Kapitel 9

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Seine Augen schauten mich an, als ob er mich, wie ein offenes Buch lesen konnte. Das helle Gelb seiner Augen wirkte fast so, als wäre es golden. Ich habe noch nie solche strahlenden Bernsteine gesehen. Seine Augen wirkten wie als würden sie einen Schatz verbergen. Zu diesem Zeitpunkt hätte ich nicht ahnen können, wie recht ich doch damit hatte.

PoV Bokuto

Das Meer, das ich so sehr vermisst hatte. Es war nicht stürmisch, aber auch nicht ruhig. Es war aufgewühlt, doch auf eine angenehm beruhigende Art. Ich merkte, dass er realisierte, dass ich weiß, wie er sich fühlte.

Meine Hand lag immer noch auf seiner Schulter. Das leichte Grinsen auf meinem Gesicht wollte nicht verschwinden, doch ich wollte, dass er ehrlich mit mir ist und meine Fragen nicht ignoriert.

„Was wolltest du mir sagen, 'Kashi?"

„Ich-," setzte er an. Er schaute von mir weg.

Ich verstand nicht, was er sagen wollte. Ich versuchte mich in sein Blickfeld zu drängen, um seine Augen wieder sehen zu können. Als ich merkte, dass das nichts bringt, legte ich zwei Finger unter sein Kinn, um seinen Kopf zu drehen.

Als er mich wieder anschaute, merkte ich, dass seine Augen glasig geworden sind. Sorge spiegelte sich in meinen und ich legte eine Hand an seine Wange.

„Was ist den los?"

Er murmelte etwas, was ich nicht verstehen konnte.

„Kannst du das bitte wiederholen? Ich habe dich nicht verstanden."

„Es tut mir leid," sagte er ganz leise und klang dabei so schuldbewusst. Es war mir selbst nach Weinen zumute.

„Aber warum denn?" ich war so verwirrt. Er hatte nichts falsch gemacht. Er hatte keinen Grund sich zu entschuldigen.

„Ich kann es nicht," flüsterte er und wollte seinen Kopf wieder abwenden, doch meine Finger hinderten ihn daran.

Ich hatte wirklich keine Ahnung, von was er sprach oder was er meinte. Doch eins wusste ich: ich wollte nie wieder so einen Ausdruck in seinem Gesicht sehen. Seine Augen strahlten Unruhe aus, gemischt mit Panik und das schlimmste war das unbegründete Schuldbewusstsein. Ich konnte und wollte diesen Anblick nicht ertragen.

Ich umarmte ihn, um ihn von diesen Gefühlen zu schützen, um ihn von allen Bösen der Welt zu bewahren.

„Hör mir zu," sagte ich beruhigend in sein Ohr, „Wir waren uns einig, dass wir über alles reden werden, oder nicht?" Ich spürte ein leichtes Nicken seinerseits. Ich hoffe, ich kann ihn beruhigen. „Also kannst du mir auch alles sagen. Wir machen den ersten Schritt zusammen, okay?" Wieder ein Nicken.

Ich ließ von ihm ab. Sein Kopf war nun zum Boden gerichtet. Ich wartete kurz, gab ihm Zeit sich zu sammeln. Unsere Körper standen nah voreinander. Wenn ich gewollt hätte, konnte ich jede einzelne seiner dunklen Locken mühelos zählen. Und dann sah ich wieder den blauen Ozean. Diesmal leuchteten sie mit Entschlossenheit. Ich konnte mir ein Grinsen gerade so verkneifen. Er war so niedlich.

„Möchtest du mir sagen, warum du dich entschuldigt hast?", fragte ich ruhig.

Er zögerte kurz, fasste sich aber schnell. „Wegen vorhin. Ich war ziemlich kalt zu dir und ich konnte sehen, dass dich das verletzt hat. Tut mir leid."

„Du solltest dir nicht den Kopf über sowas zerbrechen," fing ich an zu reden. Ich hatte keine Ahnung, dass er etwas gemerkt hatte. „Ist doch längst vergessen!" Ich lächelte.

„Es tut mir trotzdem leid," sagte Akaashi ganz leise, fast schon flüsternd und stünden wir nicht so nahe, hätte ich ihn nicht gehört.

„Hey, entschuldige dich nicht mehr deswegen, ok?" versuchte ich ihm immer noch klar zu machen. Er nickt nur kaum merklich. „Gut. Und was hast du damit gemeint, dass du das nicht kannst?" fragte ich ehrlich besorgt.

„Ich bin-," fing Akaashi an zu reden, brach aber sogleich wieder ab, um nach den richtigen worten zu suchen. „Ich bin immer so. Ich bin- Ich bin kalt zu anderen und- und verletze sie nur die ganze Zeit. Warum denkst du, dass ich dich nicht verletzen werde?"

Akaashi schaute mir direkt in die Seele. In seiner Spiegelte sich Trauer und Wut. Wut auf sich selbst, weil er ernsthaft glaubt, er würde mich verletzen. Sagt man nicht normalerweise, dass Engel für das gute in der Welt stehen?

„Weil du genauso verletzt wurdest," antwortete ich ihm auf die vielleicht, vielleicht auch nicht, ironisch gestellte Frage. „Und weil du weißt, wie es sich anfühlt, verletzt zu werden. Und weil ich dich nach einem Tag gut genug kenne, um zu wissen, dass du nicht willst, dass jemand genauso leidet, wie du gelitten hast."

Ich sprach so sanft, wie möglich, um ihn zu beruhigen. In mir brodelte es und hätte ich jetzt nicht die Aufgabe meinen gegenüber vor einem Zusammenbruch zu bewahren, hätte ich wahrscheinlich selbst einen gehabt. Meine Augen fokussierten die seine, damit er merkt, dass ich es ernst meine. Meine beiden Hände lagen mittlerweile an seinen Wangen, um ihn dazu zu bringen, mich anzusehen.

Und plötzlich spürte ich nasse Tropfen an meinen Handflächen. Zu spät habe ich gemerkt, dass ich Akaashi zu weinen gebracht habe. Bevor ich ansatzweise reagieren konnte, schlangen sich zwei zärtliche Arme um meine Hüfte und drückten mich an den Körper vor mir. Ich nahm wahr, wie mein T-Shirt nass wurde an der Stelle, wo ich sein Gesicht vermutete, während ich meine Arme beschützend um seine schlanke Figur schlang.

Nicht mal im Traum hätte ich geglaubt, dass Akaashi mir so sehr vertraut, um seine Gefühle so offen zu zeigen. Ich war erstaunt von seinen Verhalten, verblüfft von seiner Reaktion und verwundert von seinen Tränen. Zu denken, dass es wegen mir ist, warum er weint, konnte ich nicht verhindern.

Während ich leise die Melodie meines Lieblingsliedes summte, in der Hoffnung ihm Trost zu schenken, fühlte ich wie das Zittern seiner Schultern nachließ, sein Schluchzen immer leiser wurde und er sich nach und nach beruhigte. Auf einmal hörte ich wie er auch anfing leise zu summen und mit mir zu harmonisieren. Ich lächelte leicht.

„Du kennst das Lied?" fragte ich leise in die Stille des Abends nach.

„Es ist eines meiner Lieblingslieder." Seine Stimme klang rau vom ganzen weinen, doch es hörte sich niedlich an, fand ich.

„Warum hast du so sehr geweint?" stellte ich die Frage, die schon einige Minuten lang in meinen Gedanken herumschwirrte.

„Noch niemand hat so etwas zu mir gesagt," gestand er und ich konnte nicht glauben, dass vor mir niemand erkennen konnte, wie perfekt dieser Mann in meinen Armen war.

Das Essen, das langsam kalt wurde, war schon längst vergessen. 

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~Eure Roxie 

[GER] First Date // Bokuaka AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt