Deine Mom

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Brian hastet aufgelöst ins Geheimversteck der Parkour-Bande. Drinnen bleibt er stehen. Fünf Augenpaare starren ihm entgegen: One, Two, Three, Alpha und noch jemand. Nervös räuspert sich Brian und schaut zur fünften Person im Raum. "Was machst du denn hier, Mom?", will er wissen.

"Das ist deine Mom?!", fragt Three verwirrt.

"Etwas dagegen?" Brians Mutter erhebt sich. Ihre blonden Haare sind streng zurückgebunden und sie trägt wie immer einen dunkelblauen Anzug. Über ihrer Lippe prangt ein rundes Muttermal. "Alpha hat mich angerufen." Sie geht zum Boss der Truppe und gibt ihm einen Kuss auf den Mund. "Da komme ich natürlich sofort."

"Four und Six sind noch nicht aufgetaucht, obwohl sie schon lange hier sein müssten", bemerkt Two.

One öffnet sich ein Bier. "Die beiden benahmen sich schon seit einer ganzen Weile komisch. Sie schienen nicht damit einverstanden zu sein, unschuldige Männer ins Gefängnis zu bringen und sechzehnjährige für Einbrüche anzuheuern. Ausserdem hatte das Verschwinden des ehemaligen Five, Chris, sie ziemlich mitgenommen."

"Es ist ärgerlich, dass sie uns den Rücken gekehrt haben. Doch wenn sie zur Polizei gehen, wird ihnen niemand die Geschichte abkaufen", erwidert Brians Mutter gelassen, "zur Sicherheit sende ich jedoch ein paar meiner Leute auf die Strassen, um sie aus dem Verkehr zu ziehen."

"Mach das." Alpha nickt wohlwollend. Dann wendet er sich an Brian. "Zum Glück wurdest du nicht erwischt", sagt er, "denn wir haben einen weiteren Coup, den wir durchziehen müssen. Dieses Mal geht es nicht um eine Villa, sondern um einen Geldtransporter. Diese Gelegenheit können wir uns auf keinen Fall entgehen lassen."

"Moment!", unterbricht Brian aufgebracht, "seid ihr verrückt? Ich wurde gerade von der Polizei verfolgt, einer von ihnen hat mein Gesicht gesehen. Spätestens Morgen suchen alle nach mir, denn man wird sofort herausfinden, wer ich bin. Die Bullen werden überall verteilt sein. Die Sicherheit erhöht. Ich habe keine Lust, eingebuchtet zu werden!"

"Einer hat dein Gesicht gesehen?", keucht seine Mutter entsetzt.

"Niemand wird dich erwischen und ins Gefängnis bringen", beruhigt Alpha, "dieser Überfall ist das Letzte, das wir durchziehen, dann tauchen wir unter. Auch du."

"Ich bin dabei", bemerkt One, Two und Three nicken zustimmend. Alle im Raum schauen zu Brian. Dieser windet sich. "Okay", murmelt er schliesslich widerstrebend, mit einem Blick auf seine Mutter.

"Na also." Zufrieden erhebt sich Alpha. "Ein Problem haben wir noch. Wir sind zu wenig Leute. Es braucht mindestens noch zwei weitere."

"Ich kenne Jungs, die bestens dafür geeignet sind. Diejenigen, die mir vor einiger Zeit die Diamanten zu spät abgeliefert haben, zum Beispiel. Betreiben ebenfalls Parkour. Soll ich sie informieren?" Die Frau zieht ihr Handy hervor.

"Natürlich, Schatz", schmunzelt Alpha gehässig, "ein Glück, dass es immer welche gibt, die dir etwas schulden." "Leon und Jake erwarten meinen Anruf bestimmt sehnsüchtig", grinst die Frau.

"Jake? Du meinst Jake O'Connel?", unterbricht One. "Ja, warum? Gibt's ein Problem?", will die Frau verwundert wissen. "Der war doch bei der Verhaftung der Parkour-Bande dabei!", ruft Three. "Ach? Das war er?" Die Frau runzelt die Stirn. "Was für ein Zufall. Er freut sich bestimmt, wenn er merkt, dass es weitere Parkour-Gangster gibt."

"Mom, das ist keine gute Idee!" Brian fährt sich nervös durch seine Haare. "Jake wird uns bestimmt verpfeifen!" "Wird er nicht, dafür sorge ich." Seine Mutter lächelt kalt, "er wird nicht mal daran denken, uns zu verraten."

Brian presst die Lippen zusammen und schweigt. "Gibt es etwas, das du mir sagen willst, mein Sohn?" Mit stechendem Blick mustert die Frau ihn, "kennst du Jake etwa?" "Nein, Mom. Nicht mehr als du", murmelt Brian. "Dann ist ja gut." Seine Mutter wählt Leons Telefonnummer. "Wir haben nämlich schon genug Ärger."

-

Ihm ist übel. Sehr übel. Als Wick ihn erkannt hatte, dachte er, es könne nicht noch schlimmer werden. Er hatte sich damit abgefunden, seinen Freund Jake nie mehr wiederzusehen um ihn zu schützen. Doch jetzt wird Brian ihn wiedersehen. Unfreiwillig. Und Brian weiss, dass das überhaupt nicht gut endet. Aber er wird niemals zulassen, dass Jake etwas geschieht. Koste es, was es wolle.


Jake O'Connel -Parkour, Action und viel HumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt