11

463 54 19
                                    


Taehyungs dritte Woche an seiner Universität brach herein und mittlerweile fühlte er sich nicht mehr wie ein verlorener Neuling, sondern tatsächlich wie ein Student, der schon ewig diese Uni besuchte. Auf seinem Weg dorthin verfiel er ins Grübeln, während er gedankenverloren mit seinem Zeigefinger auf sein Lenkrad tippte.

Yoongi, Hobi und langsam aber sicher auch Jungkook gaben ihm das Gefühl dazuzugehören und er fing an, sich endlich wohl zu fühlen, auch wenn der Start alles andere als erfreulich war. Der Silberhaarige hatte zwar keine Probleme neue Menschen kennenzulernen, aber oftmals hatten die Bekanntschaften für den Jungen keine bewusste und tiefe Bedeutung. Sie waren nur Mittel zum Zweck. Normalerweise war er immer freundlich und zuvorkommend, half anderen und war stets gut gelaunt, aber das war für ihn trotzdem kein Grund, mit jeder x-beliebigen Person eine Freundschaft zu schließen. Freundschaft hieß für den Silberhaarigen, dass man aneinander vertraute und sich bei sehr privaten Problemen gegenseitig half, dass man sich auf den anderen verlassen konnte und ihn zu jeder Uhrzeit erreichen konnte, egal welchen Grund es dafür gab.
Die meisten Menschen nervten Taehyung oder waren ihm nicht interessant genug. Mit seiner jetzigen Freundesgruppe war es ausnahmsweise das komplette Gegenteil.
Alle, besonders Jungkook natürlich, hatten eine Art an sich, die Taehyung gerne um sich herumhatte und ihn faszinierte.

Das gleiche galt auch für Hyunjin, auch wenn die anderen nicht sehr begeistert waren von dessen Präsenz. Aber das konnte sich sicherlich noch ändern, das hatte zumindest der Silberhaarige im Hinterkopf.
Auch für Jenny, obwohl er das hübsche Mädchen kaum kannte. Sie war freundlich und offen und nahm Hyunjin direkt in ihrer Freundesgruppe auf, ohne mit der Wimper zu zucken. Taehyung hatte keine Zweifel, dass sich hinter der zierlichen Person eine starke Persönlichkeit befand. 
Er war sich sicher, dass am Ende alle miteinander auskommen würden und auf dieses Ziel arbeitete er insgeheim hin.

Neben dem Ziel, Jeon Jungkooks Herz zu erobern natürlich.

Taehyung hatte sein ganzes Leben lang oberflächliche Freundschaften, außer zu seinem langjährigen Freund Jimin, aber die Menschen, die ihn jetzt umgaben, waren individuell so einzigartig und er hatte großes Interesse, alle in der Zukunft besser kennenzulernen.

Besonders eine Person.
Er wollte alle Geheimnisse, alle Macken und Kanten und alles andere, was ihn erwarten könnte, genauestens erkunden und kennenlernen. Es juckte ihm in den Fingern. Und nach dem Wochenende war er seiner Meinung nach auf dem besten Wege.
Auch wenn das Ganze nun endlich in eine positive Richtung verlief wusste Taehyung nicht, wie Jungkook auf ihn auf dem Campusgelände oder in ihren gemeinsamen Vorlesungen reagieren würde. Er würde sich nicht einmal wundern, wenn ihn der Jüngere ignorieren würde, bis sie wieder zusammen bei Yoongi zuhause saßen. Es war schließlich immer noch Jeon Jungkook, der Schläger vor dem der Großteil ziemlich eingeschüchtert war und einen großen Bogen um ihn machte.

Mit diesem Gedanken setzte er sich am Montagmorgen nach seiner Fahrt in die Universität in seine erste Vorlesung, nicht erwartend, dass Jungkook aufkreuzen würde. Und wenn, dann irgendwann mitten in der Stunde, laut angekündigt, so wie die letzten zwei Male.
Taehyung setzte sich, brav wie er nun einmal war, wieder an seinen Platz in der ersten Reihe und packte alle seine Sachen aus, die er fein säuberlich auf seinen Tisch platzierte.
Seine Armbanduhr zeigte ihm an, dass es kurz vor Unterrichtsbeginn war und als er aufschaute sah er auch seinen Professor pünktlich zur Tür hereinspazieren.

Hätte Taehyung nicht zwei Mal geschaut, dann hätte er fast übersehen, dass hinter seinem Professor tatsächlich eine ihm nur zu bekannte Gestalt ebenfalls den Raum betrat.
Nur nicht mit dem Look, den er zuvor am Wochenende oder damals im Supermarkt trug.

Schwarze Nietenstiefel, eine zerrissene Jeanshose, Lederjacke, schwarze Cap, schwarzer Rucksack. Zwar war er komplett in schwarz gekleidet, aber genau diese Tatsache ließ ihn wieder von allen anderen herausstechen.
Dieser Anblick sah zum Teil ästhetisch und zum anderen Teil angsteinlösend aus, dass Taehyung sich fast an seiner Spucke verschluckte, als er den Jüngeren schamlos anstarrte.

Metanoia • Taekook [✓]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt