26 - Apology

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,,Hier ist dein Zimmer." Sarah führt mich in einen schick eingerichteten Raum. ,,Nett", gebe ich von mir und sehe ich mich um. Als ich das große Bett bemerke, lasse ich mich sofort darauf fallen und lächle vor mich hin. ,,Im Gegensatz zur Couch im Schloss ist das hier der Himmel." Sara lacht und auch John B ist begeistert. ,,Hattest du vorhin nicht noch eine Tasche bei dir?", fragt er dann. Ich sehe auf und überlege kurz, bis ich seufze. ,,Muss sie wohl draußen vergessen haben", sage ich und stehe wieder auf. ,,Bin gleich zurück." Während ich mich auf den Weg nach unten mache, zeigt Sarah John B sein Zimmer.

Unten angekommen, laufe ich nach draußen und gleich am Eingang finde ich meine vermisste Tasche wieder. Ich hebe sie aber nicht auf, da zwei Stimmen meine Aufmerksamkeit gewinnen. Ich suche nach ihnen, bis ich nicht weit entfernt Rafe und einen anderen Typen entdecke. Dieser Typ scheint, als wolle er Rafe gerade schlagen. Dann packt er den Kook. ,,Nein! Barry, was machst du da?" Barry? ,,Leg mal die Hand hier drauf, ja!" Dieser "Barry" drückt Rafes Hand an den Auspuff des danebenstehendes Motorrad. Ich fluche. Ich will eingreifen, traue mich aber nicht. 

Ich schaue zu, wie Barry nicht aufhört und Rafe leiden lässt, bis er ihn zur Seite schubst und der Blondhaarige zu Boden fällt. ,,Das war nur ein kleiner Vorgeschmack, du Penner!" Barry geht zum Bike. ,,Betrachte das schieß Ding hier als Anfang. Du hast drei Tage." Er setzt den Helm auf und fährt dann weg. Ich schaue ihm noch kurz nach, bis ich zum stöhnenden Rafe eile. ,,Bist du okay?", frage ich und schaue nach ihm. Ich schaue mir seinen Unterarm an, wo ich eine böse Verbrennung entdecke. ,,Scheiße. Komm." Rafe scheint wohl voller Schmerz nicht zu realisieren, dass ich es bin, trotzdem helfe ich ihm hoch und gehe mit ihm dann nach drinnen.

,,Du kannst mit einer üblen Narbe rechnen", sage ich und drücke das Tuch, welches ich vorhin mit kaltem Wasser befeuchtet habe, auf Rafes Verletzung, um sie zu kühlen. ,,Was wollte dieser Typ überhaupt von dir?", frage ich ihn. Er schweigt kurz, antwortet dann aber doch noch. ,,Ich schulde ihm Geld." Sofort war mir klar, worauf er hinaus will. Ich seufze leise.

Ich lege das Tuch weg und greife dann nach dem Verband. ,,Warum hilfst du mir?", fragt Rafe mich daraufhin. ,,Du bist verletzt", sage ich und wickle die Bandage um die Wunde. ,,Obwohl ich so ein Arschloch war?" Ich konzentriere mich auf meine Bewegungen. ,,Du hast viel Scheiße gebaut. Dennoch bist du ein Mensch", sage ich und schaue ihn an. Er schweigt und wendet seinen Blick von mir ab. Als ich den Verband um Rafes Verletzung gewickelt habe, lege ich ihn zurück in den Erste-Hilfe-Kasten.

,,Ash, es tut mir leid", kommt es vom Blondhaarigen. ,,Erspar dir das Gerede, Rafe", sage ich und versuche Ordnung auf dem Tisch zu schaffen. ,,Ich meine es ernst." Ich schaue zu ihm. ,,Ich schulde dir eine ernsthafte Entschuldigung. Für Alles, was ich getan habe." ,,Was soll das?", frage ich. ,,Ich war ein Idiot und habe euch einfach nicht in Ruhe gelassen. Dabei wollte ich doch nur nach dem Gespräch mit dir suchen." Ich schüttle den Kopf. ,,Rafe, du hast Pope mit einem verdammten Golfschläger geschlagen und JJ verprügelt. Das verzeihe ich dir nicht einfach so." Ich schließe den Kasten und stehe auf. ,,Warte, bitte." Rafe steht ebenfalls auf und stellt sich vor mich. Ich atme tief aus.

,,Du verstehst es nicht." Ich merke, wie seine Augen glasig werden. ,,Alles was ich will, ist nur ein bisschen Liebe von dir." ,,Wie oft denn noch? Zwischen uns ist es aus, Rafe!" ,,Du warst die einzige, die mir gezeigt hat, wie es ist, geliebt zu werden!" Ich schweige und werde ein wenig neugierig. ,,Mein Dad schreit mich die ganze Zeit an, dass ich nicht arbeite und verantwortungslos bin. Sarah hingegen wird währenddessen bewundert, indem sie nichts tut. Alles dreht sich nur um sie. Und ich?" Eine Träne fließt seine Wange runter. ,,Ich habe keinen Wert für Dad. Für ihn bin ich nutzlos." ,,Rafe..." Ich weiß nicht, wie ich darauf reagieren soll. ,,Du hast mir das Gefühl gegeben, geliebt zu werden", fährt er fort. ,,So etwas hatte ich noch nie. Ich will doch nur wieder dieses Gefühl zurück." Ich lege den Verbandkasten auf den Tisch und umarme ihn dann. Rafe erwidert die Umarmung zögernd und ich höre ihn schluchzen, worauf ich die Augen schließe.

Ja, Rafe ist ein Arschloch. Aber gerade eben habe ich realisiert, dass er ein zerbrochenes Arschloch ist. Er fühlt sich nutzlos und nicht geliebt.

Ich löse mich wieder von ihm, nachdem er sich beruhigt hat. ,,Die Drogen bringen dich nicht weiter, Rafe. Die machen dich nur noch mehr kaputt. Du musst damit aufhören." Er schluckt schwer, nickt dann aber leicht. ,,Hilfst du mir dabei?" Ich schaue ihm in die feuchte Augen. ,,Ich kann dir nicht helfen. Du musst es da alleine raus schaffen. Dafür musst du es aber wirklich wollen." Stille folgt. 

,,Was ist mit uns?", fragt er dann. Ich schüttle den Kopf. ,,Es gibt kein uns mehr, Rafe." Ich sehe die Enttäuschung in seinem Gesicht. ,,Aber", sage ich, ,,vielleicht können wir wieder Freunde sein." Ich schaue auf seine Brust. ,,Zeig mir, dass irgendwo da drin noch der alte Rafe ist", sage ich und deute auf die Stelle, wo sein Herz ist. ,,Der Rafe, in den ich mich verliebt hatte."

Ich nehme wieder den Kasten und laufe zur Tür. ,,Ash!" Ich schaue zu Rafe. ,,Danke", sagt er. Ich lächle ihn leicht an und sage dann, dass ich gehen muss. Er nickt und folgt mir zur Tür, worauf ich diese öffne. Kaum bin ich draußen, stoße ich auf John B. ,,Ash! Wo warst du?", fragt er. Anschließend entdeckt er Rafe neben mir. Er schaut uns beide abwechselnd an, bleibt mit dem Blick dann aber bei mir. ,,Ich wollte zum Wreck zu den anderen. Kommst du?" ,,Ja, ähm", sage ich und reiche Rafe den Verbandskasten. ,,Gehen wir."

The G-game | OBXWo Geschichten leben. Entdecke jetzt