Achtundzwanzig

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„Und wehe du erzählst unseren Eltern irgendwas davon." Ich glaube zwar nicht, dass sie das machen würde, aber ich gehe lieber auf Nummer sicher. Nicht das sie sich am Ende doch noch verquatscht. „Keine Sorge, dass werde ich nicht."

Changbin PoV:

„Sicher, dass du nicht noch länger bleiben möchtest? Dein Fieber könnte wieder steigen." Sichtlich besorgt begutachte ich Felix von der Seite, wobei mich dieser schon fast wieder genervt ansieht. Ich meine es doch nur gut mit ihm. „Ja, ganz sicher. Mir geht es gut und ich habe jetzt schon drei Nächte bei dir geschlafen. Es grenzt an ein Wunder, dass mich, bis auf deine Schwester und das Hausmädchen, niemand hier entdeckt hat. Kommen deine Eltern nie zu dir ins Zimmer?"

„Nicht wirklich. Eigentlich nur, wenn sie etwas von mir wollen oder so." Ich zucke kurz mit den Schultern, wobei Felix mich jedoch recht überrascht ansieht. Was hat er denn für eine Antwort von mir erwartet? Das meine Mutter jeden Abend in mein Zimmer kommt und mir eine gute Nacht Geschichte vorliest? Diese Zeiten sind schon längst vorbei. „Meine Eltern waren früher ständig bei mir im Zimmer. Sie haben mich immer gefragt, ob alles in Ordnung ist oder ich Streit mit jemanden hatte. Ich war da aber auch noch um einiges jünger als jetzt."

„Weißt du was, ich schlafe heute Nacht bei dir." Er guckt mich schon wieder mit diesen traurigen Augen an, da kann ich ihn jetzt nicht einfach alleine lassen. Er muss seine Eltern fürchterlich vermissen. „Was? Wieso das denn? Du hast es hier doch viel gemütlicher." „Damit du nicht so alleine bist und ich schnell da sein kann, wenn etwas sein sollte." Außerdem genieße ich selber irgendwie seine Gesellschaft und ich bin innerlich viel ruhiger, wenn ich ein Auge auf ihn haben kann.

„Ich habe doch gesagt, dass es mir gut geht. Du hast mir sogar extra diese dicke Decke gekauft, die ich überhaupt nicht haben wollte." Jetzt beschwert er sich noch, aber in der nächsten kalten Nacht wird er mir noch dankbar sein. „Ich möchte dich einfach nicht noch einmal so kurz vorm sterben retten. Es war nicht schön dich so zu sehen. Und wenn es nicht besser geworden wäre, hätten wir zum Arzt gemusst und dann wäre dies das Ende deines Versteckspiels gewesen."

„Ist ja gut, jetzt übertreib es mal nicht. Kein Grund gleich so sauer zu werden." Kurzerhand erhebt er sich neben mir vom Bett und fängt an seine Sachen zusammen zu suchen, wobei ich ihm mit meinem Blick folge. „Ich bin nicht sauer, ich mache mir einfach nur Sorgen, ok?" Ich mache mir zwischendurch schon solche Sorgen, dass ich an nichts anderes außer an ihn denken. „Ist ja gut, dann schlaf halt heute Nacht bei mir. Aber wehe du beschwerst dich später, dass dir irgendwas wehtut."

-

„Die Matratze ist viel zu klein für uns beide. Wie haben wir da das letzte mal zusammen drauf gepasst?" Leise murrend versuche ich es mir irgendwie gemütlich zu machen, aber irgendeins meiner Körperteile landet immer auf dem kalten Boden. „Ich hab gesagt, dass du dich nicht beschweren sollst." „Letztes mal war es ja auch irgendwie nicht so eng." Ich will nicht verwöhnt auf ihn wirken, aber das ist wirklich ungemütlich. Es ist kalt, hart und eng.

„Das liegt vielleicht daran, dass du mich das letzte mal im Arm hattest." Kurzerhand dreht Felix sich zu mir um und beugt sich über mich, woraufhin ich ihn überrascht ansehe. „Hatte ich das?" Ich war ganz fixiert auf andere Sachen, da muss mir das irgendwie entgangen sein. „Ja, außer ich hatte einen Fiebertraum." Schmunzelnd sieht er mir weiter in die Augen, weshalb ich ihn für einen Moment schweigend ansehe. „Soll ich dich wieder in den Arm nehmen?"

„Also ich halte dich nicht davon ab." Schulterzuckend legt Felix sich schließlich wieder neben mich, weshalb ich mich ohne zu zögern zu ihm drehe und ihn grinsend in meine Arme ziehe. „Gefällt es dir?" Um ihn ein wenig zu ärgern, lege ich nun auch mein Bein auf ihn, woraufhin er mir kurz gegen die Stirn schnipst. „Ey, was soll das?" „Grins nicht so. Du bist nicht mein Freund."

„Hmm." Irgendwie hat der Satz mehr gesessen, als er eigentlich sollte. Natürlich bin ich nicht sein Freund, wir sind ja nicht zusammen oder so. Auch wenn es nach außen hin vielleicht so wirken mag. Und irgendwie ist dieses Gefühl gerade ziemlich bedrückend.

***
Komisch, ganz komisch. Wieso ist das wohl so?

Scars // Changlix Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt