Die warme Stimme

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Auf dem Bahnsteig herrschte großes Getümmel und ich musste aufpassen, dass ich nicht von den Gepäckwägen der anderen Schüler umgefahren wurde. Ich drehte mich um und sah wie meine Eltern durch das Portal kamen.

Lachend liefen sie zu mir. „Ich weiß noch ganz genau, als ich das erste Mal nach Hogwarts gefahren bin. Ich war so aufgeregt, dass ich die ganze Zugfahrt nichts essen konnte. Wie schön wieder hier zu sein", sagte meine Mutter.

Sie ist vor vielen Jahren selber auf die Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei gegangen und war umso enttäuschter, dass ich keine Einladung erhalten hatte. Ich habe vier Jahre lang eine andere Zauberschule im Süden des Landes besucht bis überraschenderweise vor einem Monat ein Brief vom Ministerium für Zauberei bei uns eintraf. Anscheinend hatte es einen Fehler gegeben, der viele Jahrhunderte nicht bemerkt wurde und ich müsste aufgrund unserer wahren Abstammung unbedingt nach Hogwarts gehen.

Und nun war ich hier, auf dem Gleis 9 ¾. „Jetzt schau nicht so traurig.", sagte mein Vater, „Ich bin mir sicher du wirst schnell neue Freunde finden und mach dir keine Sorgen um die schulischen Dinge. Wir haben alles mit dem Schulleiter abgesprochen, damit du den Anschluss findest. Das waren sie uns nach diesen Neuigkeiten schuldig. Ich meine man bekommt ja nicht alle Tage gesagt, dass man ein direkter Nachkomme von ...". Weiter kam er nicht, denn ich unterbrach ihn: „Psst!" Ich schaute mich nervös um, doch alle schienen mit ihren eigenen Problemen beschäftigt zu sein. „Dad, es sollen nicht alle gleich am ersten Tag denken, dass ich besonders oder ungewöhnlich bin. Außerdem weißt du nicht mehr, was wir mit dem Ministerium vereinbart hatten?" - „Klar weiß ich das. Es tut mir leid (Y/N)"

Ich wollte mich gerade von ihnen verabschieden, da es schon zwei Minuten vor 11:00 Uhr war, als mich jemand von hinten anrempelte und ich das Gleichgewicht verlor. Ich landete auf meinem braunen Koffer, welcher vor mir stand und beim Aufprall ein unheimliches Knacken von sich gab. Meine Mutter sprach mit lauter Stimme: „Kannst du nicht aufpassen?", und reichte mir ihre Hand. „Es tut mir sehr leid. Das habe ich nicht gewollt.", sagte eine warme tiefe Stimme. Als ich wieder auf meinen Beinen stand und mich umsah erkannte ich nur noch einen roten Haarschopf davoneilen.

„Geht es dir gut (Y/N)", fragte meine Mutter mich mit einem besorgten Blick. „Ja, ich muss jetzt auch wirklich los, sonst verpasse ich noch den Zug." Ich nahm meinen Koffer in die eine und den Käfig mit meiner Schneeeule in die andere Hand. „Ich hab euch lieb", sagte ich und drückte beide flüchtig, da bereits die ersten Türen der Waggone geschlossen wurden. „Vergiss nicht uns eine Eule zu schicken, wenn du gut angekommen bist", rief meine Mutter mir hinterher. „Und berichte uns in welches Haus du gekommen bist, obwohl das ja eigentlich schon klar sein sollte", sagte mein Vater. Ich antwortete schnell mit Ja und stieg in den Hogwarts-Express.

Ich winkte ihnen aus dem Fenster hinterher, bis sie nur noch zwei kleine Punkte in der Menschenmasse der anderen Eltern waren.

*****

Langsam ging ich durch den Gang des Zuges und suchte ein freies Abteil, um ungestört weiter in dem Lehrbuch der Zaubersprüche Band 5 zu lesen, jedoch waren alle besetzt. Am Ende des Ganges angekommen öffnete ich eine Abteilungstür und schaute hinein.

Darin saßen ein dunkelhäutiger Junge und ein Junge mit auffallend roten Haaren. Ich traute meinen Augen nicht. Das war der Junge, der mich auf dem Bahnsteig umgerannt hatte. Auch wenn ich ihn nur von hinten gesehen hatte waren seine leuchtend roten Haare unverwechselbar. Sie starrten mich mit offenem Mund an. Wahrscheinlich waren sie Besuch im letzten Abteil des Waggons nicht gewohnt.

Bevor sie auch nur ein Wort sagen konnten drehte ich mich zu dem großen rothaarigen Jungen und fragte ihn kühl: „Aufhelfen oder fragen wie es mir geht konntest du wohl nicht, oder?" Er schaute mich verwirrt an, doch ich fuhr fort: „Es war nicht gerade eine weiche Landung auf dem harten Ding." Ich deutete auf meinen Koffer, der eine große Beule von meinem Aufprall hatte. Ich holte meinen Zauberstab aus der Tasche und murmelte „Reparo", woraufhin der Koffer wieder zu dem wurde, welcher er vor dem Sturz war.

Der Junge sah mich immer noch verwirrt an und ich entschloss mich ihm etwas auf die Sprünge zu helfen. „Du weißt schon, als du mich auf dem Bahnsteig umgerannt hast." Nun öffnete er endlich seinen Mund und sagte: „Das war ich nicht, da musst du mich wohl verwechseln." – „Ich habe deutlich deine roten Haare gesehen, so sieht kein Zweiter aus und ich würde mich wirklich freuen, wenn du dich endlich ordentlich entschuldigen würdest." Auf einmal begannen die beiden Jungen zu lachen und ich kam mir ziemlich hilflos vor, wie ich dort in der Tür stand. Machten sie sich etwa über mich lustig?

„Was ist denn hier so lustig", hörte ich eine warme Stimme meinen Nacken streifen. Ich drehte mich um und musste meinen Kopf in den Nacken legen, um seine Augen zu sehen, so nahe stand er mir. Zwischen seinem Mund und meiner Stirn waren keine zehn Zentimeter Platz und ich konnte seinen ruhigen Atem spüren.

Ich trat langsam einen Schritt zurück und betrachtete ihn von oben bis unten. Er war groß, hatte breite Schultern und rote Haare. Ich sah zu dem anderen rothaarigen Jungen hinüber und sah sein Grinsen. „Zwillinge", hauchte ich. „Also hast du mich gar nicht umgestoßen, sondern du.", sagte ich und blickte erneut zu dem Jungen in der Tür. Er legte den Kopf schief und ein leichtes Lächeln flog über seine Lippen. „Von vorne bist du noch viel schöner als von hinten.", sagte er und sein Bruder konnte ein weiteres Lachen nicht vermeiden. Na toll, das brauche ich mir nun ja echt nicht geben.

Ich nahm meinen Koffer und den Käfig in die Hand und drängte mich an dem großen Rotschopf vorbei in den Gang. Das fing ja gut an. Ich war noch nicht einmal in der Schule und schon hatte man sich über mich lustig gemacht. Ich ging schnellen Schrittes den Gang entlang ohne mich ein weiteres Mal umzusehen. Nach einer Weile setzte ich den Koffer ab und wollte gerade in ein Abteil schauen, als etwas meine Hand berührte. Ich drehte mich langsam um und sah in wunderschöne braune Augen. 



Das ist das erste Kapitel von meiner Fanfiction. Ich hoffe jemand liest sie und findet sie interessant. In den nächsten Tagen kommt das zweite Kapitel.

Shoutout to ravenreadsstuff who inspired me with her Drarry ff (which is absolutely stunning) to write my own ff. Thank you! 😘



Der Saal der glitzernden Berge (Fred Weasley X Reader) Pausiert!!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt