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Ich bitte euch die Info am Ende zu lesen, danke! ;)🤍

„Kookie, kommst du?"

Taehyung sah erwartend durch seine Schlafzimmertür und seufzte leise, als er den Schwarzhaarigen in dem dicken Haufen voller Decken erblickte.

Drei lange Wochen waren seit Jungkooks Entlassung aus dem Krankenhaus vergangen.
Vier Wochen war der Vorfall mit seinem Vater her.
Wobei Jungkook nicht einmal wusste, ob sich die vorherigen Wochen extrem lange zogen oder ob sie viel zu schnell vorbei gingen. Er wusste nur, dass er immer und immer wieder in ein tiefes Loch fiel, von Alpträumen heimgesucht wurde und Panikattacken von den simpelsten Kleinigkeiten bekam. Sein kleines Hoch, das er verspürte, als er damals in Taehyungs Wohnung ankam, verpuffte einige Tage danach wie aus dem Nichts und wurde ersetzt von einer schwarzen Leere, die ihn stetig nach unten zog.

Er wurde auf den Boden der Tatsachen zurückgezogen und ihn traf knallhart die Realität, als er den schriftlichen Rauswurf aus der Universität bekam und ihm einige Tage später, als sei die Lage nicht schon schlimm genug gewesen, eine Anzeige wegen Körperverletzung entgegenflog.
Am gleichen Tag hatte er den ersten Zusammenbruch, viele weitere folgten danach.
Was würde auch aus ihm werden? Wie würde er später einmal einen Job bekommen? Wie wollte er Geld verdienen und das Leben seiner Schwester finanzieren? Wie sollte er überhaupt sich selbst über Wasser halten können? Er wurde zwar aus seinem verkorksten Leben gerettet, aber nun stand er am absoluten Anfang- begann von Null, hatte keine eigene Wohnung, keine finanzielle Rücksicherung, keine Eltern, die er um Rat fragen konnte, nichts.

Er hätte schon längst aufgegeben.

Hätte.
Wäre da nicht ein gewisser Silberschopf mit dem unfassbar ansteckenden Lächeln und den großen Kulleraugen, die so viel Lebensfreude ausstrahlten, der Jungkook seit ihrer ersten Begegnung an der Hand genommen hatte und ihm den Weg aus der Hölle zeigte.

„Jungkook."
Der Schwarzhaarige drehte sich zu der ihm viel zu bekannten Stimme und erblickte besagten Silberhaarigen Jungen, der noch immer den Kopf durch die Tür steckte und ihn aufmunternd anlächelte.

„Ich komme" flüsterte Jungkook zögernd zurück und erhob sich langsam aus Taehyungs Bett, welches er seit drei Wochen nur selten verlassen hatte.
Zum einen hatte er einfach keine Kraft dazu, da ihm die Gesamtsituation unfassbar viel Energie raubte. Auch die Medikamente, die er verschrieben bekam und zur Beruhigung einnahm machten ihn müde und verleiteten ihn dazu, einfach den ganzen Tag zu verschlafen.
Zum anderen hatte er Angst. So unfassbar viel Angst vor der Möglichkeit, dass er dem Mann begegnete, welcher ihm so viel Leid und Grauen in den letzten Jahren antat. Jedes Mal, wenn er in den Spiegel schaute und seine fast verheilte Wunde an seinem Hals sah, die sein Vater ihm mit seiner Zigarette damals verpasste, durchfuhr ihn eine widerliche Gänsehaut, die einen bitteren Beigeschmack beibehielt und Jungkook noch dreckiger fühlen ließ als er es eh schon tat.
Er wusste zwar, dass es realistisch gesehen unmöglich war seinem Vater auf offener Straße zu begegnen, seit sich dieser immer noch in Untersuchungshaft befand, aber seine Angstzustände wurden nur an den Gedanken an ihn so extrem, dass er sich direkt wieder unter der Decke verstecken wollte.

Außer heute. Heute hatte er das Gefühl, dass es ein guter Tag war, um endlich wieder vor die Tür gehen zu können. Und Taehyung zuliebe würde er auch alle Torturen, die er eventuell durchleben musste, auf sich nehmen.

Der Silberhaarige hatte es bisher zwei Mal geschafft, ihn mit zum Einkaufen zu schleppen, aber jedes Mal endete es in einem halben Akt und sie nahmen einen wahnsinnigen Zeitaufwand in Kauf, überhaupt einmal einen Fuß vor die Haustür zu setzen. Panik und Unwohlsein war das Eine, ständige Anspannung und die vielen Leute um Jungkook herum das Andere.
Er fragte sich, wie in aller Welt er es geschafft hatte, die Jahre zuvor seine Ängste und Gefühle so wegzusperren, wenn er nun bei jeder kleinsten, schnellen Bewegung alarmiert aufsprang und sich am liebsten in irgendeiner Ecke verstecken wollte.
Er fühlte sich wie ein Verlierer, wie ein Kind, das vor Allem und Jedem schreckliche Angst hatte. Und er schämte sich so sehr, dass er manchmal Taehyung nicht mehr in die Augen sehen konnte, obwohl dieser ihm versicherte, dass Jungkooks Reaktionen völlig normal waren. Dass er ein schweres Trauma hatte und diese Angstzustände völlig berechtigt waren. Aber durch Jungkooks Selbsthass konnte er Taehyungs Worten kaum Glauben schenken, verschloss sich oftmals komplett und ließ ihn nicht mehr an sich heran.

Metanoia • Taekook [✓]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt