Fünfundzwanzig

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„Das habe ich nicht, aber wieso redest du so davon, als wäre es ein Verbrechen gewesen?"

Changbin PoV:

„Du findest es nicht ekelig oder zumindest merkwürdig?" Mit zittriger Stimme mustert er unsicher meine Hände, die sich immer noch am ihm festhalten und auch dort bleiben werden. Ich habe nicht vor ihn so schnell gehen zu lassen. Es war nur ein Kuss, ein Geständnis und das ist kein Grund seine Gesundheit dafür zu gefährden. „Nein, es kam nur ein bisschen überraschend. Und um ehrlich zu sein, habe ich mich mit dem Thema noch nie wirklich auseinandergesetzt. Ich meine so Liebe allgemein."

„Warum bist du dann nicht sauer auf mich? Es war dein erster Kuss und ich-" „Weil ich ganz einfach deine Gefühle nicht verletzen möchte. Und du hast mich damit zum nachdenken gebracht. Ich kann dir nur leider noch keine Antwort geben, weil ich mir nicht sicher bin, was ich für dich empfinde." Ich möchte nicht, dass er sich deswegen schlecht fühlt. Es war vielleicht nicht die beste Idee von ihm mich ungefragt zu küssen, aber er hatte sicher keine bösen Absichten dabei. „Heißt das, es besteht ganz eventuell eine Chance?"

„Ja, ganz eventuell. Nur mach dir bitte keine falschen Hoffnungen." Mit einem leichten Lächeln lege ich meine Hand auf sein Kopf, woraufhin er ein beleidigtes grummeln von sich gibt. „Das musst du gerade sagen. Du flirtest doch ständig mit mir." Nicht gerade begeistert sieht er zu meiner Hand hinauf, weshalb ich leise lachen muss. Ich kann nicht anders, er guckt so süß. „Das ist also flirten für dich? Gut zu wissen."

„Wie dem auch sei, ich möchte das du weißt, dass du mir nicht egal bist. Zu welcher Antwort auch immer ich kommen werde, es ändert nichts daran, dass du mir wichtig bist. Du bist einer meiner Freunde und ich sorge mich nun einmal um sie. Ob du willst oder nicht." Schmunzelnd ziehe ich meine Hand von seinem Kopf zurück, wobei er mich für einen Augenblick einfach nur schweigend ansieht. Er überlegt wohl. „Na gut, aber ich bleibe nur solange hier, wie es nötig ist."

„Einverstanden und jetzt lass mich deine Haare föhnen. Du bist so nass wie ein nasser Pudel." Schnell trockne ich meine Hand an meinem Pullover ab, ehe ich ihn hinter mir her zur Tür ziehe. „Das haben nasse Pudel so an sich. Aber ich bekomme das schon selber hin. Ich bin kein kleines Kind mehr." „Bist du das nicht? Wenn ich mich recht entsinne bist du noch minderjährig." Nach einem kurzen Blick auf den Flur, ziehe ich ihn schließlich weiter mit ins Badezimmer und verschließe die Tür hinter uns. „Als wenn du älter bist als ich."

„Ich bin ungefähr ein Jahr älter als du. Also nenn mich ab sofort Changbin Hyung." Es macht mir irgendwie auf eine eigenartige Art und Weise Spaß ihn zu ärgern. Wir wissen beide, dass wir es nicht böse meinen und mögen tun wir uns ja eigentlich auch. Aber dennoch können wir es nicht sein lassen uns ständig gegenseitig zu necken. „Vergiss es. Ich werde dich nicht Hyung nennen. Auch wenn du hundert Jahre älter wärst als ich."

„Das wird sich noch zeigen." Schmunzelnd hole ich den Föhn aus der Schublade heraus und gehe damit zu Felix hinüber. „Setz dich wieder auf den Hocker." Etwas wiederwillig lässt er sich murrend auf den Hocker fallen und beobachtet mich dabei, wie ich den Föhn an der Steckdose anschließe. „Deine Haare sehen jetzt schon viel ordentlicher aus. Nicht mehr so fleckig." Wenig später lege ich den kleinen Schalter um und fange damit an Felix' Haare mit der warmen Luft zu trocknen. Und obwohl seine Haare schon so viel leiden mussten, sind sie irgendwie immer noch so fluffig weich.

„Ich war früher nicht so..." Nach einer Weile unterbricht Felix die Stille zwischen uns wieder, woraufhin ihn den Föhn an die Seite lege. Seine Haare sind jetzt trocken genug. „Was meinst du?" Kurzerhand schnappe ich mir noch meine Bürste und kämme ihm damit vorsichtig durch die Haare. „So gemein. Ich wollte einfach nur jeden von mir fern halten. Wenn mich keiner mag, interessiert sich auch niemand für mich und mein Geheimnis ist sicher..."

„Du hast mich auch wirklich wahnsinnig damit gemacht. Aber ich habe deine Verletzung gesehen, weshalb ich mir irgendwie Sorgen gemacht habe. Und zwischendurch warst du dann doch ganz nett. Als ich dich schließlich mit Dori gesehen habe, musste ich grinsen wie ein Bescheuerter. Ich wusste nicht, wer süßer war. Du oder Dori." Schmunzelnd sehe ich den jüngeren durch den Spiegel an, welcher daraufhin beschämt auf seine Hände hinuntersieht. „Außerdem war ich zwischendurch selber gemein zu dir. Sagen wir einfach, dass wir jetzt quitt sind."

„Na gut..." Seufzend lässt er seinen Blick wieder zu mir hinauf wandern, weshalb ich ihn aufmunternd anlächle. „Weißt du, ich würde gerne mehr von dem echten Felix sehen. Kein verstellen oder verstecken, sei einfach du selbst." Behutsam streiche ich ihm mit den Fingern durch die Haare und mustere dabei sein Gesicht im Spiegelbild. Er versucht mir gegenüber immer so stark zu wirken, aber ich habe seine Schwächen bereits gesehen. Er hat keinen Grund mehr seine Fassade weiter vor mir aufrecht zu erhalten.

„Das sagst du so einfach, aber ich werde es versuchen. Und wehe du machst dich über irgendwas lustig." Leise murrend dreht er sich allmählich auf dem Hocker zu mir, weshalb ich mir etwas das Schmunzeln verkneifen muss. Er ist irgendwie süß. „Ich versuche mein bestes." Es wird schwer nicht zu lachen, wenn er auf einmal komische Sachen machen sollte. Dinge die ich vorher vielleicht noch nicht von ihm kannte.

So wie der Kuss. Nur mit dem unterschied, dass ich bei dem Gedanken daran nicht lachen muss, sondern stattdessen eine Horde Armeisen durch meinen Bauch rennt.

***
Armeisen, sehr romantisch XD

Scars // Changlix Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt