Kapitel Sechzehn

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Ich kam überraschender Weise gut mit. Ich hatte gedacht, dass ich viel größere Probleme in den Fächern haben würde, aber tatsächlich hatte ich in Englisch vergleichsweise wenig verpasst. Summer lobte mich sogar dafür, dass ich den Aufsatz, den die anderen heute abgeben sollten schon fertig hatte, obwohl ich noch bis Mittwoch Zeit hatte. 

Ich konnte mich heute auch ein paar Mal im Unterricht einbringen und meldete mich öfter als sonst. Nicht wegen des Versprechens, welches ich Summer gegeben hatte, sondern weil ich die Antworten auf ihre Fragen wirklich wusste und irgendwie das Bedürfnis hatte, mich mitzuteilen. 

Vielleicht lag es auch ein bisschen daran, dass ich dieser dummen Cecilia zeigen wollte, dass ich sehr wohl hier her gehörte. Gut, sie war nicht in meinem Englischkurs, aber eine ihrer Freundinnen schon. Und die konnten sich gerne hinterher das Maul darüber zerreißen. 

„Dann sehen wir uns morgen in aller Frische! Und denkt bitte daran, dass am Mittwoch unsere Englischstunde ausfällt! Ihr habt Vertretung mit Will, also seid nett zu ihm! Und jetzt raus mit euch!" 

Die anderen Schüler erhoben sich bereits und Dana neben mir seufzte. 

„Vertretung mit Will... Yeah", sagte sie wenig begeistert. „Magst du ihn nicht?", fragte ich überrascht. 

Will war eigentlich ganz okay. Cooler und lockerer als James zum Beispiel. Und besser im Erklären von Gleichungen. 

 „Nein Will ist cool. Es ist ehr das Fach welches er unterrichtet. Wahrscheinlich macht er mit uns irgendwelche Erdkundeaufgaben", sagte sie und wir verließen zusammen den Raum. 

„Ich habe lieber eine Erdkundestunde mehr, als eine Mathestunde", sagte ich und seufzte. 

Wir standen bereits vor dem Raum und obwohl ich dank Julian das Thema verstanden hatte, hatte ich wirklich keine Lust da rein zu gehen. Dana lächelte mitfühlend. Ein Ausdruck, den ich bei ihr das erste Mal sah. 

„Mathe ist echt nen Arschloch-Fach. Aber ich weiß, dass du es verstanden hast. Du hast die Aufgaben die Julian dir gegeben hat, einwandfrei gelöst. Und James wird dich schon nicht an die Tafel rufen und dich bitten eine Gleichung zu lösen", sagte sie und hakte sich bei mir unter. Ich seufzte. 

„Du hast Recht", murmelte ich und wir betraten zusammen den Raum. James war noch nicht da und wir setzten uns auf unsere Plätze. 

„Du hast danach Geschichte richtig?" Ich nickte und kramte die Hausaufgaben hervor. Auch wenn ich wirklich glaubte (und hoffte), dass James mich nicht an die Tafel rief, wollte ich mir den Rechenweg noch einmal ansehen. 

„Wieso bist du eigentlich nicht in meinem Geschichtskurs?", fragte ich sie abwesend. 

„Es gibt ja mehrere Kurse und der Kurs von Cedric war leider voll. Ich hoffe, ich kann nächstes Semester wechseln", antwortete Dana und sah auf ihre Armbanduhr. 

„James kommt spät", murmelte sie und ich sah sie an. „Meinetwegen brauch er gar nicht kommen", sagte ich und sie grinste. „Lass ihn das nicht hören..." 

Ich schnaubte und als hätte James unser Gespräch belauscht, kam er schnellen Schrittes in den Raum gelaufen. 

„Entschuldigt die Verspätung. Ich hoffe ihr hattet ein schönes Wochenende und seid gut erholt. Zu aller erst: hat hier irgendjemand im Raum die Hausaufgaben nicht gemacht?" Er sah in die Runde und kurz blieb sein Blick an mir hängen, ehe er sich zur Tafel umdrehte. 

„Möchte jemand freiwillig die erste Aufgabe lösen?" Er schrieb bereits die Aufgabe an die Tafel und drehte sich um, sobald er fertig war. 

„Bloß nicht alle auf einmal bitte", sagte er sarkastisch und sah seufzend in das Kursbuch. Ich wusste nicht wieso und ich konnte mich auch nicht erinnern, den Gedanken überhaupt gedacht zu haben. Aber irgendwie hatte sich mein Arm gehoben und aus meinem Mund waren die Worte: „Darf ich sie lösen?", gekommen. 

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