Siebzehn

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„Ich hasse dich Changbin." „Ich habe dich auch lieb Lixie."

Changbin PoV:

Felix wollte es zwar nicht zeigen, aber ich habe gemerkt, dass er geweint hat. Und das ist auch vollkommen in Ordnung. Ich konnte meine Tränen ja selber nicht zurückhalten. Vielleicht ist es auch ein wenig befreiend für ihn, dass ich jetzt Bescheid weiß. Wie dem auch sei, er ist endlich eingeschlafen, weswegen ich mich mit ihm in den Armen auf die wirklich viel zu dünne Matte gelegt habe. Ich kann jeden noch so kleinen Kieselsteine durch dieses Ding spüren. Wie hat er das schon so lange darauf ausgehalten?

Mit bedacht ihn nicht wieder zu wecken wickle ich vorsichtig die Decke um uns herum und versuche ihm so gut es geht Wärme zu spenden. Er zittert zwar immer noch ein wenig, aber nicht mehr ganz so schlimm wie zuvor. In der Zeit, wo er sich noch etwas ausruhen kann, überlege ich mir besser eine gute Ausrede dafür, warum Felix heute Nacht definitiv bei mir schlafen wird. In seinem Zustand sollte er in einem warmen und kuscheligen Bett liegen. Außerdem könnte ich kein Auge zumachen, wenn ich ihn hier alleine lassen würde.

Doch nur wenig später fallen mir ebenfalls langsam die Augen zu, weshalb ich mich etwas dichter an Felix heran kuschle. Schade, dass mein kleiner Streuner nicht immer so zahm ist.

Felix PoV:

Erschrocken zucke ich etwas zusammen, als ich auf einmal langsam wieder zu mir komme. Ich Trottel bin wirklich in seinen Armen eingeschlafen. Wäre ich nicht so erschöpft, hätte ich das auf keinen Fall zugelassen. Auch wenn Changbin doch ganz in Ordnung zu sein scheint. Es beeindruckt mich tatsächlich, dass er sich, trotzdem er alles weiß, so um mich sorgt. Denn wie man es auch dreht und wendet, ist das, was ich mache ist illegal. Ich habe meiner Pflegehölle Geld geklaut und gebe mich als jemanden aus, der ich nicht bin. Nicht zu vergessen, dass ich einige meiner Papiere gefälscht habe.

Leise Seufzend mustere ich das schlafende Gesicht meines Gegenübers und tippe ihm vorsichtig mit meinem Finger an die Nase. Ich dachte wirklich, dass sein Leben komplett beschwerdelos sein muss. Seine Familie ist so reich, er kann alles haben was er will und er ist beliebt in der Schule. Es wollte einfach nicht in meinen Kopf rein, dass es vielleicht auch eine Schattenseite gibt. Changbin ist der erste, der versucht hat Kontakt mit mir aufzubauen und ich habe ihn ständig von mir weggestoßen, ohne zu wissen, wie sehr ich ihm damit wehgetan haben muss.

Er gibt sich so viel Mühe. Er hat für mich die Schule geschwänzt und hat all dieses Zeug besorgt. Klar er hat das Geld dafür, aber der Aufwand ist unbezahlbar. Und wenn ich zurückdenke, ist dies nicht das erste Mal. Als er mir gestern den Schal gegeben hat. Er wusste in welcher Situation ich lebe und hat sich mit dieser kleinen Geste um mich gesorgt. Er hat viele kleine Dinge getan, um mir zu helfen und auf eine Art und Weise, auf der ich es erst nicht bemerkt habe. Wahrscheinlich weil ihm klar war, dass ich mich sonst dagegen gewehrt hätte. Ein Glück für ihn, dass ich im Moment wehrlos bin.

„Mh..." Panisch ziehe ich schnell meine Hand wieder von ihm weg, als er auf einmal die Augen öffnet. „Wie geht es dir?" Gähnend zieht Changbin seinen Arm, den er zuvor um mich gelegt hatte zurück und dreht sich langsam auf den Rücken. „Ein bisschen besser, danke." Leise murmelnd ziehe ich mir die Decke bis unter die Nase, während Changbin's Kopf sich wieder in meine Richtung dreht. Was ist das auf einmal für ein komisches Gefühl? Das ist ja peinlich.

„Gut. Kannst du laufen? Oder soll ich dich tragen?" Was hat er vor? „Wofür willst du mich tragen?" Um nichts in dieser Welt werde ich mich von ihm tragen lassen. Es reicht mir schon, dass wir gerade gekuschelt haben. „Du schläfst heute Nacht bei mir." Wie wäre es damit, wenn er mich erst einmal fragen würde, ob ich das überhaupt möchte? „Wieso sollte ich das machen?" „Weil wir so lange in der Bibliothek gelernt und die Zeit dabei völlig vergessen haben. Bis zu dir nachhause ist es so ein weiter weg, deswegen habe ich dir angeboten die Nacht bei mir zu bleiben."

„Es macht mir Angst, dass du so gut lügen kannst." Kein Wunder, dass er es solange vor mir verstecken konnte. Ich habe aber auch wirklich nicht damit gerechnet, dass er mir nach einem Streit hierher folgt. Zugegebener Weise hätte ich aber zumindest bei Dori stutzig werden sollen. Er hat die Wahrheit so glaubwürdig verdreht, dass ich es ihm einfach geglaubt habe. „Ich lüge nur, wenn es notwendig ist. Wegen dir habe ich heute mindestens schon zweimal gelogen, da kommt es auf ein drittes Mal nicht mehr an."

„Wieso hast du für mich gelogen?" Ich hoffe ich habe ihn damit nicht in Schwierigkeiten gebracht.

Scars // Changlix Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt