15. „Ich nenne dich V."

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Yoongi antwortete ihm schon am frühen Morgen. Ihrem Ausflug stand, solange Namenlos sich wieder zeigte, nichts im Wege. Der Förster kündigte sich am Mittag an, davor hatte er aber noch ein Gespräch mit seinen Mitförstern. Taes Neugier war ausgehungert. Er fühlte sich, als verzehre sich sein ganzer Körper danach zu entdecken, was die Welt für ihn bereithielt und vor allem Namenlos. Zappelig lief er auf und ab. Die Aufregung, die er verspürte, war eine ganz neue. Eine Mischung zwischen dem Lampenfieber, welches er vor seinem ersten Konzert verspürt hatte, und der Aufregung, wen man sich nach langer Zeit mal wieder mit einem Freund triff, den man lange nicht gesehen hat.

Es war für Tae fast nicht auszuhalten bis zum Abend zu warten und für Yoongi, welcher den Aufgeregten Taehyung ertragen musste, war es nicht zum Aushalten. Der Förster hatte schon nach wenigen Minuten Taehyung das Sprechen verboten, ihn aufs Sofa gedrückt und ihm gedroht zu gehen, würde er sich nicht beruhigen. Noch nie hatte Tae so sehr an seiner Selbstbeherrschung arbeiten müssen, wie an diesen Nahmittag. Er setzte sich schon bei der ersten Dämmerung hinaus, um auf der einen Seite Yoongi nicht weiter zu nerven und um auf der anderen darauf zu hoffen, dass ihn die Natur beruhigen würde. Es dauerte eine ganze Stunde und drei Tassen Tee, welche Tae draußen verbrachte, um seine altbekannte Volf-Fassung zu halten und somit sine Aufregung nicht mehr nach außen hin zu zeigen.

Dann war der Moment gekommen. Namenlos zeigte sich. Setzte sich wieder an den Ort, wo er auch davorgesessen hatte. „Schönen guten Abend.", begrüßte ihn Taehyung und er spürte wie die Anwesenheit des Wolfes ihm alle Aufregung zu nehmen schien. Er war nun ruhig, bedacht. „Ich bin glücklich das du wieder gekommen bist.", sagte er und hatte dem Wolf auch nicht mehr als das zu sagen. Er war glücklich Namenlos wieder zu sehen, wieder in dessen Augen blicken zu können. Tae schwieg. Er genoss heute einfach still die Anwesenheit des majestätischen Tieres. Vielleicht lag es daran, dass er heute schon Yoongi vor Aufregung die Ohren abgeredet hatte, vielleicht aber auch einfach daran, dass er dem Wolf schon so viel erzählt hatte. „Besuchst du mich bald wieder?", fragte Taehyung, als er sah wie die Ohren des Wolfes zuckten und er sich erhob. Der Kopf neigte sich nur kurz in seine Richtung, bevor die Ohren abermals zuckten und er wieder im Dickicht verschwand.

„So etwas habe ich bisher noch nie erlebt.", flüsterte Yoongi, als er aus der Waldhütte trat. „Komm, gehen wir, solange die Spur noch frisch ist." Langsam nickte Taehyung. Die Aufregung verwandelte sich in Konzentration und langsam schlichen sie sich durch den dunklen Wald. Sie schwiegen, denn sie versuchten so wenig Töne von sich zu geben wie möglich, schließlich wollten sie keine Tiere und vor allem den Wolf nicht verschrecken, sollten sie in die unmittelbare Nähe von ihm gelangen. Taehyung klebte an Yoongis Versen und war überrascht wie gut, dieser lesen konnte, wohin der Wolf gegangen war. „Wir sind ganz nah, sollten uns einen Ort suchen, wo wir uns verstecken können.", flüsterte der Förster und zog Taehyung an seinem Ärmel zu einem engeren Baum und Busch Auflauf.

Vorsichtig versteckten sich die Beiden dahinter und hatten so Sicht auf eine kleine Lichtung. „Und nun?", flüsterte Tae und schaute gespannt in die Richtung, in die auch der Förster blickte. „Jetzt haben wir ein kleines bisschen Geduld.", erwiderte dieser und der Sänger schaute gespannt auf die Lichtung. Geduld also. Tae war tatsächlich die Ruhe in Person, auch wenn er nicht genau wusste warum. Vielleicht war er vorhin genügend aufgeregt gewesen. Leicht musste er schmunzeln. Seine Gedanken schwirrten herum, doch erdrückten ihn nicht. Er fühlte sich so klar wie diese Nacht klar war. „Da.", sagte Yoongi leise und sofort glitt Taes Aufmerksamkeit zur Lichtung.

Zwei Wölfe waren aus dem Dickicht ins Mondlicht getreten, beschnupperten und liebkosten sich gegenseitig mit den Schnauzen. Tae spürte wie ihn seiner Brust ein Gefühl anschwoll. Es durchfuhr seinen gesamten Körper und war stärker als jedes Gefühl, dass er bisher gefühlt hatte. Es schien pures Glück zu sein. Glück darüber, dass sein Wolf jemanden hatte. Dass er nicht allein war. „Ich nenne dich V.", flüsterte Taehyung und war sich dessen nicht mal bewusst. Diese Nacht war für ihn wohl unvergesslich. Der Wolf, V, war für ihn unvergesslich.

Lone WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt