28.Kapitel

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Es dauerte weitere zwei Tage bis wir den Wald verließen und vor uns die Tore der Hauptstadt waren. Mir raubte es den Atem. Einerseits hatte ich Angst und fürchtete, dass wir erkannt werden, andererseits war ich auch tief entschlossen das Volk zu befreien.
Ich zog meine Kapuze über und wir ritten durch das Stadttor. Khal Sverrir musterte alles und meinte dann: "Ich war noch nie in der Hauptstadt."
Ich blieb stumm, denn es erschreckte mich wie leer die Gassen waren. Immer wieder liefen ein paar Menschen über den Weg. Viele Häuser waren verlassen oder die Fenster waren mit Holzbrettern zu genagelt. Mein Herz zog sich zusammen. Wir brachten unsere Pferde zu einem Stall wo wir sie für ein paar Goldmünzen unterstellen konnten. Es standen nicht viele Pferde da. Kein Wunder wenn kaum noch Kaufleute in die Stadt kamen. Ein paar Gassen weiter war ein Rasthaus. Es war ein wenig herunter gekommen und der ältere Herr war überglücklich Gäste zu bekommen. Wir bekamen sein bestes Zimmer mit einem großen Bett, Tisch und zwei Stühlen, einem Schrank und einer Feuerschale. Ich gab dem älteren Mann ein paar Goldmünzen extra und er freute sich sehr.
"Danke danke! Ihr seid wahre Engel", bedankte er sich überschwänglich.
"Keine Rede wert. Die Stadt hat sich echt verändert. Wir waren vor paar Monaten das letzte Mal hier. Unglaublich", meinte ich und der Mann nickte.
"Ja, schrecklich. Ihr seid aber keine Spione", fragte der Mann und Sverrir schüttelte glaubwürdig den Kopf.
"Wir sind nur auf der Durchreise. Wir müssen hier noch ein paar Besorgungen machen bevor wir wieder loskönnen."
"Ah gut gut", sagte der Mann erleichtert.
"Dieser König des Grauens ist schrecklich. Viele sind schon aus der Stadt raus, aber das macht es nicht besser. Er sammelt unglaublich hohe Steuern ein und die meisten können diese meistens gar nicht zahlen. Besonders die unteren Stände. Viele Leute des Silbernen Standes sind bereits geflüchtet. Wir Bronze Leute haben nicht wirklich eine andere Möglichkeit als zu bleiben. Und der Goldstand versucht sich einzuschleimen oder ist auch geflüchtet an die Küste", erzählte der Mann leise.
Ich nickte und der Mann lächelte uns nun an.
"Na dann, ich will Sie nicht länger aufhalten. Falls Sie was brauchen, ich bin hier", sagte er und wir nickten dankbar.
Wir gingen in unser Zimmer und tatsächlich war es gar nicht so runter gekommen.
Wir aßen unsere letzten Vorräte und gingen dann schlafen. Morgen mussten wir etwas neues zu essen kaufen gehen. Es fühlte sich komisch an neben Khal Sverrir zu schlafen. Doch er hielt brav Abstand.

Am nächsten Morgen wachte ich später als gedacht auf. Als Khal Sverrir nicht mehr neben mir lag, bekam ich kurz Panik und sprang aus dem Bett. Seine Sachen waren noch da. Ich lief nach unten zum älteren Mann. "Guten Morgen", meinte der.
"Guten Morgen. Wo ist mein Begleiter hin?", fragte ich hektisch.
"Keine Sorge Miss, ihr Mann kommt gleich wieder. Er wollte nur Essen kaufen gehen. Sehr sympathisch, wenn Sie mich fragen."
Mein Mann. Erleichtert atmete ich auf.
In dem Moment kam Sverrir herein.
"Ah das bist du ja. Ich habe dich schon gesucht", begrüßte ich ihn und er antwortete: "Du hast noch geschlafen, deswegen habe ich dich schlafen lassen."
Ich folgte Khal Sverrir hoch ins Zimmer.
Wir aßen zu Frühstück und erkundeten danach die Stadt. Es war kalt. Sehr kalt. Aber da wir uns bewegten, ließ es sich aushalten.
"Die Gassen sind optimal breit, dass meine Männer und ich hier durch reiten können. Wir müssen nur aufpassen dass sie nicht ausrutschen", sagte Khal Sverrir leise. Wir bogen um eine Ecke und vier Wachmänner kamen uns entgegen. Logischerweise waren es vier Wachmänner der Einhornarmee. Wir machten Platz und die Wachen marschierten mit einem arroganten Blick vorbei. Zum Glück hatte ich meine Kapuze aufgehabt. So wie die geschaut haben, hätten sie mich von unten bis oben gemustert und vielleicht wiedererkannt.
Den restlichen Tag liefen wir in der Stadt herum und schmiedeten verschiedene Pläne wie wir die Stadt zurück erobern konnten. Doch wir legten uns noch nicht fest. Morgen früh ging es wieder nach Hause. Im Rasthaus wieder angekommen, aßen wir zu Abend und gingen danach schlafen. Kaum merklich glitt ich in den Schlaf.

Ich spürte seine Finger die sanft meinen Arm streichelten. Seine Berührungen waren so zart, sodass ich Gänsehaut bekam und meine Haut leicht prickelte. Seine Berührungen wanderten zu meinem Rücken. Selbst durch den Stoff spürte ich wie er mit seinen Fingern leichte Kreise zog.
Sein Duft strömte mir in die Nase. Männlich, nach Wald riechend und eine leichte Prise von Kräutern. Seine Finger strichen mir über mein Haar. Ich bekam erneut eine Gänsehaut und öffnete leicht die Augen. Khal Sverrir lag neben mir und schaute mich an mit einem Blick, der so tiefgründig und zufrieden aussah. Seine Narbe im Gesicht, passte einfach super zu ihm und seine Augen waren einfach nur wunderschön. Und vorallem sein Oberkörper war mega. Er sah aus wie der perfekte Häuptling. Seine Anwesenheit strahlte eine unglaubliche Wärme aus. Er begann zu lächeln und ich lächelte zurück. Seine Hand verweilte kurz an meinem Hinterkopf. Wir schauten uns lange in die Augen. Dann spürte ich einen Druck an meinem Hinterkopf und Khal Sverrir zog mich zu ihm hin. Unsere Lippen berührten sich. Während wir uns küssten, lag ich halb auf ihm und hatte meine Hände auf seiner warmen Brust. Seine eine Hand lag an meinem Hinterkopf und die andere an meiner Taille. Sein Bart kitzelte ein wenig an meinem Kinn. Doch seine Lippen waren so weich, dass ich nicht weg wollte. Mein Herz schlug etwas schneller und unsere Küsse wurden etwas fordernder. Unsere Zungen spielten miteinander und mittlerweile lag ich komplett auf ihm. Seine Hände wanderten langsam und vorsichtig zu meinem Po und ich ließ es zu. Es fühlte sich gut an. Unsere Atmungen passten sich einander an. Mein Herz schlug immer schneller. Plötzlich hörte ich meinen Namen und mich berührte jemand an der Schulter.
Ich wachte auf. Verwirrt blinzelte ich ins Licht und musste kurz nachdenken wo ich war. Khal Sverrir stand neben meinem Bett.
"Guten Morgen. Wir müssen langsam los", meinte er. Ich schaute ihn an.
Hatte ich das gerade nur geträumt? Es hatte sich so echt angefühlt. Khal Sverrir schaute mich an.
"Alles gut?", fragte er mit gerunzelter Stirn.
"Ja, ich habe nur komisch geträumt", antwortete ich und stand auf. Mein ganzer Unterkörper kribbelte immer noch. Ich versuchte den Traum aus dem Kopf zu bekommen. Warum zum Teufel träume ich sowas?

Die DrachenköniginWo Geschichten leben. Entdecke jetzt