Metanoia • Taekook [✓]

09

Wenn jemand Taehyung gesagt hätte, dass das alles ein Traum war und er bald wieder davon aufwachen würde, dann hätte sich der Silberhaarige nicht mal darüber gewundert. Ihm kam es zumindest wie im Traum vor.

Es war bereits der Freitagmittag hereingebrochen, nachdem er mit Jungkook den kompletten Donnerstagmorgen zusammen auf dem Schuldach verbracht hatte. Die beiden hatten sich geeinigt, das Ganze erst einmal sacken zu lassen und eine Nacht darüber zu schlafen, nachdem der Jüngere Taehyung abermals gesagt hatte, dass er ihm nicht von seinen persönlichen Problemen erzählen konnte. Und auch nicht wollte.

Und Taehuyng verstand es.
Akzeptierte seine Entscheidung und nahm ihn ein letztes Mal in den Arm, bis alle Tränen versiegelt waren und Jungkook nicht mehr so zerstreut aussah wie am Anfang.

Der Schwarzhaarige wollte versuchen, in Zukunft sich nicht mehr so harsch und verurteilend gegenüber dem Silberhaarigen zu verhalten, was Taehyung natürlich freudenstrahlend aufnahm. Schließlich war es von Anfang an sein Ziel gewesen, Jungkook näher zu kommen. Er konnte nicht sagen warum, aber irgendetwas zog ihn praktisch zu dem Jüngeren.
Der Ältere wollte Jungkooks zerbrechliche Seite beschützen und wieder den Glanz in seinen matten Augen zurückholen. Er wollte alles aus Jungkooks Leben herausfinden, ihm die schwarze Maske abnehmen, damit der Schwarzhaarige offen seine andere Seite den anderen offenbaren konnte und eventuell, nur ganz nebenher, wollte Taehyung Jungkooks Herz für sich gewinnen.

Jetzt wo die beiden die schwerste Hürde überwunden hatten und Jungkook den Älteren an sich heranließ, musste Taehyung schnell aber bedacht handeln.
Erst ein paar Tage davor meinte der Jüngere noch, dass er Taehyung aus dem Weg gehen wollte, um so wenig wie nur möglich mit ihm interagieren zu müssen. Taehyung wusste nicht, wie schnell Jungkooks Meinung wieder umschwenkte, also setzte er alles daran, um dessen Vertrauen voll zu gewinnen.
Nur wusste er nicht so richtig, wie er das am Besten anstellen sollte. Schließlich konnte er nicht einfach zu ihm nach Hause spazieren, bei ihm klingeln und ihm freudig mitteilen ‚Hey, wir verbringen jetzt Zeit miteinander!'
Das wär ein gewaltiger Schuss nach hinten.

Aber ausnahmsweise war das Glück mal auf Taehyungs Seite, als er sah, dass Yoongi ihn freitags nach seiner letzten Vorlesung in eine WhatsApp Gruppe hinzufügte. Er sah den Dunkelhaarigen den ganzen Tag über nicht, Freitag war der einzige Tag, an dem die Beiden, als auch Jungkook und Hobi keine Vorlesungen zusammen hatten.
Nach kurzem checken war ihm klar, dass es die vorherige Dreiergruppe von Suga, Hobi und Jungkook war, was den Silberhaarigen enorm freute, schließlich war das wohl ein Zeichen, dass er offiziell in ihre Gruppe aufgenommen wurde, richtig?
Er nahm sich vor, auf Yoongis Nachricht, die nur ein simples ‚Samstagabend bei mir zocken' beinhaltete, zu antworten, wenn er Zuhause angekommen war.

Und als würde irgendeine höhere Macht es gut mit ihm meinen, sah er auf dem Weg von seinem Auto zu seinem Apartment nach der kurzen Fahrt, dass Jungkook höchstpersönlich ihm eine Privatnachricht geschrieben hatte.

Ja, ein einfaches ‚Kommst du zu Yoongs?' Von dem Jüngeren ließ Taehyung wie ein kleines Mädchen aufquietschen, sodass sein Nachbar, der davor seelenruhig im Vorgarten Pflanzen einpflanzte, ihn verstört ansah, was den Silberhaarigen aber nicht im geringsten interessierte.
Er fühlte sich wieder wie in der 11. Klasse in der Highschool, als er den größten Crush auf einen seiner Mitschüler hatte und ihn nach ewiger Schwärmerei endlich um ein Date bat und diese einstimmte.
Er erinnerte sich, dass er die Nacht über nicht schlafen konnte, so aufgeregt war er wegen dem anstehenden Date. Wie sein Herz allein an den Gedanken wahnsinnig schnell schlug und er ohne Decke in dieser Nacht schlief, weil ihm so unendlich heiß war.
Genau diese Emotionen prasselten erneut auf ihn ein, als er dieses Mal ins Bett ging und an das Zusammentreffen am nächsten Tag mit Jungkook dachte. Taehyung kicherte unter seiner Decke wie ein verliebter Teenager, verdrehte teilweise seine Augen über sich selbst und betete, dass alles gut verlaufen würde.