Kapitel 1

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Ich rannte durch den Wald, roch den frischen Regen, hörte die Tiere. 
Ich liebte es, als Teil dieser Welt zu leben.
Ich war viel lieber hier draußen unterwegs als an der Uni in einem stickigen, lauten Hörsaal zu hocken.

Ich war mit dem Bus auf den Weg nach Hause. Andrew hatte mich sitzen gelassen, mal wieder. Dabei hatte ich mich so auf das gemeinsame Abendessen gefreut. Jetzt stand sein Teil in seinem Kühlschrank und ich war gegangen. Ich musste morgen früh zur Arbeit und konnte es mir absolut nicht leisten zu fehlen.

Eine Straße war zu hören und ich änderte für eine Zeit die Richtung. 

Mit geschlossenen Augen lauschte ich der Musik, die aus meinen Kopfhörern schallte. Ich saß alleine hinten, ganz hinten, im Bus. Ich mochte es nicht unbedingt, wenn jemand direkt neben mir saß, vorallem wenn ich diese Person nicht kannte.

Ich blieb im Straßengraben hinter einer Kurve kurz stehen und rannte dann los. 

Es gab einen Knall, dann blieb der Bus stehen. Ich sah raus. Hatten wir ein Tier erwischt? Ich lief nach vorne um nachzusehen.

Ich hatte den Bus gar nicht kommen gesehen, da war es schon passiert. Er war mit mir kollidiert, ich hatte noch kurz aufgeheult und blieb benommen auf dem kalten Asphalt liegen.

Ein Hund. Wir hatten einen Hund angefahren. Ich stieg aus und betrachtete das Tier. Würde es zulassen, dass ich näher kam? Vorsichtig streckte ich die Hand aus.

Na toll, es waren auch noch Leute im Bus gewesen, jetzt war es zu spät um ein Mensch zu werden. So fühlte es sich also an von einem Bus gerammt zu werden, mir tat alles weh.

Ich berührte ihn. "Ich tue dir nichts. Ich arbeite beim Tierarzt, ich kann dir vielleicht helfen", sagte ich beruhigend.

Ich knurrte.

"Ich tu dir nichts, ich möchte dir helfen, du bist verletzt."

Ich rappelte mich auf.

"Dein Bein ist verletzt."

“Lass den doch, der schafft das allein”, sagte der Fahrer.

"Hallo?! Sie wollen doch jetzt nicht ein verletztes Tier einfach liegen lassen. Vor allem sind Sie doch derjenige, der ihn angefahren hat!"

“Der Stärkste gewinnt, ein Naturgesetz. Ein Wolf überlebt vielleicht auch mit einem gebrochenen Bein.”

"Das ist ein Hund, Sie Vollidiot! Hören Sie auf sich aus der Affäre zu ziehen!"

“Warum ist dann nirgendwo ein Herrchen?”

"Vielleicht ist er ein Streuner, aber selbst dann ist es scheiß egal, er muss zu einem Tierarzt!"

Vielleicht war es mein Glück, dass der junge Mann dachte, dass ich ein Hund war. Ich stand auf und versuchte aufzutreten. Doch es stach unangenehm und ich fiepte.
“Zu einem Tierarzt?”, fragte der Busfahrer skeptisch.

"Ja, Sie Vollidiot!"

“Hör auf mich so zu nennen und steig ein.”

Ich half dem Hund in den Bus.

Ich humpelte durch den Mittelgang.

"Ich wünschte, ich könnte ihn wegen unterlassener Hilfeleistung anzeigen", grummelte ich und brachte den Hund dazu sich in den Gang zu legen.

Ich sah zu ihm hoch.

"Alles gut, ich bringe dich zum Arzt." Ich streichelte über den Kopf des grauen Hundes.

DogWo Geschichten leben. Entdecke jetzt