18 - Deny, deny, deny

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Als John B und ich zurück beim Schloss ankommen, hält er die Pogue an und steigt dann ohne ein Wort zu sagen aus. ,,John", gebe ich von mir, aber er reagiert nicht. Ich seufze und verlasse das Boot ebenfalls.

,,John B." ,,Was?", fragt er genervt, bleibt auf dem Steg stehen und dreht sich zu mir. ,,Vielleicht hat JJ recht", sage ich und gehe zu ihm. ,,Vielleicht war das Gold nie da." Er schaut zur Seite und schüttelt den Kopf. ,,Diese Schmuggler haben es genauso wie wir gesucht. Sie waren vor uns da!", behauptet er. Ich seufze. ,,Und was willst du jetzt tun? Zu diesen gefährlichen Schmugglern gehen, sagen, dass es ein Missverständnis gab und dass das Gold dir gehört? Verdammt, wir haben es nicht gefunden und das müssen wir einfach akzeptieren!" ,,Ich akzeptiere das aber nicht!", sagt John und wird lauter. ,,Wir brauchen dieses verdammte Gold! Hast du das Band nicht gehört? Dad will, dass wir es uns holen!" ,,Dad ist nicht mehr hier!", kommt es von mir. John B sieht mich sprachlos an, doch ich wende meinen Blick nicht von seinen Augen ab. ,,Dad ist weg." Stille folgt. Da habe ich es gesagt.

,,Ernsthaft?", sagt John B dann. ,,Du also auch?" Ich schaue zur Seite und seufze. ,,Denkst sogar du, dass ich hier nur etwas erfinde?" ,,Nein, natürlich nicht!", gebe ich von mir und schaue in wieder an. ,,Aber denkst du wirklich, dass Dad noch irgendwo da draußen ist? Verdammt, er ist vor neun Monaten verschwunden! Das ist fast ein Jahr her! Wo soll er denn sein?" ,,Er ist noch da!", ruft John, worauf ich schweige. ,,Ich weiß es", fügt er mit zitteriger Stimme hinzu. ,,John-" ,,Nein", unterbricht er mich. ,,Weißt du was? Ich brauche euch nicht. Ich werde das Gold schon alleine finden." Er beißt auf seine Zähne, worauf seine Kieferknochen herausstehen. Dann dreht er sich um und geht. ,,John B", sage ich wieder, doch erneut ignoriert er mich. Ich seufze und bleibe stehen, bis ich ihm dann zum Schloss folge.

Als ich dort ankomme, ist John B bereits im Haus. ,,Hallo, Streuner", kommt es von drinnen. Verwirrt bleibe ich stehen und versuche vor der Veranda aus, durch die durchsichtige Tür, die Situation zu beobachten. Ich sehe, wie mir John einen Blick zuwirft, der mir sagt, dass ich verschwinden soll, doch da ich neugierig bin, was da drinnen vorgeht, rühre ich mich nicht vom Fleck. Er versteht, worauf ich hinaus will und redet dann mit Absicht ein wenig lauter, damit ich etwas mitbekomme. ,,Wissen sie was, Cheryl? Kein guter Zeitpunkt, um mich zu besuchen." Cheryl? ,,Es ist kein Besuch. Wir nehmen euch mit." Nun verstehe ich, was hier vorgeht. ,,Scheiße", fluche ich leise und schaue mich um, damit ich mich verstecken kann.

Ich gehe nach rechts und lege mich dort dann vorsichtig in einer der Boote, die vor der Veranda stehen, auf den Bauch. Dann versuche ich kein einziges Geräusch von mir zu geben, damit ich mithören kann. Jedoch funktioniert dies nicht sehr gut, da ich nun weiter entfernt als vorhin bin. Ich verstehe nur einzelne Wörter wie Onkel T, Mississippi, dann irgendwelche Geräusche, etwas von einem Albtraum, Vormundschaft, Asyl, heilige Grundlage... Ich ziehe ein verwirrtes Gesicht. Was geht da drinnen vor? Vorsichtig schaue ich ein wenig aus dem Boot heraus, was mich aber auch nicht wirklich weiterbringt.

,,John!", ruft die weibliche Stimme, die ich Cheryl zuordne. Dann höre ich wieder laute Geräusche und Rufe, die dann aber wieder aufhören. ,,Was...", gebe ich von mir und gehe wieder nach unten.

Eine Zeit lang bleibt es still und ich warte ungeduldig im Boot. Gerade als ich nachsehen will, höre ich, wie jemand auf die Veranda kommt. Ich bewege mich um keinen Zentimeter. ,,Wo ist deine Schwester?", höre ich Cheryl fragen. ,,Keine Ahnung." John B ist dazu gekommen. ,,Hier ist sie jedenfalls nicht." Ich kneife die Augen zusammen und bete, dass seine Lüge diesmal glaubwürdig rüberkommt. ,,Dann werden wir später wieder vorbeikommen, um sie auch noch abzuholen." Ich höre Schritte, und dann das Zufallen der Türe. Ich atme tief aus und versuche meine angespannten Körperteile zu beruhigen.

Ich schaue vorsichtig auf, um zu schauen, ob die Luft rein ist. Niemand. Plötzlich höre ich einen Motor aufstarten. ,,Nein, nein, nein", sage ich panisch, stehe auf und steige aus dem Boot. Ich sprinte nach vorne zu der Vorderseite des Schlosses, als ich gerade noch knapp sehe, wie der Polizeiwagen wegfährt. ,,Scheiße", fluche ich und renne nach drinnen.

,,John B?", rufe ich durchs Haus, in Hoffnung, dass er doch hier geblieben ist. ,,John B!" Nichts. Ich gehe in sein Zimmer. Auch hier, nichts. Sein Rucksack ebenfalls weg und... das Bild. Das Bild von Dad, welches immer an der Wand hängt, ist auch weg. Erneut fluche ich. Sie haben ihn einfach mitgenommen.

Ich laufe hinter JJs Haus, wo Stimmen zu hören sind. ,,Leugnen, leugnen, leugnen. Aber nur so zur Sicherheit: wir gehen nirgendwo hin ohne Schutz. Klar?" ,,Leute!", unterbreche ich JJ und Pope, ohne, um wissen zu wollen, worüber sie gerade reden.

,,Ash? Was machst du hier?", fragt JJ verwirrt. ,,John", ich hole nach Luft, ,,sie haben John B mitgenommen." ,,Wer?", fragt Pope. ,,Cheryl und irgendein Polizist, keine Ahnung! Aber sie bringen ihn zu einer Pflegefamilie. Das können sie nicht machen! Sie können ihn nicht einfach mitnehmen!" Aufgebracht laufe ich herum. ,,Warum haben sie dich nicht mitgenommen?", fragt mich Pope. ,,Weil- Darum geht es jetzt nicht, wir müssen John helfen! Er-" ,,Ash, jetzt beruhig dich mal!" JJ nimmt mich an den Schultern und zwingt mich ihn anzusehen. ,,Du kennst John B. Der wird da schon irgendwie alleine rauskommen, okay?" Ich will dagegensprechen, aber JJ hat recht. John B wird sich schon etwas ausdenken.

,,Aber das Schloss, ich kann dort nicht mehr hin. Sie werden zurückkommen und mich suchen." ,,Dann kommst du währenddessen zu jemanden von uns", sagt JJ. ,,Wir finden schon irgendeinen Unterschlupf für dich." Ich nicke. ,,Okay." Er lässt mich los und nickt ebenfalls. ,,Bist du mit dem Van hier?" ,,Ja, warum?" Er nimmt die Waffe, die ich erst jetzt auf dem neben uns liegenden Hackklotz bemerke. ,,Holen wir Kie ab. Sie wollte mit uns zu dieser Sommer-Filmveranstaltung." Mein Blick liegt weiterhin auf der Pistole, bis JJ sie in seinen Rucksack packt. Ich will etwas sagen, da geht er bereits zum Van. Mein Blick huscht zu Pope. Dieser schweigt aber nur, dreht sich dann ebenfalls um und geht. Ich atme tief aus und folge den beiden dann.

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