Neunundzwanzig

655 67 5
                                    

„Hmm." Irgendwie hat der Satz mehr gesessen, als er eigentlich sollte. Natürlich bin ich nicht sein Freund, wir sind ja nicht zusammen oder so. Auch wenn es nach außen hin vielleicht so wirken mag. Und irgendwie ist dieses Gefühl gerade ziemlich bedrückend.

Changbin PoV:

„Habe ich etwas falsches gesagt?" Mit einem besorgten Blick legt Felix vorsichtig seine Hand auf meine Wange, weshalb ich ihn etwas irritiert ansehe. Er ist mir auf einmal so nah. Ich kann spüren, wie die Stelle, an welcher er mich berührt ganz leicht kribbelt. „Ich weiß nicht." Leise flüsternd lege ich meine Hand behutsam auf seine und verschränke unsere Finger ineinander. Obwohl die Luft um uns herum kalt ist, wird mir mit einmal so warm und mein Herz schlägt fest gegen meine Brust.

Ohne weiter darüber nachzudenken sehe ich kurz auf seine Lippen hinunter und nähere mich ihm langsam, bis unsere Lippen schließlich aufeinander treffen. Sie sind ganz weich, dass ist mir beim letzten Mal gar nicht aufgefallen. Noch etwas unbeholfen lasse ich meine Finger allmählich in seinen Nacken wandern, wobei er leicht in den Kuss hinein grinst. Ich hätte nicht gedacht, dass es sich so gut anfühlen würde ihn zu küssen.

„Changbin. Hey, aufwachen. Wir müssen zur Schule." Erschrocken reiße ich auf einmal meine Augen auf und sehe mich für einen kleinen Moment verwirrt um. Was war das gerade? Was habe ich da geträumt? Und wieso hat mir das so sehr gefallen? „Dafür, dass es dir hier eigentlich zu unbequem ist, hast du aber ziemlich gut geschlafen. Ich habe schon vor zehn Minuten versucht dich zu wecken, aber du hast nur vor dich hin geschmatzt."

„Mhhh." Ist das peinlich. Wenn er wüsste wovon ich bis gerade eben geträumt habe, würde er mich garantiert auslachen. Aber was will mir mein Kopf damit sagen? Das ich ihn küssen soll? Das er weiche Lippen hat? Ist das ein Zeichen dafür, dass ich ihn mag? „Wenn du Hunger hast, solltest du aufhören auf deiner Unterlippe herum zu beißen und dich fertig machen. Wir müssen uns beeilen, wenn wir vor dem Unterricht noch beim Bäcker vorbei wollen."

„So viel Stress am frühen Morgen." Leise murrend richte ich mich langsam neben ihm auf, wobei ich mir mit der Hand kurz durch die Haare fahre. „Tja, ich haben eben nicht den Luxus, dass mir jemand das Essen macht." Ohne zu zögern zieht er sich plötzlich seinen Pullover über den Kopf, weshalb ich reflexartig meinen Blick von ihm abwende. Was mache ich denn da? Es ist nicht das erste Mal, dass ich seinen nackten Oberkörper sehe. „I-Ich könnte Mina sagen, dass sie mir in Zukunft zwei Lunchboxen für die Schule macht."

„Oder du machst mir eine. Darüber würde ich mich viel mehr freuen." Schmunzelnd zieht er sich schließlich das Hemd der Schuluniform über die Schultern und knöpft dieses allmählich zu, während ich langsam wieder zu ihm aufsehe. Ich hoffe er hat das gerade nicht bemerkt. Das ist alles nur, wegen diesem dämlichen Traum. „Hältst du das wirklich für eine gute Idee? Ich kann nicht gerade gut kochen."

„Es kommt mir auch viel mehr darauf an, dass es von dir kommt und nicht von irgendeiner Frau, die für dich arbeitet." Er möchte tatsächlich, dass ich ihm Frühstück mache. Vielleicht sollte ich Mina einmal fragen, ob sie mir zeigt, wie das geht. Obwohl, er möchte ja nicht, dass sie etwas damit zutun hat. „Und jetzt hör auf vor dich hin zu träumen und mach dich fertig. Wegen dir müssen wir gleich noch rennen." „Ist ja gut, ist ja gut."

-

„Wie siehst du denn aus? Dein Hemd ist komplett falsch zugeknöpft und die Krawatte sitzt auch nicht richtig." Lachend kommt Chan mir auf dem Flur entgegen, weshalb ich etwas irritiert an mir hinunter sehe. Wir hatten es eben so eilig, aber wieso hat Felix denn nichts gesagt? Ich sehe aus wie ein Idiot. „Ich habe heute morgen verschlafen." Leise murrend knöpfe ich mein Hemd richtig zu und richte meine Krawatte, während ich Chan in den Raum der Schülervertretung folge.

„Wie dem auch sei, es hat sich die letzten Tage einiges an Arbeit angestaut, weil du es ja immer so eilig hattest hier wegzukommen." Er deutet kurz auf den Stapel neuer Beschwerden, weshalb ich genervt die Augen verdrehe. Ich will wieder ins Bett zu Felix. Da war alles irgendwie viel entspannter. „Ich nehme das später mit nachhause und sehe mir die Sachen da in Ruhe durch."

„Du sag mal, ist eigentlich alles in Ordnung bei dir? Du verhältst dich in letzter Zeit irgendwie eigenartig und schwänzt die Schule. Das passt gar nicht zu dir. Du weißt doch, dass du immer mit mir reden kannst oder?" Mit einem Mal sieht Chan mich besorgt von der Seite an, wobei ich kurz seufzend auf die Zettel in meiner Hand hinunter sehe. Es ist besser, wenn er es nicht weiß. „Es ist alles gut. Du weißt doch, Felix gibt mir Nachhilfe und das alles zusammen ist manchmal einfach nur ganz schön anstrengend."

„Na gut, wenn es weiter nichts ist. Aber überanstreng dich bitte nicht. Das ist nicht gut für dich." Ich kann ja verstehen, dass er sich Sorgen um mich macht, aber ich bin im Moment nicht derjenige, um den man sich Sorgen machen sollte.

***
Hoffen wir mal, dass es wirklich so ist

Scars // Changlix Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt