Beissender Zigarillorauch weht Four, Six und den anderen um die Nase. Ihnen gegenüber sitzt ein Mann mit Schlapphut, der Alpha genannt wird. Wie immer erkennen sie sein Gesicht nicht, denn das Licht ist so gewählt, dass es im Schatten liegt. Alpha ist der Drahtzieher hinter der Parkour-Bande.
Wie immer stehen einige finster aussehenden Männer hinter Alpha. Doch trotzdem ist das Treffen etwas anders als sonst. Five fehlt noch immer, er hat seine Ankündigung wahr gemacht und ist weggeblieben.
"Um ehrlich zu sein, bin ich sehr enttäuscht von euch, Five nicht aufgehalten zu haben", sagt Alpha mit leiser Stimme. Diese nimmt jetzt einen bedauernden Ton an. "Vor ein paar Tagen musste Chris leider diese Welt verlassen. Hätte er sich doch bloss nicht gegen uns gewandt."
Four läuft ein kalter Schauer den Rücken hinunter. Nicht nur, dass Alpha dafür gesorgt hat, Five aus der Welt zu schaffen, sondern auch, dass er seinen richtigen Namen verraten hat: Chris.
"Ich hoffe sehr, dass so etwas Tragisches nicht wieder vorkommt. Es wäre zu schade, wenn noch jemand der unglaublichen Parkour-Gang verschwinden müsste."
Mit mulmigem Gefühl wirft Four einen Blick zu Six hinüber. Er sieht, wie sie wütend die Zähne zusammen beisst. Warnend schaut er sie an.
"Weil fünf meiner Meinung nach keine schöne Zahl ist und es mich stört, wenn eine Zahlenfolge nicht vollständig ist, habe ich euch eine neue Nummer fünf besorgt. Begrüsst bitte mit mir: Five!" Alpha klatscht in die Hände. Er ist der einzige. Die anderen im Raum stehen unbehaglich herum und wissen nicht wo sie hinschauen sollen.
Ein Junge, der höchstens sechzehn Jahre alt ist, tritt nach vorne. Er hat hellbraunes Haar und dunkelblaue Augen. Sein Gesicht ist hart. Six zieht die Luft ein und will etwas sagen, doch Alpha kommt ihr zuvor.
"Natürlich weiss ich, was ihr denkt. Five ist doch viel zu jung für den Job! Selbstverständlich war das auch mein Gedanke, als ich ihn das erste Mal getroffen hatte. Doch dann habe ich mit ihm geredet und erfahren, dass er unbedingt Geld braucht und sehr gerne mitmachen würde. Nachdem er mir seine Parkour Künste vorgezeigt hatte, war für mich klar: Dieser Junge passt perfekt zu euch. Nicht wahr, Five?"
"Ja." Der neue Five nickt. "Ich bin dafür geeignet." Als er das sagt, kommt Four unwillkürlich das Wort Roboter in den Sinn.
"Da habt ihr's." Zufrieden zieht Alpha an seinem Zigarillo. "Na dann. Hier ist ein neuer Auftrag für euch..."
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Nervös tigert Six auf und ab. "Das können wir nicht verantworten! Er ist fast noch ein Kind!", ruft sie heftig.
"Wenn Alpha sagt, er sei dafür geeignet, ist er es auch", gibt One kühl zurück, "selbst wenn ihm etwas passiert: Er macht hier mit auf eigene Verantwortung."
"Das meinst du doch nicht etwa ernst, oder?!" Fassungslos starrt Six den unbarmherzigen One an. "Wie kannst du nur so was sagen?! Schäm dich!"
One schnaubt verächtlich. "Halt doch die Klappe, Six. Immer hast du das Gefühl, du seist was Besseres. Hättest am meisten Mitgefühl. Nur weil du eine Frau bist. Jeder hier hat sich freiwillig dazu entschieden, mitzumachen. Auch Five. Dann hat er eben Schiss gekriegt und ist abgehauen. Selber schuld."
"Five hat einen Namen. Wie wir alle. Er ist ein MENSCH", zischt Six, "Chris hat das einzig Richtige getan. Dass er jetzt tot ist, ist einzig und allein Alpha zuzuschreiben."
"Pass auf, was du von dir gibst. Plötzlich benötigen wir auch noch eine neue Six", knurrt Two.
Mit bebendem Körper und geballten Fäusten steht Six vor den ignoranten One und Two. Sie muss sich sehr zusammenreissen, den beiden nicht eine reinzuhauen. Dann dreht sie sich auf dem Absatz um und stapft davon. Eilig folgt ihr Four.
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Mit dem Kopf in ihren Händen vergraben sitzt Six auf einer Mauer und starrt auf den Boden. Four setzt sich neben sie und legt ihr behutsam einen Arm um die Schulter. "Wir passen auf den neuen Five auf", flüstert er.
Six hebt ihren Kopf. "Wir müssen irgendwas tun", murmelt sie und wischt sich über die Augen, "so kann das nicht weitergehen. Bei irgendwem müssen wir Hilfe holen. Wenn er sterben würde, könnte ich mir das nie verzeihen."
"Falls Alpha DAS herausfindet, sind wir tot", sagt Four mit ernstem Gesicht. "Das ist es mir wert", erwidert Six, "du kannst mich unterstützen oder nicht. Deine Entscheidung." "Ich werde immer an deiner Seite sein", verspricht Four. Gerührt lächelt Six. "Danke, Four. Danke, dass du hier bist." "Gern geschehen", flüstert Four liebevoll zurück.
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Jake O'Connel -Parkour, Action und viel Humor
ActionEin frecher, obdachloser Taschendieb und Parkour Fanatiker fällt bei einer Flucht einem Polizisten vor die Füsse. Damit beginnt ein riskantes Abenteuer. Denn die Beamten: Der humorlose Tomas Kane und der motivierte Iljan Wick beauftragen Jake O'Conn...