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„Na Großer."
Jungkook wäre am liebsten für diesen Ausdruck Yoongi an die Kehle gesprungen.
Nur hatte an diesem Tag einfach keine Energie und Lust mehr, sich mit Leuten herumzuschlagen.
Er wollte nur noch seine Ruhe haben, abschalten und vergessen was passiert war. Sobald seine Gedanken in Richtung eines gewissen Silberhaarigen schweiften, wollte der Schwarzhaarige alles um sich herum in Stücke schlagen.

Wie viel Pech musste er auch haben, dass ausgerechnet der Junge, bei dem er sich das ganze Wochenende ausgeheult hatte, plötzlich an seiner Uni auftauchte? Geschweige denn ganz zufällig noch die gleichen Vorlesungen besuchte wie er selbst?
Und ganz zufällig sich auch noch mit seinen besten Freunden anfreundete und direkt in deren Gruppe aufgenommen wurde.

Jungkook war stur. Wenn er sich etwas in den Kopf setzte, dann zog er das so lange durch, bis er sein Ziel erreicht hatte.
Sein neuestes Ziel war es, den Neuen so lange zu ignorieren, bis dieser ihn vollständig in Ruhe ließ und vielleicht am Ende nicht mal mehr Lust hatte, in Jungkooks Clique abzuhängen. Er wollte Taehyung partout nicht dabei haben und das aus mehreren Gründen.
Zum einen wusste er, was hinter Jungkooks Fassade steckte und zum anderen war ihm genau das unfassbar unangenehm. Besonders, weil er nicht wusste, inwiefern der Silberhaarige das ausnutzen konnte. Er traute ihm nicht.
Zwar ließ er seinen Gefühlen bei ihrer ersten Begegnung freien Lauf, aber nur, weil Jungkook sich sicher war, dass er den Jungen nie mehr sehen würde. Dass sein Plan so nach hinten losging, hätte er sich im Leben nicht ausmalen können.

Jungkook hatte dadurch nur noch mehr Angst.
Angst, dass sein so mühevoll aufgebautes Image einfach auseinander brechen könnte durch Kim Taehyung. Deshalb wollte er den Jungen wissen lassen, das er sich nicht mit der falschen Person anlegen sollte. Taehyung sollte Respekt und Achtung vor ihm haben, so wie es jeder andere am Campus hatte.

Nur war Yoongi leider genauso stur wie Jungkook. Er hatte sich in den Kopf gesetzt, dass der Silberhaarige ab sofort in ihre Gruppe gehörte, ohne wenn und aber.
Jungkook wusste, dass er das nicht ändern könnte und es ärgerte ihn.

„Du konterst ja nicht mal mehr, ist alles gut?" Jungkook sah auf und sah Yoongi, dessen Gesichtsausdruck in ein leicht besorgtes umwandelte. Mit einem ‚Mhm' ließ er sich auf das große Sofa neben Hobi fallen, der freudig seine Chips aß und nahm sein Handy in die Hand.

„Bin zu müde um deinen dummen Sprüchen Aufmerksamkeit zu schenken" zuckte er nur und schrieb seiner Schwester, dass er, wenn er heimkam noch bei ihr vorbei schauen würde. „Ist der Silberschopf da?" Murmelte er leise, während er auf seinem Handy tippte. Hobi schaute auf und war überrascht, dass sein Nebensitzer sich überhaupt an den Neuling erinnerte.

„Der Silberschopf hat auch einen Namen, Jungkook. Und nein, Taehyung ist nicht da. Du hast ihn wohl oder übel mit deiner miesen Laune verschreckt." Der Schwarzhaarige konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen, als er daran dachte, dass er seinem Ziel ein Stücken näher kam, indem er sich gegenüber Taehyung so verhielt, wie er sich eben verhielt.
Yoongi hob seine rechte Augenbraue, bevor Hobi mit vollem Mund das Wort ergriff.
„Sag mal, warum warst du schlecht drauf heute? Hat das ganze was mit Taehyung zu tun? Du kennst ihn doch noch garnicht. Wirklich, er passt super zu uns."
„Und wärst du nicht so ein Arschloch würdest du das auch erkennen" fügte der Braunhaarige seufzend hinzu.

Und wie ich Taehyung kenne, besser als ihr euch je denken könnt.
Der Schwarzhaarige hätte seine Gedanken einfach gerne in den Raum geschmissen und die Gesichter seiner Freunde gesehen, aber danach müsste er so einiges erklären und dafür war er weder vorbereitet, noch mental bereit.
Seine Freunde wussten so einiges nicht und das war wahrscheinlich auch besser so.
Zwar wussten sie mittlerweile, dass hinter dem kühlen und herzlosen Jeon Jungkook eigentlich ein geselliger und intelligenter Junge steckte, der gerne Videospiele spielte, tiefgründige Gespräche führte, ein Faible für Kunst und Musik hatte und liebend gerne Bananenmilch trank, aber sie wussten nicht, wie sich der Schwarzhaarige wirklich fühlte und warum er des öfteren die Fassung verlor.
Allein der Gedanke an die Dinge, die den Schwarzhaarigen tagtäglich zu schaffen machten, machte Jungkook rasend vor Wut und Trauer und oftmals wusste er nicht mehr hin mit seinen angestauten Emotionen, weshalb er bei einem falschen Blick oder einer falschen Andeutung explodierte und sich nicht mehr zurückhalten konnte. Somit wurde er bekannt als der Schläger, der lieber seine Fäuste sprechen ließ, als die Leute normal zu konfrontieren.
Yoongi und Hobi waren der Ansicht, dass der Schwarzhaarige sich einfach gerne bewies und sich viel zu schnell auf Provokationen einließ. Aber die beiden wussten nicht, dass da so einiges mehr dahinter steckte. Für Jungkook war das gerade recht. Über Gefühle zu sprechen konnte er noch nie besonders gut und es ging seiner Meinung nach auch niemanden etwas an.
Deshalb kam es ihm überhaupt nicht gelegen, dass ausgerechnet Taehyung von seiner verletzlichen, seiner eigentlichen Seite wusste.

Metanoia • Taekook [✓]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt