14 - Drone

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,,Sobald die Luft rein ist, rennen wir rein und holen uns so schnell wie möglich die Drohne", sagt John B. Pope und Kie nicken, während ich JJ beobachte, wie er einen Joint dreht. Irgendwie kommt es mir so vor, als ob er seit vorhin so abwesend wirkt.

Ich muss die ganze Zeit an Rafes Aussage denken, als er gesagt hat, dass ich ihn mich für ihn und nicht JJ entscheiden würde. Dass JJ jetzt vielleicht denkt, dass ich etwas von Rafe will, ist ja noch das Eine, aber dass er womöglich mit dem Gedanken spielt, dass ich etwas von ihm will, ist das, was mich beunruhigt. Ich will nicht, dass er das denkt. Wenn heraus kommt, dass ich Gefühle für JJ habe, würde das unsere Freundschaft zerstören. Und ich kann JJ nicht verlieren. Er ist mir viel zu wichtig. 

Trotzdem frage ich mich manchmal, wie es wäre, wenn wir etwas miteinander hätten. Wie würde er sich gegenüber mir als festen Freund verhalten? Wie wäre es, jemand wie ihn immer an seiner Seite zu haben? Wie würde sich das anfühlen?

,,Virtuelle Realität." JJs Worte ziehen mich zurück in das wirkliche Leben. Er will sich gerade den Joint anzünden, jedoch nimmt Pope ihn und wirft ihn weg. ,,Bleib jetzt mal klar", sagt er.

Wir halten am Straßenrand an, worauf Kie aussteigt. Nachdem JJ meint, dass Pope zu angespannt wäre und John B zu Kie sagt, dass sie es schon schaffen wird, fahren wir weiter zum Schrottplatz. JJs Vater hat dort früher gearbeitet.

Während Kie ihr Auto weiter vorne parkt, halten wir eher hinten an. Dann steigen wir aus und verstecken uns hinter eine Art Holztisch. Wir beobachten Kie und warten darauf, dass sie den Wachmann ablenkt.

,,Wie läufts bei dir mit Kiara?", fragt JJ dann John B. ,,Es ist nicht... ansatzweise peinlich oder schräg oder so." Ich schaue zu meiner Linken, worauf JJ versucht sein Lachen zu verkneifen. ,,Ich hätte echt nicht gedacht, dass du tatsächlich auf mich hören würdest." ,,Was?" ,,Ich war hundertprozentig sicher, dass sie auf dich steht. Sogar Pope dachte das." Pope gibt ein Geräusch von sich, welches so viel wie "da bin ich mir nicht so sicher" bedeutet.

,,Heißt das, Kie hat dir einen Korb verpasst?", fragt JJ. ,,Keine Frage, ja", antwortet John B. ,,Verstehe." JJ schaut zu mir. ,,Dann hast du die Wette wohl gewonnen." ,,Ich habe nicht mal mit dir gewettet", sage ich grinsend und schüttle den Kopf. Johns Blick huscht zu uns. ,,Ihr habt darum gewettet, ob-" Er redet nicht mal weiter und gibt nur ein Seufzer von sich. ,,Vielleicht hättest du auf jemand anderen hören sollen." All unsere Blicke wandern kurz zu Pope, dann schauen wir wieder nach vorne.

Der Wachmann verlässt endlich den Schrottplatz und Kie lockt ihm zum Anhänger ihres Autos, um vorzutäuschen, dass es einen Platten gibt. ,,Los, gehen wir!", sagt JJ und wir rennen schnell zum noch offenen Tor. Bevor es wieder geschlossen ist, schaffen wir es noch alle auf den Schrottplatz. Wir rennen weiter und folgen JJ nach hinten zum Abschlepphof.

Bei einer Tür angekommen, nimmt JJ das Schloss zur Hand und versucht es mit der Zahlenkombination, welche auf dem kleinen Zettel in seiner Hand notiert ist, zu entschlüsseln. Nichts passiert. ,,Ist das die richtige Kombination?", fragt Pope dann. ,,Nein. Ich glaube, es ist die falsche", sagt JJ. Verdammt.

Auf einmal erscheint ein bellender Schäferhund. John B flucht und ist in der nächsten Sekunde schon weg. Panisch schaue ich die anderen an. Auch JJ läuft nun weg und ich entscheide mich ihm zu folgen, jedoch haltet er gleich wieder an. Verwirrt stoppe ich ebenfalls. ,,JJ, was tust du da?", frage ich. ,,Pope, lauf!", ruft er. Mein Blick huscht zu Pope, welcher sich nicht vom Fleck rührt und nun zu einem Rohr greift. Was ist bitte sein Ziel?

Da es so scheint, dass Pope sich nicht gerade gut verteidigen kann, greift JJ in seine Hosentasche und holt ein rotes Tuch hervor. Was hat er vor? ,,Hier, ein Spielzeug", sagt er und hält es in die Höhe. Der Hund reagiert sofort und rennt nun auf uns zu. ,,Scheiße!" Ich fange an, um mein Leben zu rennen. Ich warte nur noch auf dem Moment, in dem ich von dem Hund gebissen werde. 

,,Ash, hier!" Ich schaue nach rechts, wo ich den rennenden JJ entdecke. Er deutet auf das blaue, verrostete Schiff, welches vor uns liegt. Schnell renne ich dorthin und klettere dann die Leiter hoch, gefolgt von JJ. Oben verstecken wir uns und hoffen, dass wir den Schäferhund los sind, jedoch hört das Gebelle einfach nicht auf. 

Keuchend schaue ich zu JJ, welcher einen Finger vor den Mund legt. Kurz darauf ertönt eine fremde Stimme. ,,Wer auch immer da oben ist, komm raus!" Ich fluche leise und kneife die Augen zusammen. ,,Sofort! Zwing mich lieber nicht da hochzusteigen!" ,,Warte, Bobby!" Ich öffne meine Augen. JJ hebt seine Hände hoch und steht langsam auf. ,,Nicht schießen." ,,JJ", sage ich leise. Er schaut zu mir runter und nickt leicht zur Seite, was mir sagt, dass ich ebenfalls aufstehen soll. Ich hole nach Luft und mache ihm dann nach.

,,Ich bin's, JJ. Lukes Sohn." Nun waren wir nicht mehr versteckt und der Wachmann schaut uns beide abwechselnd an. ,,Was macht ihr da?" ,,Ich schwör' dir, ich wollte das nicht", sagt JJ und "Bobby" versucht den Hund zu beruhigen. ,,Mein Dad hat mich gezwungen." ,,Lüg mich nicht an!", sagt Bobby. JJ gibt aber nicht nach und fängt an zu erzählen, dass er den Schneidbrenner seines Vaters finden sollte. Mittlerweile waren unsere Hände wieder unten. ,,Er hat gesagt, wenn ich ihn nicht zurückhole... verprügelt er mich wieder." Ich schaue zu JJ, dessen Blick nach unten gerichtet ist. Kurz war es still.

,,Was für ein mieser Arsch", kommt es dann von unten. ,,Er wollte, dass ich meine Cousine mitnehme, damit sie mir beim Suchen hilft", sagt JJ dann. Cousine. ,,Es tut mir leid." ,,Kommt runter." JJ schaut zu mir. Ich nicke und während ich die Leiter herunterklettere, sagt Bobby, dass er uns fast abgeknallt hätte. Ja, wir wären auch fast von einem Hund zerfleischt worden.

,,Wir lassen uns was einfallen", sagt JJ als er ebenfalls unten war. ,,Ich sage, wir haben ihn nicht gefunden." ,,Alles klar." JJ entschuldigt sich nochmal, als ich ihm dann zum Ausgang folge. Dann lächelt er mich an und trocknet sich die Augen. Obwohl ich wusste, dass ihn das mit seinem Dad ziemlich trifft, lächle ich zurück. 

,,Was das Lügen angeht, habe ich Respekt vor dir", sage ich dann, als wir den Schrottplatz verlassen haben und gemeinsam zur Stelle laufen, wo wir den Van geparkt haben. Hoffentlich sind die anderen nicht ohne uns abgehauen. ,,Aber deine Cousine?", frage ich dann. ,,Ernsthaft?" JJ zuckt lächelnd mit den Schultern. ,,Ist dir was Besseres eingefallen?" Ich schaue stumm nach vorne. Wie wär's mit deiner Freundin?

Wir halten vor dem Wreck an. ,,Drohnen klauen mach ganz schön hungrig", sagt Kie. ,,Oh ja", äußere ich mich mit knurrendem Magen. ,,Was ich jetzt mit einem Bier und einem Teller Shrimps anstellen könnte", kommt es von JJ und wir steigen aus. ,,Das wäre ein Fest", sagt Pope. Das wäre ein Traum.

Wir betreten das Restaurant. Während Kie ihren Dad begrüßt, gehen die anderen und ich zu den Tischen. Dort beobachten wir essende Gäste. ,,Man, habe ich einen Hunger", jammert John B. Ich schaue das Essen auf dem Tisch an. Ich bin kurz davor die Gäste zu verscheuchen und mich wie ein Geier auf das Essen zu stürzen.

Mein Blick huscht zu Kie. Gerade schauen sie und ihr Vater zu uns. Wir winken ihrem Dad freundlich zu, in Hoffnung, dass er uns Nahrung gibt. Dann reden sie weiter, als Kie ihn umarmt. Ein gutes Zeichen. Wieder schaut sie zu uns. ,,Setzt euch." Halleluja! Wir geben Siegesgesten von uns und setzen uns dann an den Tisch.

Sobald uns Mr. C das Essen, welches noch übrig geblieben ist, gebracht hat, fangen wir an wie Tiere zu essen. Sowie John B stopfe ich mir so viel Pommes wie möglich in den Mund. Ich fühle mich gerade wie im Himmel.

Mit vollem Mund wirft John JJ Pommes zu, da dieser aber auch mit essen beschäftigt ist, kann er sie nicht fangen. Wir lachen, als Kie kommt. ,,JJ, Füße runter." Sie schlägt seine Füße vom Tisch und stellt einen Krug mit Wasser auf den Tisch, worauf ich mein Becher damit fülle.

Ich beobachte, wie Kie John B tanzend mit einer Fingerbewegung zu sich ruft. Dieser zögert nicht lange, bis er aufsteht und ihren Bewegungen folgt. Dann fangen die beiden an zu tanzen. JJ schaut zu mir, worauf ich nur lächelnd mit den Schultern zucke und dann weiter meine Pommes verschlinge.

,,Wolltest du heute Abend nicht zu Topper? Hat Rafe nicht so etwas gesagt?", fragt mich JJ dann und stellt seinen Becher auf den Tisch. Kurz muss ich überlegen, wovon er redet, als es mir wieder einfällt. ,,Ja, er hat mich zu einer Party eingeladen." ,,Und du gehst nicht hin?" Ich ziehe eine Augenbraue hoch und schaue zu ihm. ,,Denkst du ehrlich, ich hänge lieber mit Kooks anstatt mit euch ab?" JJ lächelt schulterzuckend. ,,Bald werden wir auch Kooks sein", sagt er. Ich lächle zurück und halte dann meinen Becher in die Höhe. ,,Holen wir uns das Gold."

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