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tw ° Gewalt

Jungkooks Kopf war wie leergefegt, als würde nichts um ihn herum existieren außer er selbst und seine rasenden Gedanken. Warum musste auch die ganze Welt gegen ihn sein? Warum konnte er sich nicht einmal gescheit ausdrücken? Warum musste er Taehyung vor den Kopf stoßen, wenn dieser ihm doch nur helfen wollte? Warum war es so verdammt schwer ihm zu vertrauen, wenn er tief im inneren wusste, dass Taehyung nur das Beste für ihn wollte und eine gute Seele war?
Das konnte er selbst in der kurzen Zeit, in der er Taehyung nun kannte, sicher behaupten.

Während er angestrengt den Bürgersteig entlang rannte, um schnellstmöglich nach Hause zu kommen, ließen ihm seine Gedanken keine Ruhe mehr.

'Das alles war ein Fehler und wird auch nicht mehr vorkommen'
Lüge.
Natürlich war es kein Fehler gewesen und das wusste Jungkook. Und selbst wenn er es als Fehler betiteln wollte, war es der Schönste und Beste der ihm in all den Jahren passiert war.

'Ich bin nicht schwul und wollte einfach nur Ablenkung'
Lüge.
Jungkook war sich seit Ewigkeiten bewusst, dass er nur auf Männer stand. Er wusste nicht einmal warum ihm dieser Satz über die Lippen kam, aber er schob es darauf, sich nur selbst schützen zu wollen. Und Taehyung. Natürlich war es Anfangs nur eine Ablenkung, aber als er das erste Mal in Taehyungs Armen lag, wollte er mehr. Nicht nur eine simple Ablenkung oder einen einmaligen One-Nightstand, er wollte alles von dem Silberhaarigen haben und am liebsten für immer. Aber die Angst und die folgenden Konsequenzen die kommen konnten nahmen ihn komplett ein.
Jungkooks Schritte verlangsamten sich, als er in die ihm viel zu bekannte Straße einbog. Er schluckte hart, ehe seine Füße sich immer mehr nach Blei anfühlten. Durch das permanente Gerenne und seinen Gedanken wurde ihm schwindelig und er betete, dass alle in seinem geliebten Zuhause schliefen.

'Das war eine einmalige Sache'
Lüge. Er wollte es nicht als einmalige Sache sehen, er wollte es zu etwas permanenten machen, aber seine Angst siegte, bevor er es aussprechen konnte. Er war sich Anfangs sicher, den Silberhaarigen nie mehr sehen zu müssen. Aber als er ihn in seinem Vorlesungssaal stehen sah und sich Taehyung noch an ihn erinnerte, da blieb für Jungkook die komplette Welt stehen.
Mit zitternden Händen steckte der Schwarzhaarige langsam seinen Schlüssel in das Schlüsselloch, um so leise wie möglich die Tür zu dem prächtigen Anwesen, in dem er lebte, zu öffnen. Alles war dunkel und er konnte niemanden hören, weshalb er mit pochenden Herzen die Treppenstufen nach oben in sein Zimmer ging. Er wagte es nicht einmal zu atmen, bis er die Zimmertür schloss und sein rasendes Herz wieder in Ordnung bringen musste.

'Aber lass uns wenigstens Freunde se-''Nein.'
Jungkook konnte nicht. So sehr er wollte, er konnte nicht mit mit dem Silberhaarigen befreundet sein. Sein Herz hätte das nicht ausgehalten. Er wollte mehr, so viel mehr als nur eine Freundschaft, sich mit Taehyung anzufreunden würden Jungkook nur noch tiefer für ihn fallen lassen.

'Lass mich außerhalb unserer Gruppe einfach in Ruhe, das ist besser für uns beide'
Jungkook sah in seinen Spiegel und konnte fast über sich selber lachen. Er merkte bis gerade nicht einmal, dass sich unzählige Tränen ihren Weg über seine geröteten Wangen bahnten. Seine Augen waren ebenfalls gerötet, sein Lippen stark zusammengepresst, damit ihm keine Töne entwischen konnten.

Am liebsten wäre er in Yieuns Zimmer verschwunden, damit er sich in ihr kleines Bett quetschen und sie fest in den Arm nehmen konnte. So hatte er wenigstens jemanden bei sich, damit er einschlafen konnte.
Aber die Entscheidung wurde ihm schnell abgenommen, als er etwas schnalzen hörte und sein ganzer Körper sich anspannte. Er brauchte sich nicht umdrehen um zu wissen, wer dort am Türrahmen stand.
Er war so gut darin, unbemerkt abzuhauen, warum musste er ihn ausgerechnet heute erwischen-

Metanoia • Taekook [✓]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt