Sicht von Lian
Ich kam gerade an der großen Tür zum Palastgarten vorbei, als ich eine Gestalt draußen unter einem Dach sah. Wer will denn bei so einem Wetter draußen sein?
Verwirrt machte ich die Tür auf und schaute zu der Person. Es war Xenia.
Mein Herz machte einen Salto, aber ich beruhigte es schnell.
Wow, sie war wunderschön. Wie sie mit offenen Haaren, die sich leicht im warmen Wind bewegten, und ihrem kleinen Körper da saß. Sie schien so ruhig zu sein. Nicht diese Person, die Unruhe in ihren Augen hat und jederzeit bereit war, dass etwas schlimmes passierte. Und hier fühlte sie sich sicher.
"Xenia meditiert da draußen. Sie wird bald wieder reinkommen", riss mich eine weibliche Stimme aus meinen Gedanken. Emi blieb neben mir stehen und schaute mich leicht lächelnd an.
"Ist ihr nicht kalt da draußen?", fragte ich und Emi schüttelte den Kopf. "Nein. Sie macht das öfter. Sie ist sowieso ziemlich robust und stark", meinte sie und zwinkerte mir zu. Dann ging sie.
Ich verließ das Gebäude und ging zu Xenia. Sie sah aus wie eine wunderschöne Statue.
Vorsichtig näherte ich mich ihr, um sie nicht zu erschrecken. Meine Haare waren schnell nass durch den Regen. Doch das störte mich nicht. Als ich das Dach erreichte, öffnete sie ihre Augen. Ein kleines Lächeln umspielte ihre Lippen, während ihre Augen glitzerten.
"Ist dir nicht kalt hier draußen?", meinte ich zu ihr und könnte mich sofort schlagen. Ich wurde immer so unsicher in ihrer Umgebung.
"Nein. Ich mache das öfter hier draußen. Und außerdem ist es Sommer", antwortete Xenia. "Und was machst du hier draußen?", fragte sie mich lächelnd und ich sagte: "Ich wollte nur fragen, ob du nicht reinkommen magst. Das Gewitter kommt näher."
Oder ob sie mit mir auf mein Zimmer gehen will...
Woran denkst du denn schon wieder Lian! Du kleines perverses Schwein. Sie ist deine Schülerin.
Xenia schüttelte den Kopf und meinte: "Passt schon." In diesem Moment donnerte es kräftig und sie zuckte zusammen. Kurz lag Furcht in ihren Augen, bevor sie sich beruhigte. Aww wie süß. Sie hat Angst vor Donner.
"Du hast Angst vor Gewitter oder?", fragte ich Xenia, die ertappt nickte. "Aber ich versuche es mir abzutrainieren. Wird langsam."
Ich hatte den Drang sie in den Arm zu nehmen und im Braut-Style nach drinnen zu tragen.
"Ich würde jetzt reingehen. Es wird mir zu laut hier draußen", lachte sie schüchtern und ich nickte. "Ich komme mit."
Zusammen gingen wir hinein und dann trennten sich unsere Wege. "Morgen Abend ist das letzte Training. Weil danach findet immer der Tanzkurs statt", sagte ich zum Abschied. Xenia nickte langsam und ging dann. Ich schaute ihr hinterher. Wie sehr ich sie will, aber ich darf nicht.Sicht von Xenia
Als ich ging spürte ich Lians Blick auf mir.
Ich ging um die Ecke und schaute nochmal zu Lian. Da stand er, sein Gesicht war wie versteinert. Dann schüttelte er kurz den Kopf, drehte sich um und ging in die andere Richtung.
Der nächsten Tage lernten wir länger und danach hatten wir drei Stunden Tanzunterricht. Immerhin ging es auf die Drachenreitererwählung zu.
Heute war mein Geburtstag, aber mir war das nicht wichtig. Gut, heute wurde ich 18, erwachsen. Jetzt sind alle Auserwählten 18 Jahre alt. In wenigen Tagen ist die Drachenreitererwählung. Meine Aufregung war bereits jetzt da.
Meine Freunde gratulierten mir zwar zum Geburtstag und paar Lehrer ebenfalls, aber ich bedankte mich nur bescheiden. Geburtstage sind nicht wichtig. Vor genau fünf Jahren starb mein Vater. Genau an meinem Geburtstag, weswegen ich meinen Geburtstag nicht wichtig nahm. Der Tag war kein toller Tag.
Aber immerhin hatten wir am Abend wieder Tanzunterricht.
Wir wurden alle besser im Tanzen. Nach dem Unterricht zogen wir Mädels wieder unsere Übungstanzkleider an und machten uns auf dem Weg zum großen Saal.
Lian und Mister Ahron waren schon da. Zale gesellte sich zu mir. Wer hätte es gedacht, aber wir tanzen zusammen.
"Hast du schon gehört? Wie üben heute den legendären Drachenreitertanz", meinte Zale zu mir. Der Drachenreitertanz war ein sehr alter Tanz, aber mit wunderschöner Musik. Jeder Drachenreiter und jeder Auserwählte musste ihn können, denn nachdem die Drachen ihren Reiter ausgewählt hatten, gibt es einen großen Ball. Und der wichtigste Tanz ist der der Erwählten, der Drachenreitertanz.
Ich schüttelte den Kopf. "Nein. Aber ich finde es gut, dass wir ihn lernen", antwortete ich.
"Ist das nicht ein tolles Geburtstagsgeschenk?", scherzte Zale und ich verdrehte die Augen. Doch ich lächelte gespielt. Wenn Zale es wüsste, was vor fünf Jahren passiert ist.
Lian klatschte in die Hände.
"So, heute werdet ihr den Drachenreitertanz lernen. Jeder bitte die Tanzhaltung einnehmen", sagte Lian laut. Zale und ich folgten seinen Anweisungen, wie die Schritte gingen. Irgendwie kam mir der Tanz bekannt vor. Aber ich wusste nicht woher. Nachdem Lian uns die Grundschritte erklärt hatte, ging die Musik an und wir tanzten. Zale führte gut, aber ich war wie immer beim Zweitanz ein wenig verspannt und steif. Aber immerhin klappte der Grundschritt und die Drehung. Lian zeigte uns weitere Drehungen und Schritte. Wir lernten alle schnell. Und so schwer war der Tanz auch nicht. Man musste nur im Takt bleiben. Doch ich merkte, wie es für manche immer schwerer wurde, denn die Schritte wurden immer komplizierter. Ich machte die Schritte schon fast von alleine. Zale musste sich auch ziemlich konzentrieren mich richtig zu führen.
"Xenia. Entspann dich. Sei nicht so steif", hörte ich Lian neben mir sagen. Ich erschrak leicht.
"Darf ich", fragte er und Zale übergab mich Lian. Meine Hand passte perfekt in seine. Seine andere Hand an meiner Hüfte löste einen Schauer aus. Lian begann zu führen und wir tanzten. Er führte noch besser als Zale und seine Art war so dominant und männlich.
"Schau mich an", sagte Lian streng und ich hob meinen Kopf. Ich schaute ihm in die Augen.
"Und jetzt lass los. Entspann dich", meinte er leise und ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. Langsam konnte ich mich entspannen. Wie gebannt schaute ich ihm die Augen. Sie waren einfach wunderschön hellblau. Auf die winzigen Impulse von Lian reagierte ich und wir schwebten förmlich über die Tanzfläche. So leicht wie Drachen bei einem Flug. Genau so sollte ein Drachenreitertanz sein. Wie ein Drachenflug. Lian führte mich in verschiedene Drehungen, die wir nicht gelernt hatten, aber ich kannte sie. Sie kamen mir so vertraut vor. Eine Welle von Erinnerungen durchfloss mich.
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Die Drachenkönigin
FantasyXenia ist ein 17 jähriges Mädchen, das seit Jahren ausgebildet wird um eventuell von einem Elementdrachen ausgewählt zu werden und somit das Land mit regieren zu können. Die Wende, die ihr Leben verändert, begann mit dem Tod ihres Kampflehrers. Und...