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Hyunjin lief unruhig in seinem Zimmer umher. Die ganze Sache mit Taehyung und Jungkook machte ihm wirklich zu schaffen und dann war da noch die Sache mit seinem verdammten Tagebuch, das er ständig verlor. Seufzend ließ er sich auf sein Bett fallen und überkreuzte seine Arme vor dem Gesicht. Taehyung lag nach ihrer Suche wieder im Krankenzimmer und Jungkook war wie vom Erdboden verschluckt. Hyunjin selbst fühlte sich absolut nutzlos, weil er nichts tun konnte, außer abzuwarten.

Er wusste schon seit geraumer Zeit, dass zwischen den beiden etwas laufen musste, anders waren die Blicke und Berührungen nicht einzuordnen. Und Taehyung war die einzige Person, dem Jungkook immer mehr sein Herz öffnete. Man musste nur etwas genauer hinschauen, damit man Jungkooks, als auch Taehyungs Zuneigung füreinander erahnen konnte, so wie es Hyunjin die letzten paar Wochen getan hatte.
Er wünschte, dass die beiden endlich ihren Frieden fanden und eigentlich war er sich sicher, dass sie auf einem guten Weg waren, aber das Geschehene am Morgen schmiss alles wieder brutal aus der Bahn. Hyunjin wollte unbedingt helfen, aber es war aussichtslos.

Dachte er zumindest.

Als sein Handy seine altbekannte Melodie abspielte, um ihm mitzuteilen, dass er angerufen wurde, runzelte er die Stirn. Was ihn noch mehr die Stirn runzeln ließ war der Fakt, dass es eine unbekannte Nummer war.
Langsam nahm er das Smartphone in die Hand und drückte auf den Hörer, betend, dass es niemand von seinen früheren Peinigern war, die ihn, seit er Jennie kennengelernt hatte, in Ruhe ließen.

„Hallo?"

Es war ruhig an der anderen Leitung und der Rosahaarige wollte schon wieder auflegen, als er eine bekannte Stimme hörte, mit der er absolut nicht gerechnet hatte.

„H- Hey Hyunjin."

Nun war der Angesprochene verstummt. Das war nicht ernsthaft-

„Jungkook!?" blaffte Hyunjin seine Gedanken aus, weil er nicht glauben konnte, dass gerade er ihn anrufen würde. „Bist du es? Wo bist du denn?! Jeder macht sich Sorgen um dich!"

Er hörte ein deutliches Schlucken an der anderen Leitung, ehe er ein leises „kannst du bitte zum Universitätsdach kommen? Alleine. Und sag niemanden etwas davon bitte" hörte, was ihn sprachlos aufstehen ließ.

Wer wäre Hyunjin, wenn er nicht endlich etwas zu tun hatte und es dann ablehnen würde?

Er brauchte gerade einmal 13 Minuten zur Uni, die unter der Woche Gott sei Dank bis Mitternacht für jeden offen hatte, weshalb auch niemand ihn dumm anschaute, als er um 17 Uhr in das Gebäude stürmte. Insgeheim hoffte er aber, dass Taehyung oder die anderen schon Zuhause waren, sonst müsste er sich eine verdammt gute Ausrede einfallen lassen und er war schon immer grottenschlecht im Lügen gewesen.

Schnell sprang er die Treppen nach oben und erinnerte sich an den Weg und an die Fluchttür, die Jungkook bei ihrem kurzen Telefonat beschrieben hatte, welche er zu seinem Glück schnell genug fand. Er wartete, bis absolut niemand mehr in der Nähe war und öffnete den gut versteckten Ausgang, der sich nur mit einem getarnten Türhenkel und einem kleinen Notausgangsschild bemerkbar machte.

„Jungkook?"

„Hier."

Hyunjin lief langsam an die zusammengekauerte Gestalt, die auf dem Boden saß und den Blick nicht vom Boden nehmen konnte. „Hey", sagte er leise und ließ sich neben ihm auf den Boden sinken.
Ein Rotschimmer schlich sich auf sein Gesicht, als er sein verschollenes Tagebuch in Jungkooks rechter Hand entdeckte, das ihm direkt entgegengestreckt wurde.

„Hab's gefunden und auf der ersten Seite stand deine Nummer drauf" meinte der Schwarzhaarige und sah endlich auf, was Hyunjins Herz zusammenziehen und sein Schamgefühl vergessen ließ.
Er war schon immer ein gutmütiger Mensch gewesen, der jedem nur das Beste wünschte und Jungkook so gebrochen zu sehen zeigte ihm, dass dem Jungen vor ihm viel zu viel auf der Seele lastete und der Vorfall am Morgen ihn verdammt mitnahm.

Metanoia • Taekook [✓]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt