Metanoia • Taekook [✓]

02

Taehyungs Hirn lief noch immer auf Hochturen, nicht realisierend, dass er die ganze restliche Stunde nichts mehr mitgeschrieben, geschweige denn zugehört hatte. Nach dem kleinen Zwischenfall hatte sich alles wieder relativ schnell normalisiert, Taehyungs neuer Professor schien das Szenario schon ein paar Mal mitgemacht zu haben, denn nach kurzer Innehaltung erzählte er weiter von Gemälden und Künstlern, die wohl sehr viel wichtiger schienen als Jeon Jungkook.

Nicht aber für Kim Taehyung, dem in der Sekunde, an dem der Schwarzhaarige an ihm vorbei lief, ein unbändiges Interesse aufloderte. Das immerhin schon da war und nun noch mehr gestärkt wurde.
Er wollte Antworten auf seine Dutzenden Fragen, weshalb er nur darauf hin fieberte, dass endlich die Vorlesung vorbei war, damit er den Jungen mit den zwei Gesichtern endlich mit Fragen bombardieren konnte.

Der Silberhaarige war eine ruhige und geduldige Person, aber wenn es zu Dingen kam, die er sich nicht erklären konnte oder er eine massive Leidenschaft entwickelte, dann konnte er nicht mehr still sitzen und tat alles dafür, das neu entdeckte Mysterium zu lösen. So auch sein neuestes; ein gewisser Junge, der in der letzten Reihe saß und niemanden Beachtung schenkte.

„Die Stunde ist beendet, vielen Dank."
Taehyung schnappte aus seinen Gedanken auf und sah mit großen Augen auf, als vereinzelt Studenten ihre Sachen zusammenpackten, um den Vorlesungsraum verlassen zu können. Er tat es ihnen gleich, den Schwarzhaarigen hinter ihm im Blickwinkel, damit er ihn im richtigen Augenblick abfangen konnte. Taehyung war meist gut in so etwas. Seine offene und ehrliche Art kam meist gut bei seinen Mitmenschen an, manchmal vielleicht etwas zu ehrlich, aber er sagte lieber seine Meinung wie mit der Masse mit zu schwimmen, nur um gut dastehen zu wollen. Die Leute, die ihn so mochten wie er war blieben und die, die etwas gegen ihn hatten waren ihm herzlich egal.

Nachdem er alles zusammengepackt hatte wartete er geduldig, bis der Schwarzhaarige die versetzten Stufen nach unten lief, um den Ausgang zu nehmen, in dem die Studenten ein- und austreten konnten. Als er an Taehyung vorbei schritt, der noch immer in der vordersten Sitzreihe stand, ohne ihn anzuschauen, handelte der Silberhaarige schnell.

„Hey warte mal!"
Mit einem Satz stand er ebenfalls vorne auf der Fläche an dem Pult, Whiteboard und sich rechts daneben der Ausgang befand. Der Dunkelhaarige drehte sich um und Taehyung hätte seinen genervten Blick auch von mehreren Kilometern erahnen können. Kurz, aber nur kurz dachte er, er hätte einen minimalen Ausdruck an Überraschung in den Augen seines Gegenüber erkannt, aber er schüttelte diese Gedanken wieder ab. Nachdem der Junge noch immer nichts gesagt hatte, setzte Taehyung erneut an.

„Wir kennen uns, oder?"

Der Schwarzhaarige blieb eine Sekunden still, ehe er mit der Zunge schnalzte.

„Ich bin mir sicher das tun wir nicht. Und jetzt entschuldige mich, ich würde gerne in meine wohlverdiente Pause."

In einem Satz drehte sich Besagter um und wandte sich der großen Holztür zu. Taehyung wollte das nicht auf sich sitzen lassen und ehe er über seine nächsten Worte nachdachte sprudelten sie aus ihm heraus. Total ehrlich eben.

„JK? Du bist doch JK? Du warst doch die letzten Tage bei mir Zuhause? Von Freitag bis gestern, du hast ständig gew-" „Was ist dein scheiß Problem?!"

Der Silberhaarige zuckte zusammen. Genau aus zwei Gründen.
Erstens war der Junge, der das komplette Gegenteil von dem was er noch vor ein paar Tagen repräsentierte, ihm plötzlich so nah, dass Taehyung seine dunklen Augen betrachten konnte. So wie auch die vielen Male in den letzten Tagen und er hätte seine Seele darauf verwetten können, dass es genau das gleiche Augenpaar war.
Zweitens hatte er nicht mit der Aggressiven Art gerechnet, die ihm entgegen gespuckt wurde.