Jake bleibt erstmal bewegungslos liegen. "Aua", stöhnt er. "Alles okay?" Ein junger Mann mit Rastalocken beugt sich über ihn. "Alles easy, keine Sorge. Bin nur gerade vom Dach gefallen. Passiert mir jeden Tag", murmelt Jake und holt tief Luft.
"Dann ist ja gut", erwidert ein weiterer Mann in Polizeiuniform ungerührt und beugt sich über ihn. "Du bist verhaftet wegen Sachbeschädigung. Alles was du sagst, kann und wird vor Gericht gegen dich verwendet werden...", leiert er herunter und packt Jake am Arm. "Pass auf! Vielleicht hat er sich was gebrochen!", warnt der Polizist mit den Rastalocken. "Hast du dir was gebrochen?", fragt Kane emotionslos.
"Und wenn auch. Nicht so schlimm. Die Verhaftung geht vor", spottet Jake. "Ganz meine Meinung." Kane zieht ihn hoch. Jake verzieht vor Schmerz das Gesicht. "War nicht ernst gemeint, man! Verstehst du keine Ironie?", ächzt er. "Nein." Ungerührt führt ihn Tomas Kane zum Auto. "Wir drei fahren erstmal zum Polizeirevier."
Das Revier ist völlig überfüllt. Viele Personen wuseln herum und rufen laut durcheinander. Die Beamten hetzen von einem zum anderen und sprechen in ihre Funkgeräte. Ein verschwitzter Mann Mitte vierzig kommt auf Iljan Wick, Tomas Kane und den verhafteten Jake zu. "In den Zellen hat es keinen Platz mehr, tut mir leid", keucht er und wischt sich den Schweiss von der Stirn, "irgendein Witzbold hat im Internet zu einem Wettbewerb aufgerufen: Wer hat die lustigste Idee, anderen Menschen zu schaden? Sehr viele Jugendliche haben sich dazu entschlossen, mitzumachen. Ihr seht hier vor euch das Ergebnis."
"Warum hab ich nichts davon erfahren?", murrt Jake entrüstet und zieht einen Schmollmund "das hätte viiel mehr Spass gemacht, als von einem Dach zu fallen."
"Tja. Jetzt musst du eben damit vorlieb nehmen. Ich bring dich in mein Büro." Iljan Wick zieht ihn hinter sich her.
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"Ach come on! Die Handschellen sind nun wirklich nicht nötig", sülzt Jake und setzt seinen liebsten Blick auf. Wick und Kane lassen sich davon nicht beeinflussen. "Name?", knurrt Tomas Kane.
"Weihnachtsmann."
"Du bist kein Bisschen lustig. Also halt die Klappe und stiehl nicht meine Zeit", schnauzt der Polizist. Jake macht ein beleidigtes Gesicht. "Jake O'Connel", teilt er schliesslich widerwillig mit.
Iljan Wick tippt den Namen in seinen Computer. "Jacob O'Connel. Schon einige Male festgenommen wegen Taschendiebstahl, Sachbeschädigung und unerlaubten Betretens von Grundstücken. Einmal für zwei Monate im Jugendgefängnis. Gibt's sonst noch was, das wir über dich wissen sollten?" "Nee, das ist alles." Jake pustet sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
"Wie haben Sie mich eigentlich gefunden?", fragt er neugierig. "Ich bin dir gefolgt. Du hast mich nicht gesehen. Als du auf dem Dach gesessen bist, brauchten wir nur noch abzuwarten, bis du dich wieder hinunter traust. Denn von diesem Haus aus hättest du niemals auf ein anderes flüchten können. Selbst wenn du noch so gut springen könntest. Denkbar schlechtes Versteck." Schadenfroh blickt Kane Jake an. "Gratulation", grummelt dieser.
Ein Kollege ruft Kane und Wick zu sich. Die beiden gehen zu ihm, aber nicht ohne einen Beamten damit zu beauftragen, ein wachsames Auge auf Jake zu haben.
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Gelangweilt schaut sich Jake im Büro um. Der ganze Schreibtisch ist voller Akten und anderen Papieren. Eine einsame, vertrocknete Pflanze steht neben dem Fenster, an der Wand hängen lauter Zeitungsartikel. Interessiert tritt Jake näher heran. Einer von ihnen ist gerade erst erschienen. Er handelt von einem Einbruch in eine riesige Villa. Gestern Nacht seien dort mehrere Täter eingestiegen. Niemand kann sich erklären wie.
"Weisst du... Als ich dich beim wegrennen beobachtet habe, kam mir eine Idee. Könnte es vielleicht sein, dass die Täter vom Nachbardach auf die Mauer der Villa gesprungen sind? Das Nachbarhaus ist nämlich eine öffentliche Bibliothek. Wäre das möglich?" Iljan Wick ist hinter Jake getreten.
"Wie weit ist die Mauer von der Bibliothek entfernt?", will Jake wissen.
"Etwa fünf Meter."
"Theoretisch möglich. Müsste aber ein ziemlich guter Traceur sein."
"Traceur?", fragt Iljan verwundert.
"Das ist ein Mensch, der Parkour betreibt", belehrt Jake.
"Ach so. Bist du damit einverstanden, wenn wir zum Tatort gehen, damit du dir das mal genauer anschauen kannst?"Iljan Wick wickelt sich eine Rastalocke um den Finger.
"Warum sollte ich?", gibt Jake zurück, "Ihr humorvoller Kollege will mich am liebsten für den Rest meines Lebens einbuchten. Denken Sie, ich helfe einem Freund von so einem?"
"Niemand wird dich einsperren", beruhigt Wick, "und zu deiner Frage: Unser Boss hat diesen Fall einem riesengrossen Arschloch übertragen. Der hat es nicht verdient. Wenn wir den Beweis, wie die Täter in die Villa gekommen sind, liefern, wird das Ganze bestimmt an uns übertragen."
Jake runzelt die Stirn und kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. "Was hat denn dieses Arschloch gemacht, dass einer wie Sie ihm einen solchen Namen gibt?"
"Lange Geschichte, die dich nichts angeht. Hilfst du jetzt oder nicht?"
"Was krieg ich dafür?" Herausfordernd legt Jake den Kopf schief.
"Wir vergessen den kleinen Graffiti Zwischenfall." Es ist Tomas Kanes Stimme. "Gehen wir."
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Jake O'Connel -Parkour, Action und viel Humor
ActionEin frecher, obdachloser Taschendieb und Parkour Fanatiker fällt bei einer Flucht einem Polizisten vor die Füsse. Damit beginnt ein riskantes Abenteuer. Denn die Beamten: Der humorlose Tomas Kane und der motivierte Iljan Wick beauftragen Jake O'Conn...