7.Kapitel

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Mein Vater der mit meiner Mum in der Küche von unserer ehemaligen Villa den Drachenreitertanz tanzte. Wir Kinder klatschten begeistert. Es herrschte eine tolle und fröhliche Stimmung. Mein Vater gab meiner Mum einen Kuss und löste sich dann von ihr. Er nahm mich bei der Hand und zusammen tanzten wir den Drachenreitertanz. Meine Mutter lachte und nahm meinen kleinen Bruder an die Hand. Zusammen tanzten sie. Meine kleine Schwester klatschte und sprang auf dem Esstisch herum.

Der Stopp der Musik holte mich aus meinen Erinnerungen. Ich vollführte die Enddrehung und blieb stehen. Um uns herum klatschten alle. Ich musste paarmal blinzeln bevor ich wieder klar sehen konnte. Die anderen Auserwählten und sogar Mister Ahron applaudierten.
"Genau so muss der Drachentanz aussehen. Gut getanzt Xenia und gut geführt Lian", lobte Mister Ahron.
Ich ging wieder zu Zale. "Ihr zwei habt fantastisch ausgesehen! Ihr seid förmlich geflogen", sagte Zale begeistert.
Ich lächelte gequält. "Ich muss aufs Klo. Sagst du Mister Ahron Bescheid", bat ich Zale und verließ mit zügigen Schritten den Tanzsaal. Die Tanzstunde war sowieso bald zu Ende. Ob ich jetzt den Rest noch da blieb, war egal. Während ich den Gang zu den Toiletten entlang rannte, spürte ich den Herzschmerz weiter wachsen. Ein Klos in meinem Hals bildete sich als ich endlich das Klo erreichte. Ich rannte in eine Kabine und schloss die Tür ab. Dann ließ ich mich auf den Klodeckel fallen und fing an zu zittern. Kleine Tränen wanderten an meinen Wangen hinunter. Fünf Jahre ist es her, seit mein Vater gestorben war. Und es tat immer noch so weh wie damals. Wir standen uns so nah. Wir wussten nicht mal wie er gestorben ist. Wir durften nicht mal seine Leiche sehen. Das einzige was uns gesagt wurde ist, dass er bei einem Angriff von Terroristen ums Leben kam. Er wurde angeblich in die Luft gesprengt.
Schluss Xenia. Drachenreiter zeigten keine Schwäche. Ich atmete paar Mal durch und stand dann wieder auf.
Während ich meine Hände und mein Gesicht wusch, fragte ich mich, warum meine Mutter und mein Vater den Drachenreitertanz konnten. Ich wüsste nicht, dass sie Auserwählte waren.
Ich hörte jemanden an die Tür klopfen. "Xenia?", fragte eine männliche Stimme. Es war Lian. Ich prüfte schnell mein Aussehen im Spiegel bevor ich die Tür öffnete.
"Ja?", fragte ich mit gefasster Stimme.
Lian kam herein. Wusste er nicht, dass das eine Frauen Toilette war?
"Alles gut?", wollte Lian besorgt wissen.
"Ja klar. Ich musste nur aufs Klo und mich ein wenig frisch machen. Der Drachenreitertanz ist schon anstrengend", antwortete ich. Lian musterte mich.
"Deine Augen sagen was anderes", meinte er vorsichtig. Ja, er wagte sich aufs Glatteis. Sollte ich es ihn erzählen? Von meinem Vater? Ich fühle mich so zu ihm hingezogen. Er scheint mir so vertraut zu sein.
Ich schwieg. Und dann tat Lian was unerwartetes. Er kam näher und zog mich sanft in seine Arme. Mit seinen muskulösen Armen umarmte er mich. Ich spannte mich kurz an, aber dann nahm ich seinen Geruch wahr. Er beruhigte mich irgendwie. Also entspannte ich mich.
Vorsichtig legte ich meinen Kopf an seine Brust.
"Hat es was mit deiner Familie zu tun? Du hast nämlich ziemlich gut getanzt, obwohl du den Tanz heute erst gelernt hast. Ich habe dafür zwei Wochen gebraucht", fragte Lian. Ich spannte mich an. Langsam löste ich mich von ihm und lächelte ihn gequält an. "Ja, hat es. Aber es ist nicht so wichtig", antwortete ich und Lians Augen funkelten nachdenklich. "Ich möchte dir nicht zu nahe treten, aber ich merke dass dich etwas belastet. Auch wenn du es gut versteckst. Wenn du reden willst, ich bin da", sagte Lian sanft. Kurz war ich verwundert wie sanft Lian sein konnte. Nicht nur der strenge Lehrer, sondern auch ein einfühlsamer Mensch.
"Danke. Aber ich komme schon klar. Der Tanzunterricht ist bestimmt schon zu Ende. Ich würde wieder in das Mädchen Zimmer gehen", meinte ich und lächelte ihn an. Ich ging an ihm vorbei und dabei berührten sich unsere Hände leicht. Ein warmer Schauer durchlief mich. Meine Gedanken wurden klarer als ich mich im Mädchenzimmer umgezogen hatte und nun im Dunkeln im Palastgartem spazieren ging.
Ich wechselte auf die energetische Ebene. Der Wasserdrache flog am Himmel und kreischte laut. Es war ein mächtiges Kreischen. Stolz erfüllte mich. Vielleicht würde mich ein Elementdrache erwählen?
Der Feuerdrache kam aus den Wolken geflogen und der Winddrache folgte ihm. Der Erddrache, der grad noch paar Meter von mir entfernt stand, schwang sich in die Höhe. Die vier Elementdrachen flogen am Himmel. Sie waren so mächtig, unglaublich. Ich erschrak leicht als ich einen schwarzen Schatten am Himmel sah. Doch er war genauso schnell verschwunden wie er gekommen war. Meine Augen spielten wieder Spiele mit mir. Ich atmete durch und verließ die energetische Ebene. Langsam machte ich mich auf um schlafen zu gehen. Die nächsten Tage würden noch anstrengender werden.
In den nächsten zwei Wochen trainierten und lernten wir mehr. Nur der Tag vor der Drachenreitererwählung hatten wir dann komplett frei. Es tat gut einen Tag mal nichts zu machen. Ich meditierte lange, trainierte im Trainingsraum und machte viel mit meinen Freunden. Davido schien eine Laus über die Leber gelaufen zu sein, denn sein Blick strahlte gegenüber mir so eine große Aggressivität aus, dass ich mich davor fürchtete alleine rum zu laufen.
Was hatte er bloß?
Seit ich besser im Kämpfen geworden bin, wurden die Hänseleien weniger. Und das tat mir gut. Lian sah ich mittlerweile nur beim Kampfunterricht und beim Tanzunterricht. Irgendwie sind wir auseinander gegangen seit der Umarmung.
Endlich war der Tag da. Der Tag der Drachenreitererwählung! Wir wurden früh geweckt und mussten duschen. Paar Frauen kamen in unser Mädchenzimmer und brachten unsere Anzüge für die Zeremonie mit. Unsere Anzüge waren ähnlich wie unsere Kampfanzüge, aber wesentlich feiner und edler. Die Frauen banden jedem von uns einen hohen Pferdeschwanz. Ist ja nicht so, dass wir das auch alleine geschafft hätten. Aber gut. Nachdem wir alle fertig waren, ging es zum Frühstück. Man konnte die Aufregung von jedem förmlich spüren. Davido schnaubte sogar seine Kumpels an. Es herrschte aufgeregtes Getuschel.
Zale meinte: "Also ich finde diese Anzüge sehr hübsch. Zwar sind sie nicht so bequem wie Freizeitklamotten aber immerhin."
Ich lachte leise. "Also ich finde sie eigentlich relativ bequem."
Zale zog die Augenbrauen hoch und ich musste lächeln. Das sah immer so komisch aus!
"Die anderen Jungs fauchen sich ziemlich an. Da herrscht richtig Feindschaft", flüsterte Cre uns zu. Und tatsächlich. Wir Mädels waren eher ruhig. Zale, Cre, Mako, Eiji und Max auch. Das sind auch die einzigen mit denen ich mich verstand. Die restlichen Jungs sprachen nicht viel miteinander und wenn dann in einem gefährlichen und gestressten Tonfall.
Ja, vielleicht waren wir Gegner. Aber trotzdem lebte man jetzt ja schon jahrelang unter einem Dach und da kann man nett zu einander sein.
Lian kam herein.
"Es geht los. Folgt mir bitte geordnet", rief er laut.
Jetzt ging es in die große Kampfarena, wo relativ alle Bewohner der Stadt und des Palastes auf der Tribüne sitzen würden. Es sind alle wichtigen Leute unseres Landes da und noch viele andere.
Ich ging relativ am Ende, so wie alle Mädchen. Davido ist natürlich ganz vorne.
Wir gingen geordnet zur Arena. Die großen Tore schwangen auf.

Die DrachenköniginWo Geschichten leben. Entdecke jetzt