpfe gehört hatte. Auch wenn er den Gedanken von fliegenden zukünftigen Ameisenköniginnen immer noch komisch fand, so wollte er eigentlich wieder auf das Tier zurückkommen, welches ihn am meisten interessierte. „Nun, wenn du noch weißt, wo du ihm begegnet bist können wir an den Stellen Wildkameras aufhängen.", meinte der Förster und stapfte weiter. „Ich werde mir überlegen, wo es am sinnvollsten ist und dann wissen wir, was dein Wolf so treibt, wenn er daran vorbeikommt." Hibbelig lief Taehyung hinter Yoongi her. Viel zu schnell war für ihn die Runde und vor allem der Tag zu ende.

Abends saß V wieder in der Waldhütte und überlegte vor sich hin. Sein Kopf brummte vor Wald und vor allem vor Inspiration. Der Wald war fantastisch, die Natur war fantastisch und ehe es sich Taehyung versah hatte er seinen Block wieder in den Händen, saß mit einer Tasse Tee am Fenster auf seinem Schlafsofa und kritzelte vor sich hin, so wie damals als seine Musikkarriere begann. Immer mehr und mehr kritzelte er. Er kritzelte haltlose Strukturen, formen, hier und da konnte man ein Wort dazwischen erkennen: Ameisenkönigin, Bienenstock, Hirschgeweih, Frischlinge, Kaulquappen... Das war seine Inspiration. Die Stille bekam er kaum noch mit.

Lone WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt