19. Kapitel

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Aroa flog über den Wolken. Ich schloss die Augen und presste mich ganz nah an sie. Beruhigend grummelte meine Drachin.
"Warum?", flüsterte ich leise und meinte damit Lian. Warum muss er mir so weh tun.
Plötzlich fauchte Aroa und blieb in der Luftstehen. Ihre riesigen Flügelschläge ließen die Wolken zurück weichen.
Ich richtete mich wieder auf und versuchte was in der Dunkelheit zu erkennen. Plötzlich leuchtete etwas auf.
Es war ein schwarzes Einhorn mit einem leuchtenden Horn. Auf ihm saß ein junger Mann mit Rüstung. Wie lächerlich ich im Nachthemd aussah.
Das Einhorn war gesattelt und hatte große schwarze Federflügel. Wie majestätisch. Es wieherte und blieb ebenfalls in der Luft stehen. Aroa kreischte laut.
Fünf Flugstunden weiter Südlich über das Meer befand sich ein weiteres Land. Das Flyland.
Das besondere an Flyland war, dass da fliegende Einhörner lebten. Und sie werden geritten. Aber es kam selten vor, dass sich hier auf Marland Einhornreiter blicken lassen.
"Was wollt Ihr?", fragte ich laut. Der Mann in der Rüstung schwang seinen Speer elegant und dann tauchte er wieder in den Wolken ab. Aroa folgte ihm doch er schlug die Richtung Süden ein, weshalb ich Aroa aufhielt.
"Wir müssen Anton de Gaulour benachrichtigen", meinte ich und Aroa brachte mich zurück zum Palast.
Zale und Rebecca empfingen mich und ich erzählte sogleich was im Himmel geschehen war.
Rebecca half mir rasch beim Umziehen in meine Alltagsklamotten damit ich nicht im Nachthemd rumlief.
Dann machte ich mich auf den Weg zu Antons Büro inklusive Begleitung von Zale.
Ich klopfte und tatsächlich war Anton noch da.
"Miss Nakamuro. Was gibt's diesmal?", fragte er müde. Ich erzählte sofort was ich gesehen hatte.
Er hob nur die Augenbraue, als er erfuhr dass ich nachts geflogen bin. Doch als Anton das vom Einhorn hörte, bildeten sich besorgte Falten.
"Vielen Dank für deine Sichtigung. Gleich morgen früh werde ich den Rat einberufen", verabschiedete Anton sich von mir und ich verließ mit Zale sein Büro.
Ich verbannte Lian aus meinem Kopf und konzentrierte mich auf die aktuelle Situation. Warum sollte ein Einhornreiter über unser Gebiet fliegen? Und das noch mit Rüstung und Speer.
In meinem Zimmer zurück ging ich ins Bett und mich überfiel ein unruhiger Schlaf.

Am nächsten Morgen wurde ich von Rebecca geweckt, die an mir rüttelte.
Verschlafen hob ich den Kopf.
"Tut mir leid, Mylady. Aber Sie sind nicht durch meine Stimme aufgewacht, deswegen musste ich sie wachschütteln", meinte sie und ich stand langsam auf.
Mein Kopf brummte. Das war die Nachwirkungen eines Albtraums. Rebecca half mir beim Anziehen und danach trank ich nur meinen Tee.
"Sicher, dass Sie nichts essen wollen?", fragte meine Magd nach und ich nickte.
Dann machte ich mich auf zu dem Ministersaal. Schon vor der Tür hörte ich aufgebrachtes Gerede. Ich schnaufte nochmal durch und trat hinein.
Die Gespräche verstummten.
"Ah Miss Nakamuro! Wir haben auf dich gewartet", grüßte mich Anton de Gaulour.
Tatsächlich ich war die letzte die noch nicht da war. Peinlich.
"Tut mir leid. Ich habe heute ein wenig länger gebraucht um in die Gänge zu kommen", entschuldigte ich mich und setzte mich dann neben Leo, der mich mit einem Lächeln begrüßte. Wir saßen an einem großen Tisch. Alle Drachenreiter und alle Minister waren da.
Anton erklärte nochmal die Sachlage.
"Trotz Flugverbot bei Nacht ist Miss Nakamuro geflogen und hat den fremden Reiter gesehen", meinte Anton zum Schluss. Nachdem ich eine kurze Beschreibung des Reiters abgeben hatte, sagte Davido:
"Das ist der Anführer der Einhörnerarmee. Taran Ryalon." Woher wusste Davido das?
"Sicher Mister Prowalski?", fragte Anton nach.
Davido nickte. "Nach der Beschreibung her müsste er es sein. Ich bin mir sicher."
Ich schaute Davido an. In seinem Blick war kurz Trauer bevor die kühle Aggressivität wieder erschien.
Wir saßen im Saal locker drei Stunden, bevor wir Entschlüsse festgelegt hatten.
Das Kampftraining wird in den Vordergrund gelegt. Außerdem fliegen wir immer zu zweit abwechselnd an der Küste Patrouille. Die anderen drei trainierten in der Zeit in der Arena. Außerdem wird eine Brieftaube nach Flyland geschickt, um zu fragen was los sei. Im Süden werden die Wachen verdoppelt und in der Hauptstadt sowie auch im Palast.
Morgen sollten Felix und Sam mit der Patrouille an der südlichen Küste beginnen.
Nachdem die Versammlung aufgelöst wurde, hatten wir Kampfunterricht. Aber ohne Drachen.
"Die Leute von Flyland haben zwar Einhörner, die immer noch schwächer sind als unsere Drachen, jedoch sind sie dafür am Boden sehr geschickt im Zweikampf. Deswegen müssen ihr auch den Zweikampf am Boden mit Waffen können", erklärte uns Mister Regoul.
Jeder hatte seine eigene Waffe in der Hand. Davido hatte einen Speer, Sam einen Bogen mit Pfeilen, Felix und Leo hatten ein Ritterschwert und ich hatte zwei Schwerter, die relativ leicht waren.
Wir übten Kampftechniken und ich bemerkte, dass ich sie schnell lernte.
"Sehr gut Miss Nakamuro. Man könnte meinen, dass du weißt wie das geht", lachte Mister Regoul und ging weiter.
Mir kam es so vor, als hätte ich die Techniken tief in meinem Inneren schon mal gesehen.
Aber wo?
Nach dem Training waren wir alle durch geschwitzt und ich ging duschen.
Danach aß ich zu Abend und spielte mit Rebecca Karten, auch wenn sie am Anfang abgelehnt hatte, weil sie ja "nur" meine Magd ist. Jetzt spielen wir schon seit zwei Stunden Poker. Anstatt Geld setzen wir Süßigkeiten.
"Ich glaube du hättest eher Pokerspielerin werden sollen, so wie du mich hier abzockst!", rief ich und Rebecca lachte.
"Mein Vater hat mir das beigebracht. Aber ich muss schon sagen. Sie sind ein ehrenwerter Gegner", antwortete sie und ich verlor das Spiel.
Jetzt stand es unentschieden.
"Unentschieden passt doch oder? Es ist schon spät", meinte ich und Rebecca nickte. Sie räumte schnell alles auf und ich ging schlafen.

Die DrachenköniginWo Geschichten leben. Entdecke jetzt