Vier

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„Deine Noten sind gar nicht so schlimm, aber in Englisch kann ich dir auf jeden Fall helfen und bei dem Rest sollte es eigentlich auch keine Probleme geben. Vorausgesetzt du bist bereit mit mir daran zu arbeiten." Wieso überrascht mich diese positive Einstellung von ihm auf einmal so sehr?

Changbin PoV:

„Fürs erste muss ich zugeben, dass du gar nicht so schlecht im erklären bist. Ich glaube ich hab's verstanden." Nachdem Felix und ich uns für eine Weile mit eine der Klausuraufgaben beschäftigt haben, lehne ich mich auf dem Stuhl nach hinten und strecke mich dabei ausgiebig. „Aber jetzt muss ich erst einmal etwas essen. Hast du auch Hunger?"

„Schon ein bisschen." Er sieht zögerlich von den Aufgaben auf, woraufhin ich leicht schmunzeln muss. „Du hast da was." Grinsend deute ich auf seine Wange, wo sich ein kleiner Strich von seinem Kugelschreiber befindet. „Mach dich ruhig über mich lustig." Leise murrend reibt er sich mit den Fingern über die Stelle, was jedoch nichts bringt. „Kein Grund gleich wieder so zickig zu werden. Ich hole uns jetzt was zu essen. Geh du in der Zeit ins Badezimmer und wasch dich."

Genervt erhebe ich mich von meinem Platz und lasse beim verlassen des Zimmers die Tür hinter mir offen stehen. Den Weg ins Bad wird er schon selber finden. Er kann ja alles so gut. „Was ist dir denn für eine Laus über die Leber gelaufen?" fragt Mina, unser Hausmädchen, verwundert nach, als ich in der Küche mit einem krachen den Kühlschrank aufreiße. „Alles bestens."

„Ich habe gehört du hast Besuch. Nimm doch etwas von dem geschnitten Obst mit nach oben." Ich dachte zwar eher an Cola und Chips, aber das ist dem lieben Herr Felix wahrscheinlich eh zu ungesund. „Ist gut, danke." Kurzerhand nehme ich den Teller aus dem Kühlschrank heraus und ziehe die Folie ab, bevor ich zwei Gabeln an den Tellerrand lege. Hoffentlich gibt er sich damit zufrieden. Ich verstehe nicht, wie man so unhöflich sein kann. Es war ja nicht böse gemeint, dass mit dem Kugelschreiber.

„Wie lange willst du eig-" Beim betreten des Zimmers bleibe ich mit einem Mal in der Tür stehen und gebe ein leises Seufzen von mir. Er ist nicht hier. Ist er noch im Badezimmer? Auch als er nach weiteren fünf Minuten nicht zurück ist, mache ich mich schließlich auf den Weg zum Bad und klopfe dort an die Tür. „Felix bist du dadrin? Ist irgendwas oder wieso brauchst du so lange?" Doch ich erhalte keine Antwort von ihm, weshalb ich nach einem Augenblick des Wartens die Tür öffne.

„Was zur Hölle..." Erschrocken bleibe ich wie versteinert im Türrahmen stehen, woraufhin Felix sich panisch zu mir umdreht. „Raus!" Schnell schiebt er seine Ärmel hinunter, wobei ich jedoch meinen Blick nicht von den fast schwarzen Flecken auf seiner Haut abwenden kann. Was ist passiert? „Ich habe gesagt du sollst rausgehen!"

„D-Du hast nicht geantwortet.. ich dachte du bist nicht hier.." Immer noch völlig aus der Fassung weiche ich langsam zurück, woraufhin Felix schnell die Tür vor meiner Nase zu stößt. Die Bilder von seinen mit blauen Flecken übersäten Unterarmen, gehen mir gerade nicht mehr aus dem Kopf. Ich konnte es zwar nur für einen kleinen Augenblick sehen, aber ich bezweifle, dass sich diese Verletzungen nur auf seine Arme beschränken. Ich habe sowas noch nie gesehen.

„Geht es dir gut..?" Unsicher mache ich einen Schritt an die Seite, als sich nach einer Weile die Tür vor mir wieder öffnet. „Ich hatte einen Unfall. Ich brauche dein Mitleid nicht." Ohne mich anzusehen, geht der blondhaarige einfach an mir vorbei, woraufhin ich ihm wortlos hinterher sehe. Ein Unfall könnte die Verletzungen erklären, aber ich habe trotzdem ein ungutes Gefühl dabei. Wenn es nur ein Unfall war, wieso hat er dann so darauf reagiert, als ich ihn gesehen habe?

„Ich erkläre dir noch die letzte Aufgabe und dann gehe ich. Und kein Wort zu irgendwem. Das muss nicht jeder wissen." Wieder in meinem Zimmer angekommen, lässt er sich mürrisch auf seinen Platz fallen und schlägt eine andere Seite im Buch auf. „Jetzt starr mich nicht so an. Mir geht es bestens. Ich habe gesagt, dass ich dein Mitleid nicht brauche."

„Ist ja gut, Nervensäge." Etwas genervt von seinem Verhalten, setze ich mich wieder neben ihn an den Tisch heran und schiebe ihm den Teller mit dem Essen entgegen. „Falls du Hunger hast."

***
Was es wohl mit den Flecken auf sich hat?

Scars // Changlix Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt