„Ist ja gut, Nervensäge." Etwas genervt von seinem erhalten, setze ich mich wieder neben ihn an den Tisch heran und schiebe ihm den Teller mit dem Essen entgegen. „Falls du Hunger hast."
Changbin PoV:
„Hast du schon davon gehört, dass wieder ein Junge vermisst wird? Er soll seiner Pflegefamilie Geld geklaut haben und ist dann abgehauen. Sowas undankbares. Die Jugend von heute wird immer unverschämter." Mit einem vorwurfsvollen Blick setzt meine Mutter sich zu uns an den Tisch, weshalb ich innerlich kurz die Augen verdrehe. Jetzt fängt sie schon wieder mit sowas an.
„Er hatte bestimmt seine Gründe dafür. Man haut ja schließlich nicht ohne Grund ab." Ich jedenfalls wäre bestimmt schon ein duzend mal abgehauen, wenn ich den Mut dazu gehabt hätte. Mittlerweile bin ich über diese Phase hinweg und akzeptiere es so, wie es ist. Zumindest glaube ich, dass ich darüber hinweg bin. Gerade würde ich nämlich gerne aufstehen und in mein Zimmer gehen, weil ich genau weiß wo dieses Gespräch enden wird.
„Sie haben die Familie im Fernsehen interviewt. Die armen haben fürchterlich geweint, weil sie sich solche Sorgen um ihn machen. Wenn er vernünftig ist, geht er zu ihnen zurück, bevor ihn die Polizei findet. Vorstrafen machen sich nicht gut im Lebenslauf." Weil der Lebenslauf ja auch das wichtigste im Leben ist. „Eomma, du solltest nicht alles glauben, was sie im Fernsehen sagen. Meine liebe Schwester kann auch auf Knopfdruck weinen."
„Ach Changbin, du bist viel zu gutgläubig. Aber dein Mitgefühl wird dir als Arzt bestimmt zugute kommen. Vielleicht solltest du Kinderarzt werden." Breit lächelnd schneidet sie sich das Fleisch auf ihrem Teller zurecht, wobei mir jedoch augenblicklich der Appetit vergeht. Was habe ich gesagt? Immer das gleiche. Ich wusste, dass unser Gespräch nicht um dieses Thema herumkommt. Meine ach so perfekte Familie ist einfach nur oberflächlich. Nichts ist wichtiger, als der gute Ruf.
„Ich habe eben schon mit Felix gegessen. Ich gehe rauf in mein Zimmer und ruhe mich aus. Die Nachhilfe war ziemlich anstrengend." Kurzerhand erhebe ich von meinem Platz, woraufhin mein Vater nur etwas nickt, seinen Blick aber nicht von seinem Handy abwendet. „Ist in Ordnung. Viel Schlaf ist wichtig. Ruh dich gut aus, dann klappt es auch sicher besser mit dem lernen." Ohne ihr etwas entgegen zu bringen, wende ich mich von ihnen ab und gehe hinauf in mein Zimmer.
Dort angekommen lasse ich mich erschöpft auf mein Bett nieder und sehe kurz zu meinem Schreibtisch hinüber. Er hat wirklich alles ganz alleine aufgegessen. Wahrscheinlich hat er das nicht einmal selber gemerkt, so schnell wie das Obst in seinem Mund verschwunden ist. Fast so, als wäre er am verhungern gewesen. Naja, jetzt bin ich zumindest derjenige, der hungern muss.
Aber diese blauen Flecken an seinem Arm beschäftigen mich schon irgendwie. Er meinte doch, es sei ein Unfall gewesen. Vielleicht finde ich ja im Internet etwas darüber. Andererseits sollte ich es dabei beruhen lassen. Felix wollte offensichtlich nicht, dass ich weiter nachfrage. Wenn er darüber reden wollen würde, hätte er nicht so reagiert. Auch wenn ich nicht so ganz verstehe, was an einem Unfall so schlimm ist.
Zumindest wenn es sich wirklich um einen Unfall handelt.Ich denke schon wieder viel zu viel darüber nach. Es sollte mich gar nicht so interessieren. Felix ist nur mein Nachhilfelehrer und mehr nicht. Sein Leben geht mich nichts an. Außerdem kann er mich offensichtlich nicht leiden. Was auch immer ich ihm getan habe. Zwischendurch hatte ich heute aber dennoch das Gefühl, dass er auch ganz nett sein kann. Wie auch immer. Er ist sowieso bald wieder weg.
Felix PoV:
Mit dem Vorschuss an Geld, den Frau Seo mir gegeben hat, mache ich mich auf den Weg in den nächsten Supermarkt und ziehe mir vor dem betreten schnell die Maske übers Gesicht. Hier ist mit Sicherheit alles videoüberwacht. Ich bin überall in den Nachrichten, da muss ich es ihnen nicht noch leichter machen mich zu finden. Ich kann es nicht fassen, dass diese möchte gern Pflegefamilie so eine Show abzieht.
Wie sehr sie mich vermissen? Wie sie sich um mich sorgen? Garantiert tun sie das kein Stück. Das einzige worum sie sich sorgen machen, sind die Zuschüsse, die sie für mich bekommen und natürlich ihr Image. Wie ich solche oberflächlichen Menschen hasse. Immer geht es allen nur ums Geld. Selbst ich bin im Moment kein Stück besser. Aber ich brauche es, um zu überleben. Schulgelder und Essen bezahlen sich schließlich nicht von selbst.
Mich wundert es ehrlich gesagt nicht, dass der ach so beliebte Schülersprecher auch einer von diesen ist. Hauptsache Erfolg im Leben und dann macht er später richtig Kohle. Er kann sich so sehr bemühen wie er will, nicht so zu wirken, aber ich erkenne solche Leute sofort. Würde mich auch nicht wundern, wenn er mich verpfeifen würde, falls er mein Geheimnis herausfindet. Ich muss in seiner Gegenwart in Zukunft vorsichtiger sein. Sowas wie heute darf nicht noch einmal passieren.
Ein Glück, dass mich die meisten Leute mit den blonden Haaren nicht erkennen. Es war gar nicht so einfach die selber zu blondieren. Und mit meinem englischen Namen schöpft auch keiner Verdacht. Die meisten können ihn ja noch nicht einmal richtig aussprechen. Aber trotz allem, sollte ich auf keinen Fall unvorsichtig werden.
Ich muss jeden von mir fern halten, der mir irgendwie zu nahe kommt und dann die Wahrheit über mich herausfinden könnte.
***
Ob er das schafft?
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Scars // Changlix
FanfictionSeo Changbin x Lee Felix Auf den ersten Blick zwei Musterschüler die sich nicht leiden können, doch auf dem zweiten Blick zwei Jungs auf der Flucht. !ACHTUNG! • Boy x Boy • Gewalt If you don't like it, don't read it. Alle Inhalte sind frei erfu...