Kapitel Acht

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Ich war pünktlich beim Abendessen und hoffte, dass ich ausnahmsweise einmal meine Ruhe haben würde. Aber entweder hatte Summer die anderen auf mich angesetzt, oder sie fühlten sich verpflichtet, sich zu mir zu setzen. 

„Hey, wie geht's dir?" 

Abby lächelte mich freundlich an und nahm sich den Krug mit Wasser, um sich etwas ins Glas zu füllen. 

„Du hättest vorhin wirklich mit Croquet spielen sollen. Es war echt lustig und..." 

„Kein Interesse", unterbrach ich sie genervt und spielte gelangweilt am Saum der Tischdecke rum. 

„Wir wollen nach dem Essen im Aufenthaltsraum Karten spielen. Möchtest du..." 

„Was verstehst du an ‚kein Interesse' nicht?", fragte ich gereizt und sah Abby genervt an. Sie wollte etwas erwidern, wurde aber von Dana unterbrochen. 

„Lass es Abby. Die Neue badet lieber in Selbstmitleid. Wir sitzen da drüben. Komm mit", sagte sie und tatsächlich stand Abby nach kurzem Zögern auf und folgte ihr. 

Ein Tisch ganz für mich allein. Wie toll! 

Ich nippte an meinem Wasser und sah rüber zu den Anderen. Sie lachten über etwas und generell hörte ich um mir herum Gelächter und Gespräche. Ein seltsames Gefühl machte sich in mir breit und ich schenkte mir schnell Wasser nach und trank es sofort aus. 

Das Essen kam an die Tische. Es gab Pizza, aber allein beim Anblick wurde mir schlecht, weshalb ich das kleine Stück auf meinem Teller lediglich mit meiner Gabel zerkleinerte und hin und her schob, bis die halbe Stunde Anwesenheitspflicht vorbei war und ich aufstehen konnte. 

Mir entging nicht, dass Summer mich ansah und wahrscheinlich würde sie mich morgen wieder in ihr Büro zitieren. 

Ich verschwand sofort auf mein Zimmer, suchte alle meine Waschsachen zusammen und ging sofort Duschen und Zähne putzen. Noch einmal wollte ich nicht von Mr. Carter erwischt werden. Und so kam es, dass ich bereits um halb neun Bettfertig war und gelangweilt in meinem Bett lag. 

Was wohl Jace gerade macht? Bestimmt ist er mit den anderen feiern. Oder er macht irgendwas verbotenes und rennt vor der Polizei weg... 

Ich seufzte und setzte mich auf. Tränen brannten in meinen Augen und das erste Mal überkam mich das Gefühl der Einsamkeit so richtig. 

Ob Jace mich überhaupt vermisst? 

Eine Träne lief mir über die Wange und ich wischte sie schnell weg. 

Ich heule jetzt nicht! 

Ich seufzte und atmete ein paar Mal tief durch. Soweit kam es noch, dass ich jetzt heulte! 

In ein paar Tagen bin ich wieder zuhause!


Mein Wecker klingelte um sechs Uhr morgens am Montag. Müde stand ich auf und ging in den Waschraum, wo schon einige Mädchen vor den Spiegeln standen und sich fertig machten. 

„Kann ich mir deine Haarbürste ausleihen? Ich habe meine im Zimmer vergessen..." 

„Ich habe so überhaupt gar keine Lust auf Mathe!" 

„Meinst du, James schreibt einen Test?" 

Ich versuchte die Gespräche so gut es ging zu ignorieren und machte mich fertig, bevor ich zurück in mein Zimmer ging und in die Schuluniform schlüpfte. Meine schwarzen Haare band ich zu einem Pferdeschwanz nach hinten und dann verließ ich mein Zimmer und ging runter zum Frühstück. 

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