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/Anm: die Handlung wird um einen Tag zurückgedreht/

Völlig außer Atem kam er auf dem Universitätsdach an, die Augen rot und nass, weil er seit dem Vorfall die Tränen nicht mehr stoppen konnte. Er taumelte an seinen altbekannten Platz in der Ecke und sackte auf den Boden, während sein Kopf immer noch verarbeiten musste, was er eigentlich getan hatte.

Seine größte Angst wurde wahr- dass er jemanden, den er von ganzen Herzen liebte, Schmerzen zufügte, weil er seine Aggressionen nicht im Griff hatte.
Alles war bis jetzt gut verlaufen. Entweder wurde er noch rechtzeitig von seinen Freunden aufgehalten, irgendeinen Scheiß anzufangen oder darauf einzugehen oder er hatte sich selbst unter Kontrolle, weil er die ganzen Schlägereien selbst satt hatte.

Und jetzt saß er hier, abgeschottet von allen anderen, weil Taehyung etwas Schreckliches passiert war.
Er allein war dafür verantwortlich, dass das passierte.

„Fuck!"
Jungkook vergrub seine zitternden Hände in seinen völlig zerstörten Haaren, die in alle Richtungen standen. Selbst das getrocknete Blut von Jackson, das noch immer an seinen Fingern klebte, war ihm egal. Alles war ihm egal, nachdem was er Taehyung und auch Yoongi angetan hatte.
Dass er den Ältesten geschlagen hatte kam schon öfter vor, aber noch nie ist es so ausgeartet. Er verpasste ernsthaft seinem besten Freund eine mitten ins Gesicht, ehe er danach Taehyung mit voller Kraft von sich stieß.
Alleine von den Bildern des Silberhaarigen, wie er am Boden aufkam, bekam Jungkook wieder Herzrasen und er wollte sich am liebsten übergeben bei all dem was er fühlte. Noch nie hatte er solche erdrückenden Gedanken, solche Schuldgefühle und so viel Reue in sich wie gerade. Und es fraß ihn regelrecht auf.

Ihm war es egal, dass alle anwesenden Studenten seine schutzlose Seite sahen, die er jahrelang so gut hütete. Ihm war es egal, als er kurz nach dem Aufprall zu dem bewusstlosen Silberhaarigen taumelte und ihn schließlich behutsam an sich drückte, während er sich die Seele vom Leib schrie. Ihm war es egal, dass er um Hilfe bettelte, weil er vor lauter Aufregung erst keinen Puls fühlte und bitterlich um den Jungen in seinen Armen weinte. Ihm war egal, dass Jin und Namjoon ihn regelrecht von Taehyung wegzerren mussten, weil er den zerbrechlichen Körper nicht loslassen wollte.
Er konnte nicht. Weil er nicht das Kostbarste verlieren wollte, was ihm Wochenlang zeigte, dass das Leben nicht nur aus Gewalt und Hass bestand. Er wollte nicht, dass alles so endete, aber er konnte es dem Silberhaarigen nicht verübeln, wenn das das Ende ihrer Zeit bedeutete.

Das Ganze hätte auch katastrophal ausgehen können. Und das war dem Schwarzhaarigen bewusst.
Eine ‚einfache' Gehirnerschütterung war noch glimpflich, aber Jungkook kannte auch andere Geschichten, die ganz und gar nicht glimpflich ausgegangen waren.

Schädel-Hirn-Trauma, Hirnblutung, Lähmung, wenn nicht sogar der Tod. Bei dem Gedanken an einen leblosen Taehyung bekam Jungkook keine Luft mehr, was ihn aufkeuchen ließ.

Nach der Aktion hasste der Silberhaarige ihn sicherlich und er war sogar so feige, dass er nicht einmal bei ihm geblieben war.
Jungkook konnte einfach nicht. Der Anblick eines bewusstlosen Taehyungs und die aufkeimenden Schuldgefühle waren so unerträglich, dass er von Allem weg musste.
Besonders bei dem Gedanken an seinen Vater fühlte Jungkook immer mehr die bittere Angst, weil er wusste, was kommen würde.

Wenn dieser Mann ihn finden würde, dann Gnade ihm Gott.

Er hatte schon alle möglichen Torturen seines Vaters durch, aber dieses Mal war er sich sicher, dass er Verletzungen davontragen würde, die er entweder wochenlang oder für immer mit sich tragen würde. Die ‚Bestrafungen' wurden von Mal zu Mal schlimmer und Jungkooks Vater fand immer neue Wege, wie er seinem eigenen Sohn zeigen konnte, dass er nichts als Abschaum für ihn war.
Schließlich hatte er drei Menschen verletzt, womöglich eine Anzeige am Hals und sicherlich einen Verweis von der Universität.
Schon wieder.

Metanoia • Taekook [✓]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt