8 - Cameron

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Inzwischen ist es dunkel geworden. John B und ich liegen beide auf der Hängematte. Ich hab mich auf die andere Seite gelegt, sodass wir einander sehen können.

,,Es ergibt keinen Sinn", sagt er und öffnet den Kompass. ,,Dad ist keiner, der in Seenot gerät. Und dass dieser Kompass seinen Weg zu uns gefunden hat, der Kompass von Dad, der seit Generationen weiter gereicht wird, ist ein Zeichen." Er schließt den Kompass wieder. ,,Dad lebt noch. Und wir werden ihn finden." ,,Und wie wollen wir das machen?", frage ich. ,,Ich meine, es ist ja toll, dass wir seinen Kompass haben, aber was wollen wir damit anstellen?" ,,Scooter hatte ihn. Der Kompass war auf seinem Boot. Lana muss etwas darüber wissen, also gehen wir morgen zu ihr." Ich nicke, fluche dann aber. ,,Was ist?" ,,Ich kann nicht, Ward möchte etwas mit mir besprechen." ,,Was besprechen?" ,,Keine Ahnung. Topper ist bei der Fass-Party, als alles noch friedlich war, zu mir gekommen und meinte, er soll das von Ward ausrichten. Außerdem musst du noch die Taucherausrüstung zurück bringen." ,,Scheiße, stimmt", sagt John B. ,,Dann können wir ja gleich zusammen zu den Camerons und sobald du zurück von Lana bist, bin ich sicher auch schon wieder Zuhause."

Wir halten am Steg bei der Jacht an. Wie wir gestern besprochen haben, bringt John die Taucherausrüstung zurück und ich gehe zu Ward. ,,Gut, dann sehen wir uns Zuhause wieder", sage ich und steige aus dem Boot. ,,Ja, bis später", sagt John B und nimmt die Ausrüstung. Dann folge ich dem Steg entlang bis zum Haus der Camerons.

Beim Haus angekommen, will ich zum Eingang laufen, als jemand nach mir ruft. ,,Hey, Ash!" Ich stehe still, da ich sofort weiß, wessen Stimme das ist. Bitte nicht. ,,Ashley", kommt es erneut von hinten. Ich seufze und drehe mich um. Sarahs Bruder kommt angerannt. Rafe Cameron.

Ich hasse es, das zu sagen, aber Rafe ist mein Ex Freund. Ich kann selber nicht glauben, dass ich echt mal mit diesem Typen zusammen war. Das ist noch gar nicht so lange her, vielleicht zwei oder drei Monate. So lange, wie auch unsere Beziehung gehalten hat. Es war furchtbar.

Anfangs dachte ich echt, dass er ein anständiger, netter und süßer Junge ist. Das war während dem ersten Monat, in dem wir zusammen waren, auch so, bis sich herausgestellt hat, dass er ein Arschloch ist, welches Drogen zu sich nimmt und nur mit mir ins Bett will. Seither hat sich das nicht geändert.

,,Hey. Lange nicht gesehen", sagt Rafe, als er bei mir angekommen ist. ,,Das waren gerade mal so vier Tage, Rafe. Ich arbeite auf eurem Boot. Ich sehe dich so gut wie immer, wenn ich hier bin." Er kratzt sich am Hinterkopf. ,,Ja, ähm... Ist nicht so wichtig. Wie geht es dir?" ,,Gut." Er schweigt, da er wahrscheinlich auf eine Nachfrage von mir wartet, die er aber nicht bekommt. Wenn ich ehrlich bin, kümmert es mich nicht, wie es ihm geht. 

,,Gut, gut", fährt er fort, als er realisiert, dass nichts mehr von mir kommt. ,,Wir können sicher kurz reden, oder?" ,,Tatsächlich wollte dein Vater etwas mit mir besprechen, deshalb..." Ich drehe mich um und will wieder zum Eingang gehen, aber Rafe stellt sich vor mich. ,,Ja, was das angeht, gibt's nichts zu besprechen." Ich schaue ihn verwirrt an. ,,Was?" ,,Ich bin derjenige, der mit dir reden wollte." Ich brauche zwei Sekunden, bis ich verstehe. ,,Das heißt, du hast Topper zu mir geschickt?" Er nickt. ,,Ja, das war ich." ,,Idiot", murmle ich und drehe mich erneut um, aber Rafe versperrt mir wieder den Weg.

,,Willst du das jetzt den ganzen Tag machen?", frage ich genervt und schaue zu ihm hoch. ,,Wenn du kurz mit mir redest, lasse ich dich gehen." ,,Worüber willst du denn reden?" ,,Über uns." Ich seufze und verdrehe die Augen. ,,Rafe, zwischen uns läuft nichts mehr. Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben." ,,Warum nicht? Ich kann dir alles geben, was du willst! Du-" ,,Nein, Rafe! Ich will nichts von dir!" ,,Wieso?" Wir werden beide lauter. ,,Weil du ein Arschloch bist", sage ich und laufe an ihm vorbei. 

Ich denke, ich bin in endlich los, jedoch hält er mich plötzlich grob am Handgelenk fest. Ich stöhne auf und drehe mich wieder zu ihm. ,,Lieber kommst du mit mir als mit diesem dreckigen Pogue zusammen", sagt er und schaut mir direkt in die Augen. ,,Wovon redest du?", frage ich. ,,Denkst du wirklich, mir ist das nicht aufgefallen?" Er kommt mir näher, drückt fester zu und ich ächze wieder. ,,Rafe, du tust mir weh!" Er will wieder etwas sagen, doch dann ruft jemand seinen Namen. Wir schauen beide zum Steg und entdecken Sarah. Endlich lässt er mich los.

,,Hey! Was machst du hier?", fragt mich Sarah. Sie hat wohl nichts mitbekommen. Ich halte mein Handgelenk fest und schaue zu Rafe, dessen Blick danach droht, mir wieder weh zu tun, wenn ich etwas sage. ,,Ich... ich wollte nur mal vorbeischauen. Ich geh auch schon wieder", sage ich und zeige nach hinten. ,,Du willst von hier aus nach Hause laufen? Komm, ich fahre dich." Ich nicke. ,,Ja, das wäre großartig." ,,Gut, komm." Sarah geht zum Auto, welches vor dem Haus steht. Ich schaue Rafe noch ein letztes mal an, bis ich zu Sarah gehe und ins Auto steige.

Scheiße, was ist gerade passiert?

The G-game | OBXWo Geschichten leben. Entdecke jetzt